Nachdem ich am Sonntag meinem 2. Wohnzimmer den Rücken gekehrte habe, weil mir da
zuviel Trubel entstanden war, postierte ich mich nur ein paar hundert Meter weiter am Grand Hotel.
Es ging auch zügig vorwärts und nur kurze Zeit später war ich dort Erster. Der Umsatz war für die Uhrzeit in Ordnung und so konnte ich gelassen der Dinge harren, die da kommen sollten.
Auf der anderen Straßenseite stand ein älteres Paar mit einem Herrn. Der einzelne Herr war aufgeregt am Telefonieren und überquerte dabei die Friedrichstraße in meine Richtung. Es sah aber nicht so aus, als hätten die Herrschaften Interesse an einer Taxifahrt und so war ich doch überascht, als er auf mich zusteuerte.
"
Ich bin gerade etwas in der Klemme. Normalerweise habe ich einen eigenen Taxibetrieb, der für mich arbeitet. Die haben mich heute aber im Stich gelassen. Ich suche einen Taxifahrer für 5 Stunden Stadtrundfahrt. Haben Sie so viel Zeit? Ich kann ihnen XX pro Stunde zahlen."
Schon nachdem ich den Stundenlohn gehört hatte, war mir klar, dass wir temporäre Geschäftspartner werden würden. Und als er hinzufügte, dass unter anderem das
Gleis 17 zum Programm gehört, da seine Gäste ältere Juden aus New York waren, war der Fall geritzt.
"So lange ich nicht nach Jahreszahlen gefragt werde, können wir das gerne machen."
"Nein, nein, ICH bin der Stadtführer."
Es war eine der interessantesten Touren meiner Laufbahn. Ich habe einiges gelernt und das
Gleis 17 stand schon lange auf meiner Liste. Nun da ich da sogar bezahlter Weise hingekommen bin, werde ich vielleicht dieser Gedenkstätte irgendwann demnächst einen gesonderten Artikel widmen.
Sehr aufschlussreich auch, einen Stadtführer bei der Arbeit zu beobachten. Unsereins hat ja meistens nur kürzere Strecken in Berlin hinter sich zu bringen, in denen man was über die Stadt erzählen kann oder muss. So ein Profi muss ja stundenlang quatschen, fast ohne Pause, Punkt und Komma. Hut ab!
Das einzige Problem, das ich in diesen 5 Stunden hatte, war, mir geeignete Halteplätze zu suchen, während meine Fahrgäste zu Fuß unterwegs waren. Das ging, bis auf am Hackeschen Markt wider Erwarten aber ziemlich gut.
Darüber, wie der Umsatz an diesem Tag aussah, brauchen wir, glaube ich, nicht zu reden.
Und diese Woche geht es ja wieder los mit Fashion-Week und Bread and Butter. Und danach geht es erst mal wieder für ein paar Tage weg.