Mittwoch, 30. September 2009

Schwarz und gelb sind gute Farben




Alte Geschichten (4)

Zentrale: "Kind fährt alleine, [Halte spielt keine Rolle]"

Ich: "[Konzessions Nr. spielt keine Rolle]"

Zentrale: "Der 10-jährige Oskar [Nachname spielt keine Rolle] in der [Straße nähe Mariannenplatz] fährt alleine."

Ich: " [Übliche Floskeln, danke]"

Der 10-jährige Oskar war für sein Alter außergewöhnlich klein, sehr klein. Er gab mir die Adresse in einer Kreuzberger Straße. Dort angekommen, es war... eine Percussion-Schule.

Bloß gut, dass er nicht noch angefangen hat zu singen.

[Ich hoffe, ich muss den Gag jetzt nicht erklären.]
Tipp: Heute vor zehn Jahren gab es einen Literatur-Nobelpreis.

Montag, 28. September 2009

Wie sag ich's nur?

Ich habe mir seinerzeit in München schon den Mund fusslig gequatscht. Wie erklärt man jemanden aus dem Süden (oder vielleicht sogar Westen) den Inhalt und die Bedeutung eines Berliner Kiezes? Dieser Begriff steht für mich für die Lebensqualität Berlins. Berlin ist sehr dezentralisiert organisiert und das ist auch gut so. :-) Vom großen Ganzen bis hinein in, halt den Kiez. Bei diesem Begriff kann ich mit Fahrgästen reden und erklären und was von direktem Wohnumfeld erzählen. Aber nicht jedes Wohnumfeld ist ja auch gleich ein Kiez. Ich glaube Im Endeffekt verständlich machen konnte ich es bis jetzt noch nicht. Erst gestern hat wieder einer das Rotlicht-Milieu auf dem Kiez in St.Pauli damit in Verbindung gebracht. Ich hatte Mühe, zu erklären, dass es in meiner Nachbarschaft keine Puffs gibt. Und vor kurzem behauptete einer, das sei alles Quatsch, es gäbe nur einen Kiez in Deutschland (der in St.Pauli).
Was mache ich nur falsch?

Der Begriff bei Wikipedia kommt dem nahe: soziales Bezugssystem.

Auflösung Bilderrätsel (11)

mime hat völlig recht. Gratulation!

Durch googeln konnte man herausfinden, dass der Satz eigentlich von Schiller (Wilhelm Tell) stammt. Warum genau jetzt dieses Zitat auf dem Denkmal von Albrecht von Graefe, Professor der Augenheilkunde, steht, na ja, wohl wegen des Lichts. Es steht direkt an der Charité, Luisen/Schumann.
Ich wohne ja in "seinem" Kiez.
Einen Sonderpreis könnte ich aber auch an Aro vergeben, wegen der orginellen Assoziation. :-)


@mime
nein, dort an der Ecke arbeitet M., die ich ab und zu abhole.

Freitag, 25. September 2009

Bilderrätsel (11)

Zu gewinnen gibt es...nichts

Auf wessen Denkmal in Berlin steht dieser Satz und wo genau befindet es sich?


Für Nicht-Berliner reicht auch die Antwort auf die erste Frage
Tipp: Googeln irritiert.

Taxifahren in aller Welt

Beim Berliner Taxiblogger gibt es ja eine Rubrik Namens "Taxis in aller Welt."
Bei Spiegel-online habe ich durch Zufall die dazu passenden Taxifahrerlebnisse gefunden.

Mittwoch, 23. September 2009

Hamburg - Berlin

Gleich vorweg, ich bin wirklich der Aller-Allerletzte, der mit Ressentiments und platten Verallgemeinerungen irgendwelchen regionalen Grabenkämpfen das Wort reden will. Sowas läuft bei mir unter Lokal-Chauvinismus. Aber aus aktuellem Anlass, möchte ich hier jetzt mal ausführlich auf meine Äussserung, die Hamburger und die Berliner seien sich nicht grün, eingehen.

Dass es eine Rivalität zwischen diesen beiden deutschen Großstädten gibt, war mir vor meiner Zeit als Taxifahrer völlig unbekannt! Im Gegenteil. Ich war zwar erst einmal zuvor in Hamburg,  war aber völlig fasziniert vom Hamburger Hafen, auch weil mich Schiffe schon seit meiner Kindheit interessiert haben. Auch den Hamburger Fischmarkt, auf dem ich einen ausführlichen Kneipenbummel am frühen Morgen mit einem Heringsbrötchen beendet hatte, empfand ich als einzigartig.

Während meiner Zeit als Taxifahrer hatte ich dann aber ein paar, sagen wir mal seltsame Hamburger Fahrgäste.

Zum Beispiel die Fotografin im letzten Post.

Da war der ältere Fahrgast, der unbedingt von seinem Hotel zu einem Restaurant im Hamburger Bahnhof wollte, weil er sich da ein bisschen zu Hause fühlen konnte (Das war ernst gemeint. Seine ihn begleitende Tochter saß kopfschüttelnd daneben).

Da waren die ungefähr Mitt-Dreissiger, die mich so was von oben herab behandelt haben, wie ich es vorher und nachher nicht mehr erlebt habe.

Ausserdem fiel mir vielfach auf, dass bei Fahrten mit Hamburger Fahrgästen, die ich auf bestimmte Sehenswürdigkeiten in der Stadt aufmerksam machte, mit 90%iger Wahrscheinlichkeit ein: "Das haben wir in Hamburg auch" kam. Ständig waren sie dabei, ihre Stadt mit Berlin zu vergleichen. Sehr häufig musste ich mir Geschichten von Hamburger Sehenswürdigkeiten anhören, obwohl wir ja gerade durch Berlin fuhren. Wirklich, damals war ich noch nicht selektiv in meiner Wahrnehmung, was ich zugegebener Maßen heute etwas bin.

Ein Fahrgast (HH) mit zwei Begleitern, die ich zum Auswärtigen Amt fuhr, war nur am Ablästern, obwohl ihn seine zwei Begleiter von den Vorteilen Berlins zu überzeugen versuchten. Er meinte ständig, dass Berlin dieses noch müsste, jenes weniger müsste, dort noch was unternehmen sollte, so dass ich ihn ansprach, ob er denn aus Hamburg komme (zu dem Zeitpunkt war ich schon etwas sensibilisiert). Daraufhin war erstmal Ruhe.

Ein weiterer Fahrgast, Vorstandsberater eines großen Konzerns, den ich mehrfach fuhr, bat mich immer darum, nicht über Kreuzberg zum Hauptbahnhof zu fahren: "Berlin ist ja schlimm, aber Kreuzberg ist das allerletzte. Diese Menschen hier."

Ich sprach dann mal einen, mir sehr vernünftig erscheinenden HHler auf dieses Phänomen an. Das war der besagte Vattenfall-Fahrgast (wohl ein höheres Tier). Der hat mir das sehr ausführlich erklärt. Auch er sei früher auf Konfrontation mit Berlin gewesen. Erst durch den ständigen Aufenthalt beruflicher Natur, sei er zu einer anderen Einstellung zu Berlin gekommen. Er habe irgendwann seiner Familie vorgeschlagen, ihn für ein paar Tage in Berlin zu besuchen, was diese zuerst strikt abgelehnt hätte (wie wird man da behandelt). Sie ließen sich aber doch überreden. Und fanden dann Berlin nicht mehr sooo schlimm. Auf meinen Einwurf, dass aber der Hamburger Hafen auf mich sehr faszinierend gewirkt habe, entgegnete er: "Aber kulturell kann doch Hamburg Berlin nicht das Wasser reichen."
Er sei jetzt zu dem Schluss gekommen, dass es beiden Städten gut gehen muss.

Ganz meine Meinung!

Eine private Analyse dieser Rivalität möchte ich nicht machen, Und ganz so schlimm finde ich es auch nicht. Frage mal einen Kölner nach Düsseldorf. :-)

Umzug von Berlin nach Hamburg.

Dienstag, 22. September 2009

Alte Geschichten (3)

Die folgende Geschichte habe ich zum Teil schon mal beim Sash in den Kommentaren geschrieben, aber nicht komplett. Also hier die ganze:

Eine Dame steigt am Ostbahnhof in's Taxi. "In die Linienstr. xy. Auf dem kürzesten Weg". Schon nach einer Minute fing sie an zu lamentieren: "Was ich da gerade wieder gelesen habe. Da stand in der Zeitung, ich sei aus Berlin. So ein Quatsch, ich wohne seit 15 Jahren in Hamburg."
Ich war damals noch sehr unsicher in meinem Umgang mit schlecht gelaunten Fahrgästen und so wollte ich vorbeugen: "In der Linienstr. sind zur Zeit wechselnde Einbahnstraßen-Führungen. Müssen wir jetzt mal schauen." "Sie haben da doch so ein Navigationsgerät, schalten Sie das ein." Okay, Adresse in's Navi eingegeben, wohlwissend, dass dieses ja auch nicht wissen kann, ob sich die Straßenführung seit letzter Woche wieder geändert hat. Ausserdem hatte ich es auf stumm geschaltet. Kam auch prompt die Reklamation: "Aber das sagt ja gar nichts." "Ich habe den Ton aus." "Schalten Sie ihn ein. Ich will das mithören." Also Ton an. Ab jetzt schwitzte ich Blut und Wasser. Wenn das mal gut geht. Ich versuchte es dann mit freundlicher Konversation. "Sie stehen in der Zeitung?" "Ja, ich bin eine Fotografin und habe dort eine Ausstellungseröffnung." Und lauschte weiter den Ausführungen meines Navis. Durch Zufall hat uns das Navi dann von der  richtigen Seite direkt vor die Galerie geführt. "So, 8,70 Euro bitte." Sie hatte einen 10 Euro-Schein in der Hand. "Ziehen Sie 9,70 ab." "9,70?" "Ja, ich gebe immer 1 Euro Trinkgeld."

Ich wusste es zu der Zeit noch nicht - Hamburger und Berliner sind sich nicht grün. Das habe ich erst von einem Vattenfall-Fahrgast erfahren. Seinens Zeichens Hamburger. Erst durch den  regelmäßigen Austausch zwischen Vattenfall-Berlin und Vattenfall-Hamburg meinte er, habe er gelernt, dass es beiden Städten gut gehen muss.

Es ist vollbracht

It's done. Gerade eben habe ich meine Briefwahlunterlagen versandfertig gemacht.



Während mein schicker Lamy noch wie ein Adler suchend nach Beute über dem Stimmzettel kreiste, dachte ich mir, irgendwie ist dieses Wahlsystem für'n Arsch. Entweder - Oder.
Mein System wäre anders. Man müsste jede Partei bewerten, z.B. mit einer Skala von -5 bis +5. Also NPD -5, FDP -2, CDU -1, SPD +1, Grüne +1, Piraten +2, Linke +3. Wie die Wahl dann wohl ausgehen würde?
(Das Beispiel oben ist natürlich nur ein Beispiel. Übereinstimmung mit meinem richtigen Stimmzettel wären rein zufällig.)

Apropos Piraten: Die "FDP für Mac-User" (geklaut, ich weiß aber nicht mehr wo.)  hat aber wenigstens  noch ein orginelles Wahlplakat nachgeschoben.




Montag, 21. September 2009

Marathon Nachtrag

Ich habe mir jetzt nochmal den Artikel aus der Berliner Zeitung genauer durchgelesen, den ich im letzen Post verlinkt habe.
Darin heißt es:

"[...] Er informierte zugleich auch über die generelle rechtliche Lage bei einer solchen Panne: Sein Unternehmen vermittle als Dienstleister lediglich die Aufträge zwischen dem Besteller, also dem Fahrgast, und dem jeweiligen Taxibetrieb oder deren Fahrer. Für das Zustandekommen eines Beförderungsvertrages jedoch könne Taxi Funk keine Garantie übernehmen."
alles lesen

Wann tritt denn eigentlich solch ein Beförderungsvertrag in Kraft? Bleiben wir mal bei dem Beispiel Berlin-Marathon. Mal angenommen, ich nehme einen Funkauftrag an, der vom Planufer (um in meiner Ecke zu bleiben) zum Ostbahnhof führen soll. Das geht einfach nicht. Auf keiner Strecke!*  Ich kann vielleicht noch anbieten, den Kunden zum Hauptbahnhof zu bringen, aber wenn der Bus vom Ostbahnhof startet... Momentan fährt ja auch die S-Bahn nicht.

Habe ich mich schon durch das Melden für diesen Auftrag verpflichtet, wenn der Kunde einsteigt und mir das Fahrziel mitteilt oder  wenn ich den Taxameter einschalte? Kann ich im gegebenen Fall solch einen Auftrag ablehnen?
Und bin ich als Taxifahrer u.U. dafür haftbar?


*( Jetzt habe doch eine Umfahrung gefunden. Diese würde aus einer 2,5 km Tour eine fast 15 km Tour machen. Vielleicht ist es das, was mein Chef meint?)

Sonntag, 20. September 2009

Marathon

Seit 3 1/2 Jahren arbeite ich nun bei meiner jetzigen Taxibude. Und jedes Jahr Ende September gibt es folgenden Dialog zwischen meinem Chef und mir:
"Ey, Chef, nimm mich am Sonntag bitte aus der Liste."
"Okay, ist klar. Warum?"
"Da ist wieder Marathon."
"Aber das ist doch gut zum Taxifahren."
"Na, da kann man doch nicht fahren."
"Viele Fahrer freuen sich auf den Marathon, da muss man so weite Umwege fahren."
"Kann ich mir nicht vorstellen."
"Da muss man halt alles über den Stadtring oder den Tiergartentunnel machen."
"Aber bis man dann in einer der Straßen ist, die man befahren kann, steht man doch elendig lange im Stau."
"Ich sag ja nur, viele freuen sich darauf."
"Für mich ist das nichts."
Um das mal zu verdeutlichen, hier der Streckenverlauf des Berliner Marathons:


Scan vom Flyer, der an jeden Haushalt entlang der Strecke verteilt wurde.

Man sieht ganz deutlich: Einmal mittendrin - es gibt keinen Ausweg.

Die Sonntagsliste an der Ablöse war voll.
Was mich wirklich  interessieren würde: Ist ein Marathon tatsächlich beliebt bei den Taxifahrern?  Ich weiß, hier im Blog kommen in erster Linie Nachtfahrer vorbei. Aber vielleicht lesen doch auch ein paar andere mit (in anderen Städten gibt es ja auch Marathons)?

Gestern zum Feierabend kriegte ich dann noch einen Eindruck, wie man sich da anscheißen schmieren kann. Samstags sind ja schon die Skater dran. Meine Ablöse ist östlich des Kottbusser Damms, mein Wohnort westlich davon. Der Zeitplan lautete: Kottbusser Damm 16:37 - 17:25 Uhr. Ein Überqueren ist nicht möglich.
So hatte ich mir vorgenommen, rechtzeitig Feierabend zu machen, um es noch vor den Skatern nach Hause zu schaffen. Leider  ist mir ein Winker dazwischen gekommen, der um ca. 15:30 Uhr noch nach Moabit wollte, was 'ne Menge Zeit gekostet hat. Zwar hat diese Tour eine schöne runde Umsatzsumme voll gemacht, aber auch meinen Zeitplan vermasselt.
So kam ich ungefähr fünf Minuten zu spät und musste als vierter am Maybachufer eine Stunde lang den Skatern zuschauen, ca. 500 Meter von meinem Feierabend-Kaffee entfernt. Parkplatz war nicht, es ging weder vor noch zurück.

P.S.
In der Berliner Zeitung gibt es eine Rubrik namens Ombudsfrau.
Einen Artikel zum Thema Taxi und Marathon gibt es hier.


Mittwoch, 16. September 2009

Soweit wird es nicht kommen

Es sind nur noch 11 Tage bis zur Bundestagswahl. Und immer noch ist es nicht eindeutig geklärt, wo meine Kreuzchen landen werden. Eine Entscheidungshilfe in Sachen Piraten Partei waren gestern die Kommentatoren bei Spreeblick. Es schrieb der Autor Frédéric Valin:
"
Es reicht nicht, ein paar Punkte unter ein Programm zu schreiben, das sich ausschließlich mit Online-Bürgerrechten befasst, und schon ist man eine Partei. Das grundsätzliche Problem der Piraten ist, dass sie in weiten Teilen den Eindruck vermitteln, sie wollten keine Politik machen."
Und forderte eine Werte-Debatte bei den Piraten ein.
mehr...
Und was dann von Piraten und deren Anhängern in den Kommentaren kam, war teilweise beschämend. Also die sind jetzt bei mir weg vom Fenster. Und natürlich macht es die Sache auch nicht einfacher, wieder einen ausschließen zu können.

Sonntag, 13. September 2009

Adlon-Gäste

Das Wochenende war durchwachsen bis durchschnittlich gut. Die Partygäste am frühen Morgen haben ziemlich geschwächelt, was aber durch relativ guten Touristenandrang wett gemacht wurde.
Zusätzlich habe ich am Samstag Morgen verschlafen, was sich auch nicht besonders positiv auf den Umsatz ausgewirkt hat. Aber von zwei Fahrten möchte ich jetzt trotzdem berichten.

Das Hotel Adlon muss man, glaube ich, nicht mehr besonders beschreiben. Wahrscheinlich das renommierteste Hotel Berlins. Und das will was heißen, bei der hohen Anzahl von 5 Sterne Hotels, die die Stadt inzwischen zu bieten hat.
Ich stehe also am Sonntag Morgen vor dem Adlon. Der Umsatz war noch nicht gut, und ich habe gerade darüber fantasiert, wie schick es wäre, wenn ich jetzt einen Fahrgast zum Flughafen Schönefeld bekommen würde. Das habe ich dann aber gleich wieder verworfen:
Im Adlon wohnen und von Schönefeld fliegen?
Schönefeld ist der Berliner Billigfliegerhafen.
Der Doorman brachte einen Fahrgast mit Koffer zu mir ans Auto. Beim Verladen seines etwas schäbig aussehenden Gepäcks ist dann auch gleich der Griff auseinandergefallen. Ich war also auf Hauptbahnhof, der gleich um die Ecke liegt, eingestellt. Nein - meine Träumereien von SXF gingen in Erfüllung. Wohnt im Adlon und fliegt mit "Easy-Jet".

Mittags hat es mich dann wieder an's Adlon verschlagen. Diesmal kamen zwei jungsche Typen, die, wären sie aus dem Berghain gekommen, passend gekleidet gewesen wären. Bei ihnen hatte sich nicht mal der Doorman die Mühe gemacht, ihr Gepäck an's Auto zu bringen. Und wieder gings nach SXF! Diese beiden waren aus München und wollten mit dem Billigableger der Lufthansa "Germanwings" nach Hause.
"Schickes Hotel, dieses Adlon"
"Aber dieses Felix ist ja ein versnobter Laden"

Ich musterte noch mal ihr, na ja, etwas verloddertes Out-Fit.
"Äh, ja. Waren Sie beruflich oder urlaubsmäßig in Berlin?"

"Von beidem etwas. Auch beruflich."

Meine Vermutung ging irgendwie jetzt so in die Richtung, Tontechniker oder so.
"Was machen Sie denn so beruflich?"
"Aktien, Wertpapiere. Unsere Bank hat uns für eine Nacht eingeladen. Ins Adlon und große Party im Felix."

"Ihre Bank? Meine Bank hat mich noch nirgendwohin eingeladen."

"Unsere macht das jedes Jahr. Die 50 umsatzstärksten Kunden kriegen ein Wochenende in Berlin."

Zuerst dachte ich, die verarschen mich, aber dann unterhielten sie sich untereinander über Details der Party und die Ausstattung der Zimmer. Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, aber wahrscheinlich waren die echt. Und ganz nette Kerls.

Ich glaube, ich muss mal mit meiner Sparkasse reden.


[Eine Fahrt Adlon nach SXF bringt so ungefähr 33 - 35 Euro.]

Donnerstag, 10. September 2009

Alte Geschichten (2)


"Folgen Sie unauffällig diesem Wagen."


Diesen Satz sagt meistens der Detektiv, der einen Verdächtigen verfolgt. Oder der eifersüchtige Ehemann, der seine Gattin überwacht. Oder wenn Harry schon wieder den Wagen nicht vorgefahren hatte.
Ich weiß gar nicht, wie viele Filme ich schon gesehen habe, in denen mit diesem Satz auf den Lippen ein Mensch in ein Taxi einsteigt.

(Leider fällt mir gerade kein einziger Titel dazu ein. Weiß jemand einen konkreten Film?)

Mir ist es (leider?) noch nie passiert.
Aber so ähnlich.

Ich stand am Schlesischen Tor als Erster. Zügig überquert ein Paar die Kreuzung und steuert auf mein Auto zu. Beide mit ziemlich gehetztem Gesichtsausdruck und er auch noch genervt.
"Folgen Sie der U-Bahn!"
Hä?
"Einfach hier an der U-Bahn entlang"
Okay.

Der Herr in sehr gereiztem Tonfall:
"Meine Begleiterin hat in der letzten U-Bahn unseren Rucksack liegen lassen und wir müssen jetzt versuchen, diese U-Bahn einzuholen. Da sind ganz wichtige Dokumente drin."

Da die U1 auf diesem Streckenabschnitt überirdisch fährt, immer an der Straße entlang, hatte ich tatsächlich die Hoffnung, dass das klappen könnte. Leider sind die Bahnhöfe selbst von der Straße aus nicht einsehbar und so wurde es eine ziemliche Blindfahrt. Und am Gleisdreick verschwindet sie unter der Erde. So bin ich im Endeffekt bis Endstation Uhlandstr. gefahren, da sie von der BVG die telefonische Auskunft erhielten, dass dort die Züge gleich wieder kehrtmachen.
Ich hoffe, dass sie dort den richtigen Zug erwischt haben und der Rucksack noch an seinem Platz war.

Mittwoch, 9. September 2009

Alte Geschichten (1)

Beim Taxifahren erlebt man ja immer wieder verrückte Geschichten. Früher habe ich diese Geschichten nur zu Hause oder im Freundeskreis erzählt und jedesmal Lacher oder Entsetzen oder ungläubiges Erstaunen oder was immer auch geerntet.
Nachdem das mit den Blogs immer mehr aufkam und ich selber zum eifrigen Blogleser wurde, überlegte ich mir irgendwann, selber mit meinen Geschichten an die "Öffentlichkeit" zu gehen. Auch so ab und zu Frust abzulassen könnte ja nicht schaden. Zuerst hatte ich mich ja ziemlich geziert (schon wieder den Umgang mit neuer Software lernen, wie ist das mit der Haftung für evt. bescheuerte Kommentare usw.) na ja, den Rest kann man ja hier lesen.

Und so ab und zu fallen mir wieder Geschichten von "früher" ein, derenwegen ich überhaupt auf den Gedanken gekommen bin zu bloggen. Und die möchte ich nun nach und nach hier noch loswerden.


Heute die Geschichte der Düsseldorfer Schicki-Micki-Cabriofahrer.
An einem Sonntag im Sommer letzten Jahres. Auf der Warschauer Brücke drei Winker: Zwei jüngere Damen und ein etwa gleichaltriger Herr. Alle drei mit coooolen Sonnenbrillen und ziemlich blond.
"Wir würden gerne schwimmen gehen, an einen Strand, soll es doch in Berlin so viele geben."

Gibt es in Berlin tatsächlich einige, alle an der Spree gelegen, ein bisschen Sand verstreut, ein paar Liegestühle hingestellt, eine Bar mit Getränken, Musik, fertig.
Ich schlug das Badeschiff (der einzige "Strand", wo man tatsächlich auch schwimmen kann) vor, gerade mal eine Kurzstrecke weit entfernt. Sie waren einverstanden. Wohl auch, weil sie eh' keinen anderen Plan hatten.


Größere Kartenansicht

"Wissen Sie, wir sind eigentlich aus Düsseldorf mit dem eigenen Auto hierher gefahren. Aber das ist ein Cabrio. Und gestern hat einer hier in Kreuzberg zu uns gesagt: 'Na, der würde ja auch gut brennen.' Jetzt trauen wir uns nicht mehr mit dem Auto auf die Straße. Wir lassen es in der Tiefgarage des Hotels."


Ob ich jetzt den Autoabfacklern Provision geben muss?

Sonntag, 6. September 2009

Beinahe

Ich stand an der roten Ampel, bereit zum Rechtsabbiegen. Neben mir auf dem Radweg zwei Radfahrer. Okay, Ampel wird grün. Der erste Radfahrer fährt los. Wo bleibt der zweite? Im Außenspiegel war er nicht zu sehen. Also Kopf drehen und langsam nach vorne gerollt. Noch mehr den Hals verdreht. Da steht der Vollpfosten mitten auf dem Radweg so halb auf der Kreuzung und studiert den Stadtplan, völlig merkbefreit und ungerührt vom Auto- und Fußgängerverkehr. In mich hineinfluchend und immer noch nach hinten schauend, ob er vielleicht jetzt doch noch ... habe ich dann beschleunigt und beinahe einen Rollstuhlfahrer, der mit seiner Begleitperson völlig legal den Fußgängerüberweg üerquerte, über den Haufen gefahren.
Soweit sind wir also schon, wegen dieser unberechenbaren, sich um nichts anderes als sich selbst kümmernden Radfahrer fährt man beinahe Rollstuhlfahrer, Fußgänger oder vielleicht auch Kinder über den Haufen. Ich bin mir sicher, der Radfahrer war sich keiner Schuld bewusst. Und mir steckt der Schreck noch immer in den Knochen. Es war wirklich knapp.


[Ich bin selbst häufig mit dem Fahrrad unterwegs]