Samstag, 15. August 2009

Diesmal Fußgänger

Samstag Nachmittag. Ich hatte vier nette Damen aus- hm, einem englischsprachigen Land im Taxi. Fahrziel ein Hotel in der Budapester Str. Dort angekommen hatte ich die Möglichkeit direkt auf die Hotelvorfahrt zu fahren. Rechts im Außenspiegel zwei Radfahrer. Das reicht aber noch. Aber nicht ganz für die Fußgänger, die ich zuvor wegen der am Straßenrand geparkten PKWs nicht sehen konnte. Also zwei Möglichkeiten: Entweder mich von den Radfahrern in der ihnen eigenen Art und Weise beschimpfen zu lassen. Oder mich auf die Fußgängern zu verlassen - dass sie mir mit einem etwas verlangsamten Schritt (mehr wäre wirklich nicht notwendig gewesen) die Durchfahrt ermöglichen. Ich habe mich für Variante zwei entschieden. Die Fußgänger (ein älteres Ehepaar, so um 60-70) machten aber das Gegenteil. Sie beschleunigten ihren Schritt und blieben so direkt neben mir stehen. Und dann schlugen sie mir mit der Faust aufs Dach, was jetzt wiederum mich ziemlich sauer machte. Fenster runter. Und losgebrubbelt: "Wenn Sie noch einmal auf mein Auto schlagen, schlage ich auch mal zu." Sowas würde ich natürlich nie tun, ich habe in meinem ganzen Leben noch nie jemanden geschlagen. Aber manchmal muss der Ärger ja raus. Vor allem: Ich habe heute bestimmt gefühlten 100 Fußgängern und 50 Radfahrern das Leben gerettet, weil ich nicht auf mein Recht bestanden habe. Ist es wirklich zu viel verlangt, mal einen Schritt langsamer zu gehen und dadurch die gesamte Verkehrssituation zu entschärfen?

Ich glaube, man merkts, ich bin immer noch sauer!

4 Kommentare:

  1. Ach Klaus,

    ich denke auch manchmal, dass ich bei einer lückenlosen Verkehrsüberwachung binnen von drei Tagen irgendeine Bundesverdienstkreuzehrenlebensrettungsmedaille bekommen würde...
    Komm runter und genieß die moralische Überlegenheit im Stillen. Manchmal glaube ich, dass ich, wenn ich irgendwann mal einen Radfahrer oder Fußgänger auf dem Gewissen haben sollte, immerhoch eine 1a-Statistik habe.

    Es ist das alte Problem: Recht interessiert die Menschen immer nur dann, wenn sie es gerade akut brauchen können. Und so gönne auch ich mir den ein oder anderen Rechtsvertoß bisweilen - muss ich zugeben! Der kleine Unterschied zu den meisten anderen scheint zu sein: Mein Recht gelang automatisch da an seine Grenzen, wo es andere einschränkt. Viele andere brauchen dazu erst einmal einen Todesfall oder ein Gerichtsurteil...

    Ich kann deinen Ärger gut verstehen, denn selbst ich als Inbegriff des gelassenen Autofahrers habe mir schon manches Mal (und das meine ich todernst) gedacht:

    "Wenn du den jetzt über den Haufen fährst, dann bist du im Recht und die Welt nur um ein Problem ärmer..."

    Gelassen hab ich es dennoch immer - denn gelassen läuft es eben doch am Besten!

    AntwortenLöschen
  2. @Sash
    Ja, natürlich hast Du grundsätzlich recht. Aber so ab und zu... "Ich bin auch der Letzte, der auf das "Recht des Stärkeren" oder das "Recht des Rechthabend" pocht. Wenn man sich die Reaktion der beiden Rentner aber mal genau überlegt - sollte ich denn in jeder Verkehrssituation, bei der ich im "Recht" bin und von anderen behindert werde, mal mit der Faust irgendwo draufschlagen? Das wäre schon lästig anhand der Schwielen, die ich dann an der Hand hätte. Mir leuchtet einfach nicht ein, warum die Menschen nicht verstehen, dass es gemeinsam viel, viel einfacher funktioniert, als immer diese ICH, ICH, Ich-Mentalität so raushängen zu lassen. Unterm Strich zähl ich. Diese Werbung nervt mich schon seit geraumer Zeit.

    AntwortenLöschen
  3. Hey Klaus,
    "einfach nich ignorieren" :-)
    Aber mal ehrlich: Es vergeht doch kaum eine Schicht, bei der es nicht wenigsten einen Blechschaden geben würde, wenn man immer stur auf sein Vorfahrtsrecht bestehen würde. Egal, ob die Leute zu Fuß, Rad oder mit dem Auto unterwegs sind, man muss doch ständig auf die Bremse treten, weil der andere blind oder ignorant ist. Tagsüber würde ich auch viel öfter von der Hupe Gebrauch machen (immerhin hab ich in Rom Autofahren gelernt ;-) ), damit derjenige wenigstens merkt, dass er Mist baut. Aber nachts will ich die Anwohner nicht für das horstige Verhalten anderer Leute bestrafen.
    Also "Idiot" rufen - und wieder vergessen. Ansonsten gibts nur ein Magengeschwür.

    AntwortenLöschen
  4. @Aro
    Und wenn ich mich dann mal nicht ganz so korrekt verhalte, werde ich (bzw. mein Auto) von Rentnern mit Fäusten traktiert?
    Waren wahrscheinlich sowieso nur irgendwelche Touris, die auch mal was "sagen" wollten. Aber mir Magengeschwüre zu verschaffen, kriegen die nicht hin. :-)

    AntwortenLöschen