Der Samstag war der jämmerlichste und lausigste Arbeitstag, an den ich mich erinnern kann.
Einen großen Anteil daran hatte wahrscheinlich das Wetter. Zu schön, um Taxi zu fahren. Aktiv, wie passiv. Und wie immer zu Jahresbeginn, wenn die Temperaturen und die Sonne Berlin zum ersten Mal in einen fast surrealistischen Sonnennebel hüllen, ist das mit der StVO nicht mehr wörtlich zu nehmen.
Angeblich tummelten sich 1 Million Besucher über das Himmelfahrtwochenende in der Stadt. (Das mit der Million halte ich für stark übertrieben.)
Und sowohl Besucher wie auch Einheimische, also ALLE Verkehrsteilnehmer gleichermaßen, schlenderten völlig merkbefreit und losgelöst über rote Ampeln, träumten einig mit sich und der Welt an grünen Ampeln vor sich hin. Es sei ihnen gegönnt, aber das macht das Leben eines Taxifahrers auch nicht einfacher.
Umsatzmäßig musste ich das erste Mal seit Jahren um den Mindest-Hunni kämpfen und bin erst mit der letzten Fahrt noch mit einem blauen Auge davongekommen.
Und da war ich anscheinend einer der Wenigen, die das geschafft haben, wie ich im sonntäglichen Gespräch mit den Kollegen erfahren habe.
Ganz anders dagegen der Sonntag. Mit zweistündiger Verspätung und ohne große Erwartungen machte ich mich auf den Weg und hatte schon nach wenigen Metern meine ersten Fahrgäste im Auto. Eine Fahrt über den Alex in die Bizetstraße in Weissensee. Die Bizetstraße ist sonntagsmorgens um diese Uhrzeit ein kleines verträumtes Sträßchen: Erwartungshaltung betr. neue Fahrgäste nullkommanull. Aber manchmal kommt es halt anders als man denkt. Da steht doch tatsächlich ein junger Mensch mit Koffer am Straßenrand, höchst erfreut mich zu erblicken. Zwar war ich noch nicht so richtig wach, aber ich habe ihm natürlich den Gefallen getan, ihn zum Hauptbahnhof zu bringen.
Von dort aus mal am Pariser Platz vorbeigeschaut, man kann ja nie wissen. Stimmt. Nur eine Taxe stand vor dem Hotel. Und 5 Minuten später hatte ich israelische Fahrgäste an Bord, die zum Flughafen Schönefeld mussten. Ich wusste gar nicht wie mir geschah.
Am Ende dieses so furios gestarteten Tages hatte ich mehr als das Doppelte in der Kasse wie am Vortag. Immer wieder für Überraschungen gut, dieses Taxifahren.