Mittwoch, 2. Dezember 2009

Das Hamburger Modell in Berlin

Die Berliner Zeitung berichtet heute wieder über die Berliner Taxibranche. Diesmal geht es um das "Hamburger Modell", das helfen soll, Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit bei Taxi-Unternehmern aufzudecken. Die Berliner schreibt:

"Der Senat lehnt zusätzliche Stellen für den Kampf gegen Schwarzarbeit in der Taxibranche ab"

Eingeführt wurde dieses Modell Ende letzten Jahres. Damit sind die Taxiunternemer verpflichtet, genauestens Buch zu führen über z.B. gefahrene Kilometer, angegebenen Umsatz, und was weiß ich nicht noch alles.
Da sag ich mal, wenn's der Wahrheitsfindung dient und den ehrlichen Unternehmern weiterhilft, okay.
Was ich aber erzählen will:
Meine Chefs haben schon seit geraumer Zeit alle Fahrer verpflichtet, den jeweiligen Anfangs- bzw. Endkilometerstand vom Tachometer abzuschreiben. Ha, wird jetzt der Eine oder Andere denken, das macht man doch sowieso auf dem Abschreiber. Ne, Abschreiber gibt es bei uns nicht mehr. Unsere Autos sind alle mit dem Hale Cey-System ausgerüstet. Das ist eine schicke Sache: Kein mühseliges Aufschreiben von Schichtanfangs- und Enddaten, keine Kopfrechenübungen zum Feierabend mehr, praktisch und einfach. Ausgelesen wird der Cey in unserem Fall mittels der Software Taxiwin und geht gleich ins integrierte Lohnabrechnungsprogramm. EDV, wie sie heute ist. Alles unter einem Dach und völlig unkompliziert.
Nun ist es wieder durch dieses HH-Modell wie im Mittelalter. Jeden Morgen muss ich auf einer Liste mit meinem Namen die Konz.-Nr., das Kfz-Kennzeichen, den Tag und den Tachostand und am Feierabend den Endstand eintragen. So, habe ich mir gedacht, das kritzelste einfach auf ein Zettelchen und überträgst es abends auf deine Umsatz-Exceltabelle. Da das Gekritzel ja sowieso keiner lesen kann, kann man das dann wunderbar ausdrucken.
"Nein, Nein, Nein" meinte mein Chef. "Das muss alles handschriftlich sein. Am besten noch mit Kaffeeflecken drauf, damits auch echt aussieht."

Aber der Senat hat keine Leute dafür?

Ich fühle mich um ein bis zwei Jahrhunderte zurückversetzt.

9 Kommentare:

  1. Ja, das kenne ich doch irgendwoher :)
    Das Taxameter sammelt (fast) alle nötigen Infos, und ich gebe sie gesammelt an Cheffe weiter. Aber statt dass der sie einfach ausdrucken kann und mich das unterschreiben lässt: Jeden Morgen alles vom Taxameter auf einen Abschreiber übertragen... inwiefern das helfen soll?

    AntwortenLöschen
  2. Im Mittelalter brauchten wie die Kfz-Kennzeichen nie aufschreiben werden, das ist nur wieder so eine neumodische Erfindung!
    Mein Chef will das mit den Zeien übrigens auch, aber bisher habe ich das noch bei jeder Schicht vergessen. Komisch. Er aber auch :-)

    AntwortenLöschen
  3. @all
    Meine Chefs haben das jetzt konsequent eingeführt, da sie vor kurzem eine neue Konsession beantragt hatten. Die wurde ihnen verweigert, da sie diese Unterlagen nicht lückenlos nachweisen konnten.

    AntwortenLöschen
  4. Der vom Fahrer handschriftlich ausgefüllte, vom Kaffee befleckte, verknitterte Schichtzettel dient dem Finanzamt als glaubhafte Urschrift der Einnahmenherkunft. Bei Listen wird an der Authentizität gezweifelt. Besonders Excel - Listen gelten als wenig glaubhaft.

    AntwortenLöschen
  5. @Reinhold
    Da bin ich ja froh, dass ich diese Liste nicht mit Federkeil auf Papyrus schreiben muss. :-)

    AntwortenLöschen
  6. Also zunächst haben sie im alten Ägypten lt. Wikipedia Pinsel aus Binsen benutzt, um den zarten Papyrus zu beschreiben. Erst im 3. Jh. v. u. Z. haben die Griechen die Rohrfeder (also aus Rohr und nicht aus irgendwelchen Vögeln rausgerissen wie der Federkeil) zum Beschriften von Papyrus genommen.
    Tja, es gibt auch andere, die hier was zum Meckern finden ...

    AntwortenLöschen
  7. @Klaus
    Was wahr ist muss wahr bleiben ... So lange bis neueste Ausgrabungen das revidieren

    AntwortenLöschen
  8. Manchmal habe ich's schon schwer :-)

    AntwortenLöschen