Montag, 6. Dezember 2010

Ein durchaus schützenswertes Gebäude

Ich hatte es ja angedeutet, der letzte Samstag war, vom Umsatz abgesehen, ein Tag mit vielen Widrigkeiten. So passte es gut zum Abschluss meiner Schicht, dass ich auch noch Ärger mit der Polizei bekam.
Es ist allgemein unter Taxifahrern bekannt, dass es immer große Probleme gibt, Fahrgäste vor dem Jüdischen Museum auszuladen. Da patroullieren Tag und Nacht schlecht gelaunte Objektschützer, neuerdings wie überall in Berlin vor schützenswerten Gebäuden mit Maschinenpistolen ausgerüstet.

Direkt vor dem Museum befindet sich eine lange Einbuchtung der Straße, die so richtig danach schreit, von einem Taxi als Ausladeort benutzt zu werden.

Aber geht nicht, da ist ein absolutes Halteverbot. Und die Gebäude- und Gesetzeshüter sind wohl darauf gedrillt, dort auch keine Taxis zuzulassen. Normalerweise versuche ich dann, den Behindertenparkplatz ein paar Meter weiter kurz zu nutzen, was im Allgemeinen toleriert wird. So war nun aber am Samstag dieser Parkplatz durch einen sehr hohen Schneehaufen unbenutzbar. Es gibt aber keine andere Möglichkeit zum Ausladen dort. Also habe ich mich nur ganz kurz in diese Halteverbotzone gestellt. Das Bezahlen ging ja ganz fix, aber nicht fix genug. Einer der Herren Wachtmeister trat an das Auto, klopfte an die Scheibe (ich war gerade dabei, das Wechselgeld herauszugeben) und nachdem ich nicht reagierte (5 Sekunden später wäre ich weg gewesen) riss er die Seitentür auf und brüllte in mein Auto: 
"Sie wissen aber schon, dass Sie hier nicht anhalten dürfen?" "Warum nicht?" "Weil das ein ABSOLUTES HALTEVERBOT ist." (spätestens jetzt wäre ich weg gewesen.)
Er ging um's Auto rum und schrieb sich meine Konzessionsnummer und so weiter auf. Mich hat das dann so geärgert, dass ich ausgestiegen bin und seine Dienstnummer gefordert habe.

"Und überhaupt, wo tragen Sie denn ihre persönliche Kennung? Das müssen Sie inzwischen" 
"Davon ist mir nichts bekannt."
 
(Hintergrund: Berliner Polizisten müssen entweder ihren Namen oder ihre Dienstnummer offen sichtbar an der Uniform tragen.)


Und leider muss ich sagen, dass diese Namensschildregelung erst im Januar in Kraft tritt und so mein Drohung: "Wenn Sie mich anzeigen, kriegen Sie eine Gegenanzeige wegen Nichttragens dieser Kennzeichnung." wohl ins Leere gehen wird. Immerhin hat er mir seine Dienstnummer auf einer Visitenkarte überreicht. Es entspann sich noch ein Wortgefecht, in dessen Verlauf ich solche Bemerkungen wie: "Habt ihr im Moment nichts besseres zu tun?" und "Aber dass der Behindertenparkplatz nicht benutzbar ist, stört euch nicht?" Als der zweite Polizist sich in Bewegung setzte und sich uns näherte, ließ ich es schlecht sein und brauste, ziemlich angefressen, wieder davon. Ich werde gegen die Anzeige auf jeden Fall einen Widerspruch einlegen.

Die sollen jetzt bloß nicht mit einer erhöhten Bedrohungslage kommen. Es war so offensichtlich, dass dieses Taxi keinerlei Bedrohnug darstellt und ich 10 Sekunden später wieder weg gewesen wäre. Das ist doch reine Schikane!
Was wollen die denn mit dieser rigiden Regelung erreichen? Dass das Museum keine Besucher mehr bekommt, die im Taxi dahin kommen? Kann ich mich eigentlich weigern, Touren dorthin anzunehmen, weil es da keine sichere Möglichkeit des Aussteigens gibt?

6 Kommentare:

  1. Echt ne Schweinerei...
    Zumal es zum Teil, wenn auch nicht unbedingt dieses Gebäude, schon komische Gebäude sind, welche da geschützt sein wollen.

    Und ich sag mal so... leben und leben lassen. Damit ist man doch bisher eigentlich immer ganz gut gefahren.

    mfg

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  2. Oh, an wie viele unschöne Geschichten erinnert mich das... :(
    Aber der derzeitige Wahnsinn bezüglich Terror scheint ja darauf hinauszulaufen, dass man Gebäude mit Publikumsverkehr vor dem Publikum schützt.
    Auch wenn sie in diesem Fall natürlich juristisch einwandfrei gehandelt haben: Was bin ich froh um die Kennzeichnungspflicht!

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  3. Hey, nicht so schlimm. Solange wir wenigstens noch die Straßen benutzen dürfen, in denen evtl. z.B. US-Amerikaner leben, ist es noch nicht so schlimm :-)

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  4. Darf man in .de im Halteverbot nicht einmal jemanden aussteigen lassen? Bei uns in .at darf man auch im Halteverbot kurz stehenbleiben um jemanden aus- oder einsteigen zu lassen.

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  5. @Seismo
    Normalerweise sagt keiner was, wenn mal schnell anhält um jemanden ein- oder aussteigen z lassen. Das ist fast ausschliesslich an diesem Gebäude so. Und auch Am Kupfergraben. ;-)

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