Mittwoch, 29. April 2009

Verdrängung

Meine Lieblings-Gegenden zum Taxifahren sind eindeutig Kreuzberg und Friedrichshain. Also könnte ich ja zufrieden sein, wenn die Menschen da etwas mehr Geld hätten. Aber nicht um jeden Preis. Ich fahre unter anderem deshalb so gerne dort, weil die Fahrgäste angenehm sind (zumindest sehr viele). Ich bin kein Fan von Schicki-Micki Fahrgästen. Ich bin zwar kein 100% -er Anhänger von Mediaspree versenken, aber mit ihrem Grundanliegen haben sie schon recht.
Zum Thema Mieterverdrängung gibt es heute in der Taz einen lesenswerten Artikel. Kreuzberger: Lasst euch nicht unter unterkriegen. Überlasst Kreuzberg nicht dem Bionade-Biedermeier (herrliches Wort). Und zwar ohne Randale!! Und ohne brennende Autos!!

Und ehrlich gesagt, das hier finde ich auch nicht weiter schlimm.



Bilderrätsel (3)

Zu gewinnen gibt es... nichts.

Diesmal was ganz einfaches.
Wie heißt diese Straße inzwischen?


Dienstag, 28. April 2009

Früher

Was ich früher so gemacht habe.

Das ist meine alte Wohnung in 3D gezeichnet.









Das ist die Visualisierung eines Bühnenstücks







So was


Oder solche Spielerchen



Montag, 27. April 2009

Haut und Haare

An Sonntag war an der Halte Anhalter Bahnhof reger "Einsteiger"-Betrieb. Im Tempo/Liquidrom hatte eine Kosmetik- und Wellnessfirma ihre Produkte präsentiert. Oder ihre Kunden eingeladen? Auf jeden Fall war so ab 16:00 Uhr 'ne Menge los.

Mein erster Fahrgast war ein älterer Herr mit Fahrziel Westin Grand. Ein geborener Franke, der inzwischen im Badischen lebt. Von ihm stammt die Information, dass Pforzheim inzwischen die Stadt mit der höchsten Arbeitslosenquote (pdf) in Baden-Württemberg sei. Früher sei das immer Mannheim gewesen. Für mich war Pforzheim eigentlich immer die "Goldstadt" -Zentrum der Uhren und Schmuckindustrie. Wie auch immer. Ich habe ihm dann erzählt, dass ich ja eigentlich geborener Badenser sei. Worauf er mir eine Geschichte aus seiner Anfangszeit in Baden erzählte. Er hätte einen Vortrag gehalten und den Begriff Badenser verwendet. Nach Ende des Vortrages wäre ein Herr auf ihn zugekommen, der sich beschwert hätte: "Warum beleidigen Sie uns?" Der Begriff Badenser ist in Baden ein Schimpfwort! Sogar schlimmer als Gelbfüßler.

Die nächsten Fahrgäste waren dann ein Herr Mitte/Ende 30 und eine Dame desselben Alters. Auch sie kamen aus dem Tempodrom. Von ihnen erfuhr ich dann, dass diese Veranstaltung sich um Haare, Haut, Kosmetik und Wellness drehte. Der Herr mit rasierter Glatze, die Dame gepflegt in teurem Outfit. Fahrziel Hotel Hilton. Der Herr sprach mit starkem schwäbischen Akzent, der mich an den Slang meiner Jugend errinnerte. Und so war es. Die Dame hat einen Friseur-Salon in Bietigheim-Bissingen, die Stadt, in der ich aufgewachsen bin und bis zu meinem 30-ten Lebensjahr gelebt habe.
Da habe ich es dann vorgezogen, nicht mehr zum Anhalter zurückzufahren. Irgendwann reicht's.

Ich habe nach 25 Jahren Kreuzberg ein sehr distanziertes Verhältnis zu meinen Landsleuten in Berlin. So ein bißchen kann ich sogar das Schwaben-Bashing in Prenzlauer-Berg verstehen.

Bilderrätsel (2)

Zu gewinnen gibt es... nichts

Wo steht diese Statue?





Bilderrätsel (1)

Zu gewinnen gibt es... nichts.

Wo ist das?







Gott sei Dank

ist der Volksentscheid "Pro-Reli" in Berlin gescheitert. Ich persönlich glaube ja, dass diese verlogene Plakataktionen, mit denen Berlin in den letzten Tagen und Wochen zugepflastert wurde, einen gewisse Mobilisierungseffekt bei Gegnern hervorgerufen hat.
Oder waren es doch wieder die bösen Ossis?
Liebe Volksinitiative Pro Reli. Ihr seid bei einer demokratischen Abstimmung abgewatscht worden. Seid jetzt einfach still und demütig. Geht in Euch!
Und Herr Jauch hat Hausverbot!


Freitag, 24. April 2009

Angeber?

Die nächste Taxi-Geschichte ist schwer zu erzählen. Eigentlich ist es sogar eine Fortsetzungsgeschichte. Und vorallem muss ich hier darauf achten keine Persönlichkeitsrechte zu verletzen. Ich werde mich bemühen, den Herrn, um den es hier geht nicht identifizierbar zu machen.

  1. Fahrt: Vor ungefähr dreieinhalb Jahren ein Auftrag in Kreuzberg. Morgens in aller Frühe einen Fotografen zum Flughafen Tegel mit Zwischenstopp bei einer mir unbekannten Adresse. Deshalb mir unbekannt, weil nicht existent. Nach der Suche im Navi nach ähnlichen Straßennamen haben wir uns auf eine Straße geeinigt. Dort müsste eigentlich sein Assistent wohnen. Er hat ihn auch versucht, telefonisch zu erreichen, aber vergeblich. Es war Winter, die Straßenverhältnisse schwierig und ich ein Neuling im Taxigewerbe. Dazu noch sein ständiges Genöle über quietschende Scheibenwischer, Berlin, in Hamburg sei alles besser auch die Taxen u.s.w. Was mich aber am meisten genervt hatte waren seine Sprüche: "Ich bekomme tausend Euro für ein Foto", oder in der Art, was er mehrfach erwähnte. Also, die Straße war richtig, sein Assistent hatte verschlafen, bei gleichzeitigem Ausfall seines Handys und wir sind noch pünktlich am Flughafen angekommen. Ich war heilfroh ihn los zu sein.
  2. Fahrt: Eine Kurzstrecke von der Bar25 zum Oststrand. Mit drei aufgeregten Begleiterinnen.
  3. Fahrt: Als Einsteiger an meiner Lieblingshalte. Ziel: eine Kfz-Werkstatt im Prenzlauer Berg. Er habe da den Oldtimer xxx zur Restauration. Den Oldtimer yyy hätte er seinem Neffen geschenkt, da ja auch sein Führerschein eingezogen wurde. Allesamt Wagen mit hohem Wert. Er habe jetzt auch ein Verhältnis mit der Exfrau von Schauspieler (prominent) X.Y., welcher ein Arschloch sei und seine Frau geschlagen habe. Ich hielt das alles für eine Aufschneiderei, habe dann aber den teuren Oldtimer mit eigenen Augen gesehen. Aber immer noch war er für mich nur ein Angeber.
  4. Fahrt: Wieder als Einsteiger. Diesmal völlig runter mit den Nerven. Seine Freundin (nicht die Ex von...) hatte ihn verlassen. Völlig verzweifelt, so dass ich schon Angst hatte, dass er sich aus dem fahrenden Auto stürzt. Diese hätte ihn auch verklagt. Warum auch immer. Der Führerschein war immer noch weg (Musste ja was schlimmeres gewesen sein, zwischen diesen beiden Fahrten lag min. ein halbes Jahr).
  5. Fahrt: Mit einer neuen Begleiterin. Ziel: Nike-Town am Tauentzien. Diesmal Umzugsziel München. "Da ist alles besser". Stimmung: Besser. Führerschein: Immer noch weg.
  6. Fahrt: (gestern) Ziel: Führerscheinstelle in der Puttkamer Str. Der Führerschein war diesmal verloren gegangen. Er sei umgezogen, aufs Land. Einen alten Bauernhof gekauft und fühlt sich wohl bei Gartenarbeit. "Weißt du was? Ich habe jetzt keine Lust auf Führerscheinstelle. Fahr gerade aus und dann in Münzstr. Ich gehe lieber shoppen" Dann hat er vom Prozess gegen seine Ex erzählt, die inzwischen wegen Meineids angeklagt sei, von einer Schlägerei mit einem Promi, die durch die Presse ging und Einzelheiten über einen deutschen Promi in Los Angeles die mir selbst bekannt waren und nicht in der Presse standen. Diesmal habe ich ihn aber nach seinem Namen gefragt, den er mir bereitwillig mitgeteilt hat.
Zu Hause habe ich dann nach seinem Namen gegoogelt. Ergebnis: Alles wahr. Alles was ich unter die Kategorie Angeber abgelegt hatte, ließ sich rekonstruieren und entspricht der Wahrheit. Und in Wirklichkeit ist er noch prominenter als er erzählt hatte.
Das muss ich erst mal verdauen.

Ethische Wahlen

Am Sonntag geht es in Berlin mal wieder um die Freiheit. Nicht mehr und nicht weniger. Um die Freiheit, Ethikunterricht und Religionsunterricht parallel besuchen zu können. Die Kampagne der Pro-Reli Unterstützer geht so unter die Gürtellinie, dass man den verantwortlichen Organisationen Unterricht in menschenwürdigen Umgang miteinander empfehlen möchte. Hier noch der Rahmenlehrplan des Fachs Ethik als pdf.


Foto: by Axel.Mauruszat
Seltsame Ethik.
Die "freie Wahl" existiert doch schon.


Ich wäre froh, mir hätte in der Schule jemand die alten griechischen Philosophen nähergebracht. Vielleicht hätte ich dann beim Ethik-Test der Zeit-online besser abgeschnitten als nur 50% richtige Antworten.

Dienstag, 21. April 2009

Zivilcourage


Am Sonntag bin ich zufällig kurz vor 11:00 Uhr am Berliner Dom vorbeigekommen. Der Gottesdienst war gerade zu Ende und da ich bin mal kurz rechts rein gefahren... tatsächlich hat mich dann auch eine ältere Dame angehalten.
"Können sie mich in das Hotel xxxxx in der Bissingzeile bringen?"
"Natürlich, diese Straße kann ich mir gut merken. ich komme aus der Stadt Bietigheim-Bissingen.
"
"Ach, ein Schwabe!"
Aber was ich eigentlich sagen will:
Die Dame (70) hat mir dann erzählt, sie sei geborene Berlinerin, würde jetzt in München leben. Sie hätte in Berlin zuerst an der Humboldt-Universität (HU) und anschließend an der Freien-Universität (FU) studiert.
Kurz überschlagen 2009-70=1939 geboren. mit 20 zur Uni = 1959. Mauerbau 1961. Wie also gings?
Da sie in der DDR sehr christlich engagiert, nicht Mitglied der Partei war und auch nicht zu Wahlen ging, war sie wohl sehr starken Repressalien ausgesetzt. Später dann wurde sie aus der DDR ausgewiesen.
Im weiteren Verlauf der Fahrt habe ich ihr dann erzählt, dass sehr viele Menschen (sehr, sehr viele aus Süddeutschland und da speziell die Schwaben) über Berlin immer meckern, was das alles wieder gekostet hat.

"Wissen sie, mich hat es beinahe das Leben gekostet. Als ich ausgewiesen wurde ging ich an zwei Krücken. Drei Männer haben mich während der Verhöre der Stasi beinahe umgebracht. Das kommt auch von denen, die nie den Mund aufmachen."

Wir haben dann noch mindestens fünf Minuten vor ihrem Hotel gestanden und haben uns gegenseitig versichert, nicht zu den Duckmäusern zu gehören, aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob wir auch das gleiche meinen. Wenn ich nur an diese verlogene unsägliche Pro-Reli Kampagne denke!
Ich würde nämlich sagen, dass nicht bei jedem auch was sinnvolles rauskommt, wenn er den Mund aufmacht, aber etwas mehr Zivilcourage ist gerade auch in der heutigen Zeit mehr als angebracht.
Und er hier bringt's oft auf den Punkt.





Ich habe nichts mit dem Islam am Hut, aber was momentan an Islam-Hass in Deutschland passiert, ist unerträglich.




Freitag, 17. April 2009

Porsche Taxi

Aus LB

so eins will ich auch


Freitag, 10. April 2009

Erster Beitrag

seit längerem trage ich mich mit dem gedanken, die kleinen geschichten, die man so erlebt als taxifahrer irgendwie festzuhalten. oft banale manchmal lustige begebenheiten.
ab und zu trifft man aber auch auf menschen, bei dem einen die geschichte(n) dahinter interessieren würde.
z.b. die geschichte des alkoholikers, der sich selbst in eine entzugsklinik einliefert.

"das mache ich öfter"
um sich mal wieder zu entgiften.
eine längere fahrt, während deren verlauf wir ein sehr interessantes gespräch über abhängigkeiten, körperliche zustände von alkoholikern und gott und die welt geführt haben. er und seine art, wie er mit seinem zustand umging waren mir äusserst sympathisch.
mein kommentar zur schwester. die ihn in empfang nahm:

"passen sie gut auf ihn auf, ist ein guter kerl"

nu isser weg und ich werde nie erfahren wie es mit ihm weitergeht.

mal schau'n, wie sich das entwickeln wird, mit dem cab-log.