Eigentlich hatte ich mich für das WE auf ein ödes, ereignisloses und damit auf ein umsatzmäßiges Desaster eingestellt. Zum einen aus der Erfahrung der vergangenen Jahre heraus, zum anderen habe ich die Berichte der Nachtschicht-Kollegen gelesen und war auf alles gefasst. Letztes Jahr hatte ich sogar in beiden ersten Januarwochen Urlaub genommen, um mich dem nicht aussetzen zu müssen. Aber hoppla, so schlecht war das gar nicht. Sogar eher gut. Im Schulnotensystem hätte es dafür eine 2-3 gegeben. Zugegeben, ich hatte auch eine Menge Dusel.
Das Frühmorgensgeschäft lief einigermaßen gut, nicht zuletzt, weil ich eine neue Ecke Berlins mit einigen Clubs ausgemacht habe. Das Gros der um diese Uhrzeit fahrenden Kollegen scheint diese Ecke noch nicht zu kennen und so gab es einige gute Fahrten dort zu ergattern.
Berlin verändert sich und wer an alten eingefahrenen Wegen festhält, der hat ziemlich schnell das Nachsehen. Das gilt nicht nur im Allgemeinen, sondern auch für's Taxifahren.
Womit ich nicht sagen will, dass alles was sich verändert auch positiv ist. Es gibt genügend Beispiele, wie sich Veränderungen negativ auf Berlin auswirken und das "sexy" vielleicht bald nicht mehr existiert Die Tendenz zeigt in diese Richtung. Aber noch scheint es Raum für Alternativen zu geben.
Na ja, das Vormittagsgeschäft verlief dann jeweils eher schleppend bis gar lausig, aber mittags und zum Feierabend hin war es wieder okay.
Umso erfreulicher ist es dann, wenn ungewohnte Wege zum Erfolg führen.
Am Sonntagabend war ich noch auf der Suche nach einer Feierabendtour und durchstreifte in der Hoffnung auf abreisende Menschen nochmal die Gegenden um die großen Hotels.
Eine Halte, die ich normalerweise gar nie anfahre, ist die an der Ecke Friedrichstr/Unter den Linden. Wie
dieses Bild von Google Street View zeigt, eigentlich meistens viel zu voll und solche Halten versuche ich (Ausnahmen bestätigen auch hier mal wieder die Regel) zu meiden.
Aber diesmal standen nur 3 Taxen dort und im Vorbeifahren sah ich, dass die beiden ersten gerade von Fahrgästen bestiegen wurden. Mit einem U-Turn und einem (illegalen) Überqueren der Mittelinsel reihte ich mich kurzerhand dort ein. Nach zwei Minuten verließ auch der Erste die Halte, und ich hatte die Poleposition. Jetzt muss man wissen, dass diese Halte auch für das Hotel
Westin Grand (übrigens das einzige Hotel Europas mit einer eigenen Hotelorgel), dessen Eingang direkt um die Ecke in der Behrenstraße liegt, zuständig ist. Und das funktioniert folgendermaßen: An einem Pfeiler der Arkaden ist ein gelbe Rundumleuchte befestigt, die nach Knopfdruck des Hotels anfängt zu leuchten. (in diesem
Zoombild von SV lässt sie sich erahnen. Am zweiten Pfeiler von links.) Das ist das Signal an die dortigen Taxifahrer sich zur Hotelvorfahrt zu begeben. Und genau das passierte schon 2 Minuten später.
So ein gewisses Triumphgefühl, dass das geklappt hat, kam schon da bei mir auf. Aber das Fahrziel der beiden Kunden setzte dem Ganzen doch noch die Krone auf. Der Flughafen im Süden der Stadt. 32€. Mit einem sehr schönen Gefühl der Zufriedenheit konnte ich dann anschließend den Heimathafen ansteuern.