Montag, 9. Januar 2012

Appgefahren

Felix Schwenzel (ix) staunt nicht schlecht. Er bestellt ein Taxi und das steht pünktlich vor der Tür. Und deshalb müssten sich jetzt die klassischen Taxizentralen warm anziehen.
Denn ix hat ein neues Spielzeug: myTaxi.

Das ist eine App fürs Smartphone, über die man sich schnell und unkompliziert ein Taxi ordern kann.
Darüber wurde in letzter Zeit viel diskutiert. Ich möchte mich in die verschiedenen Streitpunkte (myTaxi soll Berechtigungen an Fahrer vergeben haben, die für Berlin gar keine Fahrgebietserlaubnis haben; Taxiunternehmer sollen Fahrern gekündigt haben, die zusätzlich mit dieser App gefahren sind; "klassische" Taxizentralen sollen Sturm laufen...) gar nicht weiter einmischen.

Ich selbst habe (fast) überhaupt keine Probleme mit dieser neuen Konkurrenz. Wenn sich z.B. ein Einzelunternehmer die Kosten der Mitgliedschaft in einer Funkgesellschaft und auch die teuren Anschaffungspreise für die Funkhardware ersparen möchte, ist das ein durchaus sinnvolles Angebot, das da aus Hamburg kommt. Würde ich auch so machen. Da aber die Autos, mit denen ich fahre, ja schon mit Funk (für den Cheffe ungefähr 1000 Euro/Jahr bezahlt) ausgerüstet sind und meine Firma ca. 60% des Umsatzes erhält, sehe ich nicht ein, pro Fahrt nochmal 79 Cent nach Hamburg zu überweisen. Aber wie gesagt, es ist eine legitime Möglichkeit, sich eine Taxe zu ordern.


Ich möchte nur eine kleine Geschichte erzählen, die ich vor kurzem selbst erlebt habe:

Ich stand an der Halte vor dem Hotel Hilton. Es war so gar nichts los und vor lauter Langeweile habe ich mir die Berlinseite von myTaxi aufgerufen um zu schauen, was bei denen so los ist.


Aha, hinter mir auf der Rücke stand also eine Taxe mit App. Kurz darauf sah ich dann auf dem Display und im Rückspiegel, wie sich diese App-Taxe aus der Schlange löste und in meine Richtung unterwegs war. Gleich darauf fuhr sie an mir vorbei (deutlich zu erkennen, da es eine Taxe mit myTaxi-Werbung an der Seite war) und hielt genau am Eingang zum Hotel. Fahrgäste stiegen ein und los ging es.

Hey ihr Hipster, so war das nicht gedacht. 5 Meter weiter ist eine nicht zu übersehende Taxihalte und bloß weil ihr wieder was Neues zum Spielen habt, diese eiskalt zu ignorieren, das kann nicht Sinn der Sache sein.

7 Kommentare:

  1. Die wollten doch nur spielen.
    War bestimmt neu, ihr App.

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  2. Die hatten halt Angst vor den vielen bösen schlechten Taxifahrern und glauben, mit der App bekommen sei einen von den guten;)

    Im Ernst, so dumm ist der Gedanke nicht. Es gibt da einige Städte, in denen sich auch die Locals lieber ein Taxi per Telefon von einer zuverlässigen Firma bestellen als eins ranzuwinken oder gar direkt einzusteigen, auch wenn es dann etwas länger dauert.

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  3. @Anonym
    Das kann ich in kleineren und mittelgroßen Städten auch nachvollziehen. Dass man in seiner Heimatstadt einen Taxiunternehmer auswählt, der sich bewährt hat, ist völlig normal.
    Aber wie naiv und weltfremd muss man denn sein, anzunemen, in Berlin sei der Fünfte in der Reihe ein besserer Taxifahrer als der Erste, bloß weil der eine App zu laufen hat?

    MyTaxi ist wie jede andere Taxi-Vermittlung. Auch da gibt es gute und weniger gute. (Übrigens ist ist da durchaus was dran, dass es myTaxi-Fahrer gibt, die in fremden Revieren wildern. Das nennt man nach wie vor Kollegenschweine.)

    Ich vermute mal, dass das Leute waren, die sich auch noch als fortschrittlich bezeichnen würden.

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  4. Hier muß ich mal einhaken, weil ich der Meinung bin, daß die Diskussion ein bißchen einseitig geführt wird. Ich schicke voraus, daß ich von seiten unserer Zentrale sowie meines Chefs wie jeder andere Fahrer in Dresden ein - sagen wir mal - Anmeldeverbot bei MyTaxi habe. Von daher kann ich meine Folgerungen auch getrost als unparteiisch deklarieren.
    Wenn wir Kollegen betrachten, die ihre Aufträge über externe Vermittlungen beziehen, dann müßten wir doch erst einmal auch die Chauffeur-, Fahr- oder wie sie sich sonst noch nennen -dienste in Betracht ziehen. Desweiteren auch Kollegen, die sich durch eigene Akquise einen Kunden oder Kundenstamm herangezogen haben. Wer solche "Privatkunden" hat, fährt doch auch am Hotel vor, um diese aufzunehmen und kümmert sich nicht um die Halte in der Nähe. Die ...dienste interessiert das ja sowieso nicht.
    Übrigens kann ein Fahrer mit einer App tatsächlich besser sein, denn er ist ja schließlich der Online-Beurteilung der Kunden ausgeliefert, was der Normalfahrer nicht ist. Gerade deswegen kann sich ja so manche Pappnase in der Gesamtheit der Taxifahrergilde verstecken. Das geht mit der App nicht mehr!

    PS: Nachdem ich auf Firefox 9.0.1 upgedatet habe, kommentiere ich hier wieder mit IE6! :-(

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  5. @Bernd
    Natürlich gibt es das immer und überall. Auf der Hinfahrt zum Hotel (Geschäftstermin... etc) für gut befunden und für die Rückfahrt gebucht. Aber darum geht es mir in diesem Post doch gar nicht. Ich stehe zu diesem Thema auch neutral. Schade, scheint nicht rübergekommen zu sein.

    P.S.
    Auf der Website von myTaxi ist Dresden nicht verzeichnet. Wieso habt ihr dann ein Anmeldeverbot für die App?

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  6. Es gibt kein geschriebenes Verbot, aber weil wir in der Stadt nur eine einzige Zentrale haben, würde Vermittlungskonkurrenz einen relativ deutlichen Einschnitt bedeuten und ist deshalb unerwünscht. Doch gerade weil wir nur diese eine Vermittlung haben, würde ich mir dort von Zeit zu Zeit mehr Rückgrat wünschen. Außerdem müßte mehr Außenwirkung stattfinden, zum Beispiel was die kriterien für die Bestellung eines Taxis durch den Kunden betrifft. Es kann zum Beispiel nicht sein, daß ich bei einer Bestellung eines der Top-Hotels erst zur Rezeption gebeten werde, obwohl der Gast draußen steht. Der Grund war einfach der, daß man mir dolmetschen wollte, wo der Gast hin will, denn er sprach kein Deutsch. Davon abgesehen, daß ich natürlich NICHT reingegangen bin: Kann man nicht einfach einen englischsprechenden Fahrer ordern?! Dazu müßte man dann aber wissen, daß es diese Option gibt. Und daran hapert es eben.

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