Sonntag, 13. September 2009

Adlon-Gäste

Das Wochenende war durchwachsen bis durchschnittlich gut. Die Partygäste am frühen Morgen haben ziemlich geschwächelt, was aber durch relativ guten Touristenandrang wett gemacht wurde.
Zusätzlich habe ich am Samstag Morgen verschlafen, was sich auch nicht besonders positiv auf den Umsatz ausgewirkt hat. Aber von zwei Fahrten möchte ich jetzt trotzdem berichten.

Das Hotel Adlon muss man, glaube ich, nicht mehr besonders beschreiben. Wahrscheinlich das renommierteste Hotel Berlins. Und das will was heißen, bei der hohen Anzahl von 5 Sterne Hotels, die die Stadt inzwischen zu bieten hat.
Ich stehe also am Sonntag Morgen vor dem Adlon. Der Umsatz war noch nicht gut, und ich habe gerade darüber fantasiert, wie schick es wäre, wenn ich jetzt einen Fahrgast zum Flughafen Schönefeld bekommen würde. Das habe ich dann aber gleich wieder verworfen:
Im Adlon wohnen und von Schönefeld fliegen?
Schönefeld ist der Berliner Billigfliegerhafen.
Der Doorman brachte einen Fahrgast mit Koffer zu mir ans Auto. Beim Verladen seines etwas schäbig aussehenden Gepäcks ist dann auch gleich der Griff auseinandergefallen. Ich war also auf Hauptbahnhof, der gleich um die Ecke liegt, eingestellt. Nein - meine Träumereien von SXF gingen in Erfüllung. Wohnt im Adlon und fliegt mit "Easy-Jet".

Mittags hat es mich dann wieder an's Adlon verschlagen. Diesmal kamen zwei jungsche Typen, die, wären sie aus dem Berghain gekommen, passend gekleidet gewesen wären. Bei ihnen hatte sich nicht mal der Doorman die Mühe gemacht, ihr Gepäck an's Auto zu bringen. Und wieder gings nach SXF! Diese beiden waren aus München und wollten mit dem Billigableger der Lufthansa "Germanwings" nach Hause.
"Schickes Hotel, dieses Adlon"
"Aber dieses Felix ist ja ein versnobter Laden"

Ich musterte noch mal ihr, na ja, etwas verloddertes Out-Fit.
"Äh, ja. Waren Sie beruflich oder urlaubsmäßig in Berlin?"

"Von beidem etwas. Auch beruflich."

Meine Vermutung ging irgendwie jetzt so in die Richtung, Tontechniker oder so.
"Was machen Sie denn so beruflich?"
"Aktien, Wertpapiere. Unsere Bank hat uns für eine Nacht eingeladen. Ins Adlon und große Party im Felix."

"Ihre Bank? Meine Bank hat mich noch nirgendwohin eingeladen."

"Unsere macht das jedes Jahr. Die 50 umsatzstärksten Kunden kriegen ein Wochenende in Berlin."

Zuerst dachte ich, die verarschen mich, aber dann unterhielten sie sich untereinander über Details der Party und die Ausstattung der Zimmer. Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, aber wahrscheinlich waren die echt. Und ganz nette Kerls.

Ich glaube, ich muss mal mit meiner Sparkasse reden.


[Eine Fahrt Adlon nach SXF bringt so ungefähr 33 - 35 Euro.]

8 Kommentare:

  1. Glück gehabt würde ich sagen!
    Aber: Wie willst du es schaffen, unter die umsatzstärksten Kunden zu kommen? Da müssen noch ein paar Adlon-SXF-Fahrten kommen, bis es soweit ist, oder? :)

    AntwortenLöschen
  2. Warum hast Du solche Vorurteile über das Adlon? Ich fühle mich da ganz wohl, auch wenn ich nicht öfter als 3 oder 4 mal die Woche dort übernachte...

    AntwortenLöschen
  3. @Sash
    Muss ja nicht gleich das Adlon sein. Mit dem Ritz-Carlton wäre ich auch schon zufrieden.

    @Aro
    Dann sag doch bitte das nächste mal den Doormen, dass sie solchen reichen Menschen gefälligst auch das Gepäck zum Taxi bringen sollen. Trotz der versifften T-Shirts.

    AntwortenLöschen
  4. Wieso versifft? Ich hatte es einen Monat vorher erst gewaschen! Außerdem sind wir nach Schönefeld gefahren, weil da meine Privatmaschine steht, also nix mit EasyJet. Außerdem seid Ihr Kommunisten alle nur neidisch!

    AntwortenLöschen
  5. Danke für den Tipp! Oft gehen Fahrten vom Adlon ja nur in die Friedrichstraße oder zum Hauptbahnhof. Gestern hatte auch ich dort Glück! Übrigens stand gestern im Tagesspiegel, dass im zweiten Quartal dieses Jahres die Zahl der Flüge in TXL um 3,5% zurückging und SXF ein leichtes Plus von 0,1% verzeichnete. Insgesamt ging die Zahl der Fluggäste um 4% auf 5,4 Millionen zurück. Last but not least: Ab erstem Quartal nächsten Jahres soll im Britzer Tunnel "unsichtbar" geblitzt werden.

    AntwortenLöschen
  6. @TaxiBerlin
    Ich glaube, nach diesen zwei Erfolgserlebnissen werde ich jetzt mal eine Zeitlang dort nicht mehr aufschlagen. Man soll ja sein Glück nicht herausfordern. :-)

    AntwortenLöschen
  7. Wie Du meinst. Gegebenfalls halte ich Dich auf dem Laufenden. Es ist und bleibt aber die Frage: Was mache ich, wenn mir der Fahrgast in SXF ausgestiegen ist? Wartezeiten von drei bis vier Stunden sind ja dort keine Seltenheit. Ich hatte gestern Glück. Nach knapp zwei Stunden ging es zurück in die Stadt, nach Schöneberg.

    AntwortenLöschen