Donnerstag, 18. November 2010

Sicher unterwegs

Er war mein erster Fahrgast am frühen Morgen. Vom Ostbahnhof ging es nach Schöneweide. Ein Riesen-Kerl, der es kaum ins Auto geschafft hat. Daraufhin angesprochen meinte er:
"Das liegt an der schuss- hieb und stichfesten Weste, die ich trage. Das braucht man als Security beim Fritz-Club."
Okay, ist mir noch nie aufgefallen, dass das Publikum in diesem Club so was von rabiat sein soll. Aber na ja, was weiß ich denn über Sitten und Gebräuche in Berliner Discotheken. Ich chauffiere ja immer nur die Überlebenden nach Hause oder zur nächsten Location.

Er war ein netter Kerl, mit dem es sich ganz gut quatschen ließ. Ich habe eine Menge über das Security-Business erfahren, wie man das wird, wie das da so funktioniert und dass man halt, wie in allen anderen Bereichen auch, 'ne Menge Beziehungen haben muss, dann aber ganz gut davon leben kann.

"Erst mal duschen, anständig frühstücken und dann zum nächsten Job."
 "Wie, nicht zuerst mal 'ne Runde auf's Ohr legen?"
"Nee, ich bin auf zehn Uhr wieder im (Name eines großen Hotels)  gebucht."
"Ach, da stehe ich nur ab und zu mal rum. Werden wir uns heute kaum noch mal sehen." sagte ich im Spaß.



Aber, wie war das mit dem Denken und dem anders kommen?  Als ich zum Feierabend in der Hoffnung auf eine letzte (kleine) Tour an eben diesem Hotel vorbeifuhr (lag auf dem Nachhauseweg), stand da kein einziges Taxi.
Aber ein einzelner Fahrgast wartete schon. Und wer war es? Genau, mein Security-Mensch von morgens. Er hatte sich irgendwie am Fuß verletzt und musste einen verfrühten Feierabend machen. Also mein erster und auch mein letzter Fahrgast des Tages. Das gab es auch noch nie.
Und es war zugleich auch noch eine schöne Feierabendtour bis nach Schöneweide.

Es bleibt zu hoffen, auch angesichts der aktuellen Warnungen, dass die Security auch hellwach ist, wenn man sie denn wirklich mal brauchen sollte.

(Mein Fahrgast hat mir ausdrücklich erlaubt diese Geschichte zu veröffentlichen, trotz der "ungewöhnlichen" Anzahl von Arbeitsstunden. Er sei ja selbständig.)

3 Kommentare:

  1. Er sei ja selbständig
    Ich dachte, die arbeiten alle für die Hells Angels.

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  2. @Aro
    Nein, die gibt es auch in "seriös".

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  3. @Aro
    So viele Mitglieder bringen alle Biker-'Clubs' zusammen nicht auf die Straße, wie es inzwischen Türsteher gibt.

    Wobei ich mich manchmal schon frage, ob man die wirklich alle braucht (es gibt auch immer noch Läden ohne) und wen die eigentlich vor wem beschützen...

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