Montag, 27. April 2009

Haut und Haare

An Sonntag war an der Halte Anhalter Bahnhof reger "Einsteiger"-Betrieb. Im Tempo/Liquidrom hatte eine Kosmetik- und Wellnessfirma ihre Produkte präsentiert. Oder ihre Kunden eingeladen? Auf jeden Fall war so ab 16:00 Uhr 'ne Menge los.

Mein erster Fahrgast war ein älterer Herr mit Fahrziel Westin Grand. Ein geborener Franke, der inzwischen im Badischen lebt. Von ihm stammt die Information, dass Pforzheim inzwischen die Stadt mit der höchsten Arbeitslosenquote (pdf) in Baden-Württemberg sei. Früher sei das immer Mannheim gewesen. Für mich war Pforzheim eigentlich immer die "Goldstadt" -Zentrum der Uhren und Schmuckindustrie. Wie auch immer. Ich habe ihm dann erzählt, dass ich ja eigentlich geborener Badenser sei. Worauf er mir eine Geschichte aus seiner Anfangszeit in Baden erzählte. Er hätte einen Vortrag gehalten und den Begriff Badenser verwendet. Nach Ende des Vortrages wäre ein Herr auf ihn zugekommen, der sich beschwert hätte: "Warum beleidigen Sie uns?" Der Begriff Badenser ist in Baden ein Schimpfwort! Sogar schlimmer als Gelbfüßler.

Die nächsten Fahrgäste waren dann ein Herr Mitte/Ende 30 und eine Dame desselben Alters. Auch sie kamen aus dem Tempodrom. Von ihnen erfuhr ich dann, dass diese Veranstaltung sich um Haare, Haut, Kosmetik und Wellness drehte. Der Herr mit rasierter Glatze, die Dame gepflegt in teurem Outfit. Fahrziel Hotel Hilton. Der Herr sprach mit starkem schwäbischen Akzent, der mich an den Slang meiner Jugend errinnerte. Und so war es. Die Dame hat einen Friseur-Salon in Bietigheim-Bissingen, die Stadt, in der ich aufgewachsen bin und bis zu meinem 30-ten Lebensjahr gelebt habe.
Da habe ich es dann vorgezogen, nicht mehr zum Anhalter zurückzufahren. Irgendwann reicht's.

Ich habe nach 25 Jahren Kreuzberg ein sehr distanziertes Verhältnis zu meinen Landsleuten in Berlin. So ein bißchen kann ich sogar das Schwaben-Bashing in Prenzlauer-Berg verstehen.

4 Kommentare:

  1. Naja, so ganz distanziert bekomme ich es noch nicht hin. Aber bei mir ist das Verhältnis 27:1,5 Jahre (Stuttgart:Berlin) auch noch zu unausgeglichen. Obwohl man natürlich sagen muss, dass die Schwaben sich sicher nicht wie die besten benehmen.
    Ich hatte auch schon einen Schwaben-Hasser im Taxi, der das gut begründen konnte.

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  2. @sash
    Musste dich mal im Prenzlauer Berg umschauen. Mit dem Porsche-Cayenne zum Bio-Markt. Natürlich sind das Ausnahmen. Aber aufällige Ausnahmen.

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  3. Ganz ehrlich: Die Schwaben geben das schlechteste Trinkgeld, das ist kein Rassismus, sondern Tatsache... Nebenbei find ich's klasse, daß immer mehr Taxler bloggen (oder ich immer mehr finde :) )

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  4. @trixi
    Das schlechteste Trinkgeld geben die Franzosen, die Italiener und die Spanier. Die sind das von zu Hause gar nicht gewohnt. Dann erst die Schwaben. Und von allen haben wir in Berlin jede Menge.

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