Zu Feierabend ließ ich mich erst mal zwicken, ob dieser Sonntag etwa nur ein Traum war...
Der kurioseste Arbeitstag meiner Laufbahn.
Zuerst - ich muss auch mal was nettes über den von mir so oft geschmähten Ostbahnhof sagen.
Gleich, kurz nach Arbeitsbeginn, schlug ich am selbigen auf, um 2 Minuten später mit einem israelischen Pärchen zum Flughafen Schönefeld durchzustarten.
"Something is wrong with the Bahn."
Keine Ahnung, was wrong with the Bahn war, aber immer wenn something wrong ist with the Bahn, ist der Ostbahnhof eine gute Anlaufstelle für einen Taxifahrer. Also nichts wie zurück.
Und haste nich gesehen, die nächste Tour ging wohin?
Jau, zwei Touren, zweimal SXF.
Ein drittes Mal konnte es nicht gut gehen (
"Was kostet es zum Watergate?"). Also gut, machte ich mich rüber nach Mitte, genauer gesagt zu meiner Lieblingshalte am Pariser Platz.
"Please can you bring us to Sans Souci Castle in Potsdam?"
Puuhh.
"Of course, I can."
Wenn man die Watergate-Tour mal außer Acht lässt, mit den drei ersten Touren über 110 € Umsatz,da kann man sich nicht beklagen.
Wer jetzt denkt, ganz schön bescheidener Kilometerschnitt, hat zuerst mal Recht. Aber es kommt noch besser.
"Haben Sie eine Stunde Zeit? Ich sage links oder rechts. Wir machen eine kleine Stadtrundfahrt."
Ein Stadtführer suchte sich meine Taxe aus, um einer vornehmen Lady die Innenstadt-Ost zu zeigen.
Mehrere Stopps auf der Tour (einiges an Wartezeit) und schon sah es wieder etwas besser aus mit dem Kiloneterschnitt.
Aber auch das war noch zu toppen.
Das mit dem Umsatz sah jetzt richtig gut aus und das hat, speziell im April etwas beruhigendes.
"Was kostet es denn zum Brücke Museum?"
Auch eine ganz gute Tour, aber am gestrigen Tag überraschte mich das nicht mehr weiter.
Ein netter älterer Herr, seines Zeichens Schweizer Staatsbürger,
Flieger und viel wichtiger in diesem Zusammenhang Künstler.
Er bereitet sich momentan auf eine zweimonatige Kunstaktion im Mai dieses Jahres in Berlin vor und sieht sich zur Vorbereitung hier um, um die Stadt besser kennenzulernen. Motto der Aktion: 1 Quadratmeter. Im Moment scheint es im Netz aber noch keine Infos dazu zu geben.
Wir hatten eine interessante Unterhaltung und kurz vor dem Ziel fragte er mich nach meiner Telefonnummer, um bei Bedarf wieder mit mir fahren zu können. Das mache ich aber grundsätzlich nicht mehr, da solche Anrufe erfahrungsgemäß immer dann eintrudeln, wenn man sie überhaupt nicht gebrauchen kann. Stattdessen schlug ich ihm vor, vor dem
Museum auf ihn zu warten, wenn es nicht allzu lange dauern sollte.
Halbe Stunde maximal meinte er.
"Okay, das kann ich machen."
"Kommen Sie doch mit. Ich bezahle Ihnen den Eintritt."
Kurz musste ich überlegen. Aber nur kurz. Und so kam es, dass ich umsonst eine fachkundige Führung durch das Museum der
Brücke-Künstler erhielt, einschließlich der Erläuterung des Unterschieds zwischen den Techniken der Lithografie und des Linolschnitts. Und direkt anschließend wieder Geld verdienen konnte. Nochmal vielen Dank.
Mein Fazit dieses Museums:
Klein, aber lohnt sich für Menschen, die an den Brücke-Künstlern interessiert sind.
Sein nächstes Ziel war dann das Museum Bergruen. Auch nicht schlecht.
Meine letzte Tour zog sich, ging dann aber nach Tegel.
Mein Tourenschnitt an diesem Tag:
21,50 € pro Tour
Mein Kilometerschnitt:
1:1
Der Gesamtumsatz war gar nicht so spektakulär, wie man denken könnte,
aber lauter interessante und nette Menschen an Bord. Und ein Traumwetter. Ein Tag wie aus dem
Bilderbuch
Ich finde, solch einen Tag habe ich mir mal verdient.