Montag, 7. November 2011

Bestehendes Recht

Szenerie:

Ostbahnhof. Kurz vor der Morgendämmerung. Ich warte seit einer halben Stunde auf Kundschaft. Mit der ganz, ganz leisen Hoffnung auf verpennte Schönefeld Fluggäste.

Dialog:

Fahrgast (Mitte 20, klein, etwas beleibt. 2 Stöpsel in den Ohren mit jeweils einem heraushängenden Kabel.)

"Ich möchte zum Berghain."

"Sie wissen aber schon, dass das nur um's Eck ist?"

"Ja, weiß ich."

"Okaayy."

"Wissen Sie, wenn ich da jetzt hinlaufe, ist mein persönlicher Energieverbrauch zu hoch" (Hat er wirklich genauso gesagt.)

"Und der Energieverbrauch, den wir jetzt mit dem Auto haben?"

"Das ist ja IHR Sprit."

"Wissen Sie eigentlich, wie hoch der Energieverbrauch eines Taxifahrers ist, der seit einer halben Stunde auf Kundschaft wartet und dann solch eine Tour bekommt?" (In nicht unfreundlichem Ton.)

"Das ist mir scheissegal. Ich bin mit sowas auch schon abgewiesen worden und dann halt beim Nächsten eingestiegen."

"Wenn ich Sie jetzt abgewiesen hätte, hätte der Hintermann mich sogar anzeigen können. Wegen Verstosses gegen die Beförderungspflicht."

"Ach, das ist ja interessant. So einer verstösst also gegen bestehendes Recht? Ich studiere nämlich Jura."

Die 4,60 € hat er mit einem Zwanziger bezahlt und sich alles auf Heller und Pfennig herausgeben lassen.
Und so einer sitzt unter Umständen irgendwann bei einer passenden Partei (dem Leser wird jetzt selbst überlassen, weiche er als passend empfindet) im Bundestag und bestimmt über unser aller Recht und Gesetz.

Und ich Armleuchter gebe dem auch noch Tipps.

(Das ist eine Tour, die durchaus öfter mal vorkommt. Aber er mit seinem "Energieverbrauch", bei gleichzeitiger Ignoranz aller Höflichkeitsregeln, hat mich doch ziemlich genervt. Seiner Figur hätten ein paar verbrauchte Joule sehr gut getan. Zumindest nicht geschadet.)

7 Kommentare:

  1. Igitt, solche Kundschaft finde ich ja selbst Nachts so gut wie nie...

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  2. Lächeln und drüberstehen ...
    So schlägt man solche unfreundlichen Leute am ehesten. Und sehen, dass du mit dem Kopfschütteln wieder aufhören kannst ;)

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  3. Der nächste Kopfschüttel-Artikel ist schon online.
    http://cab-log.blogspot.com/2011/11/lds-taxi-in-berlin.html
    *kopfschüttel*

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  4. Aber ist es denn nicht eigentlich wünschenswert für die Taxi-Unternehmen, wenn Kunden auch für Kurzstrecken das Taxi heranziehen?

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  5. @Anonym
    Ja, natürlich. Jeder Euro zählt.
    Der mit seinem Energieverbrauch und seiner arroganten Art (Ich studiere Jura) und seinem unhöflichen Benehmen ging mir einfach auf die Nerven. Auch im Taxi macht der Ton die Musik.

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  6. Bei uns ist es so, dass wir nur auf den nächsthöheren Schein rausgeben müssen, d. h. bei 4, 60€ muss ich nur auf einen Fünfer wechseln. Das sehen natürlich nur die, die bei so einer Tour mit nem 50er zahlen nicht ein, aber wie ist das in Berlin geregelt?

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  7. @Mariha
    Interessante Regelung. Und was passiert, wenn man das nicht kann/will?
    Soweit ich weiß, ist das bundesweit insofern geregelt, dass man nur auf max. einen Fünfziger rausgeben können muss. Hat der Kunde nur größere Scheine, hat man das Recht auf seine Kosten zur nächsten Wechselstelle (Tankstelle o.ä.)zu fahren.

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