Dienstag, 25. Januar 2011

Ende gut, alles gut

Der junge Mensch, der aus dem Club rauskam, schwankte mächtig. Sehr mächtig. Und er steuerte genau auf mein Taxi zu. Dann blieb er doch stehen, nestelte umständlich an seiner Kleidung und zog einen Geldbeutel heraus. Er öffnete ihn, schaute in das Geldscheinfach und mit einem zufriedenen Lächeln steckte er ihn  wieder ein. Und stieg bei mir ein. Er nannte eine durchaus weiter entfernte Straße, und ich fuhr trotz eines komischen Bauchgefühls los. Innerhalb von 5 Minuten schlief er ein. Okay, ich vergewisserte mich, dass er angeschnallt war. Und was soll's, Geld schien er ja zu haben und bis jetzt habe ich noch jeden wachgekriegt.
Kurz vor der Zielstraße angekommen, weckte ich ihn, zuerst  ganz sanft und dann etwas massiver. Das wirkte. An der richtigen Adresse angekommen, schlief er aber schon wieder. Die Prozedur erneut. Wer jemals schon so eingeschlafene und betrunkene Menschen versucht hat zu wecken, weiss, wie schwer das sein kann.
"Ohh, wir schind schon da. Wasch krügen Sie von mir?"
"16,50 bitte."
Er nestelte mit glasigen Augen an einer seiner Jackentasche, dann an der anderen, dann in der einen Hosentasche, dann in der anderen. Dann in der hinteren, um wieder bei der Jackentasche von vorne anzufangen. Himmel, hat er denn seinen Geldbeutel bald gefunden? Dass er einen hat, habe ich mit eigenen Augen gesehen.
"Nöö, isch will sie nich' bescheissen, isch habe Geld."
"Ich weiss, habe ich selbst gesehen. Aber wo ist denn nun ihr Geldbeutel?"
"Isch weiss doch auch nich."
"Na bleibt nur noch ein Schuldschein."
"Nöööö, isch will keinen Schudschlein. Fahren wir zur Bank."
So langsam schien er aufzuwachen, aber ganz klar waren seine Gedanken aber wohl noch nicht.
"Ja haben Sie denn noch eine EC-Karte?"
"Klar, im Geldbeutel."
Grrrr, so langsam nervte er.
"Ja und wo ist der?"
Hätte ich nicht sagen sollen, er fing wieder an der einen Jackentasche zu nesteln, dann an der anderen...
Ich hatte langsam genug von dem Spiel.
"Hey, komm wir suchen jetzt gemeinsam." sagte ich, stieg aus, mit dem Hintergedanken ihn wenigstens mal aus dem Auto rauszukriegen. Und als ich seine Tür öffnete, was fiel mir vor die Füße? Genau, ein Geldbeutel, randvoll mit 50- Euro-Scheinen.

6 Kommentare:

  1. Diese Typen sind doch normal meine Kunden! Wilderst du wieder im Nachtschichtgebiet?
    Naja,ich kenn das ja zur Genüge. Bei mir ist das fast Alltag... :(

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  2. @Sash
    Nein Sash, ich würde den Teufel tun und mich am Matrix anstellen.

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  3. @Klaus:
    Eigentlich ist fast die ganze Stadt nachts so...
    Da mag mein Chef noch so oft erzählen, man könne "die ganze Nacht" rumfahren und "keinen einzigen Betrunkenen" mitnehmen...

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  4. @Sash
    Es geht ja auch nicht um "die Betrunkenen". Es geht um den IQ derselben. Und der ist bei den Matrix Gästen in der Regel so um Zimmertemperatur.

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  5. @Klaus Du bist aber sehr brutal, wenn Ihr den "room temperature IQ" einfach so ins Deutsche überträgst, denn es sollen dann doch Grad Fahrenheit sein, also ein IQ in den niedrigen Siebzigern und nicht den niedrigen Zwanzigern!

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  6. @maribert
    Okay, ich erhöhe in diesem Fall (Matrix) auf Körpertemperatur.
    (ich habe heute einen unausgeglichenen Tag.) :(

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