Montag, 5. September 2011

Strapazierte Nerven

Ehrlich gesagt, ich mochte das Maritim Hotel in der Stauffenbergstraße noch nie. Weder habe ich mich da schon mal an die Halte gestellt, noch war ich besonders begeistert über Fahrten dorthin. Das ist halt manchmal so, man hat seine Vorlieben und seine (meistens unbegründeten) Abneigungen, was die Halten und die Hotels anbelangt.

Dass dieses Hotel nun dem niederländischen Rechtspopulisten Gert Wilders eine Bühne gegeben hat, seine islamophoben Ansichten in den Berliner Wahlkampf einzubringen, verringert die Chancen dieses Hotels mich als Taxifahrer dort vorzufinden. Der Wilders war vom Berliner Stadtkewitz, Vorsitzender der rechten Partei "Die Freiheit", eingeladen worden, um seine kruden Thesen zur Islamisierung Europas zu verbreiten.

Die Partei hatte den Veranstaltungsort bis Samstagvormittag geheim gehalten und so wusste ich nichts über die Hintergründe des Fahrgastes, der sich mit mir durch seinem Eingangssatz: "Endlich mal ein deutscher Fahrer" keinen neuen Freund geschaffen hat. Er gab das Maritim als Fahrziel an und ich verfiel nach seiner Begrüßung in tiefes Schweigen. Beförderungspflicht ist Beförderungspflicht. Mein Schweigen half mir aber nicht. Ununterbrochen zog er vom Leder.

"In Berlin geht das ja noch mit den Taxifahrern, aber in Frankfurt, da hast du nur DIESE Muselmanen. Einmal hätte er einen türkischen Fahrer...blablabla."

Ich schaltete die Ohren auf Durchzug. Die Strecke war nicht weit, der Verkehr erträglich. Klaus, das stehst du durch. Jetzt nur nicht die Nerven verlieren.

An der Stauffenbergstraße angekommen, dämmerte mir was. Die Straße war mit großem Polizeiaufgebot abgesperrt, was jetzt nicht unbedingt ungewöhnlich ist, da sich genau gegenüber des Hotels das Verteidigungsministerium befindet. Ungewöhnlich allerdings eine Handvoll Demonstranten mit Transparenten wie "RASSIMUS STOPPEN" und ähnlichen Inhalten. Und nun ergab das plötzlich einen Sinn. Das Maritm war der Veranstaltungsort für Wilders Rede.
Ich konnte diesen Nervbolzen loswerden, ohne auf den letzten Metern noch ausfallend zu werden.

(Morgen noch mehr zum Thema Ausländer. Jetzt muss ich mich erstmal um mein liegengebliebenes Privatauto kümmern.)



5 Kommentare:

  1. Ich mache in solch einem Fall demonstrativ das Radio an. Außer, ich will ich auf eine Auseinandersetzung einlassen, je nach Situation und Lust meinerseits.

    AntwortenLöschen
  2. @Aro
    Sehr gute Idee. Werde ich mir merken.

    AntwortenLöschen
  3. @mime
    Müsste ich den Sender kennen?

    AntwortenLöschen
  4. @mime
    Okay, jetzt hab' ich kapiert. ;-)

    AntwortenLöschen