Donnerstag, 27. Dezember 2012

Das Weihnachtsgeschäft

Das Weihnachtsgeschäft war, wie zu erwarten, ziemlich flau. Viel zu warm für diese Jahreszeit. Nicht dass ich mich über warme Temperaturen beschweren will, aber für uns Taxifahrer ist das nicht gut für's Geschäft. Der 2. Weihnachtsfeiertag war sogar so mau, dass ich mich dabei erwischt habe, wie ich auf die Uhr schaute, wann denn endlich Feierabend ist. So wie früher bei einem 7 to 4 Job. Ist mir schon lange nicht mehr passiert.

Angenehm aber der Verkehr. Ich liebe es, frühmorgens durch ein nahezu menschenleeres und autofreies Berlin zu fahren. Wenn da dieses Gefühl nicht wäre, ein bisschen Umsatz wäre aber auch nicht schlecht.
Die Bilder zu machen, habe ich mich nach über einstündiger Wartezeit entschlossen. Einfach weil mir langweilig war. Das Internet war leer gelesen, bekannte Kollegen zum quatschen nicht in Sicht, also was tun?

Ich wünsche allen Lesern (und natürlich auch allen anderen) einen guten Rutsch - kommt gut rüber.

Montag, 24. Dezember 2012

Weihnachtssingen in der Alten Försterei

22.000 Menschen singen Weihnachtslieder. Der größte Chor Deutschlands singt - in einem Fußballstadion.
Das Adventssingen in der Alten Försterei hat inzwischen Kultstatus. Da kommt sogar bei mir, als Weihnachtsallergiker, so was wie Rührung auf.



Eiszeit

Was für ein Wetter gestern. Morgens das Privatauto nicht flott gekriegt, da dicke, dicke Eisschicht auf der Windschutzscheibe. Später Schnee, dann Regen. Hatten sie genauso vorhergesagt, aber dass es auch so wird...

Da fror sogar der Stern.
Eiszapfen 
Auch der Funkverkehr litt etwas.
Irgendwer muss über Weihnachten ja die Fahrgäste zu ihren Festivitäten bringen. Also opfere ich mich und werde auf der Straße sein. Dafür mache ich dann die ersten beiden Januarwochen frei. Da ist es schön in Berlin. Man hat den Eindruck, nach Weihnachtstrubel und Silvester Partys, dass die Stadt mal so richtig durchatmet und sich entspannt. Genauso werde ich das auch handhaben.

Euch allen ein paar schöne Feiertage und einen guten Rutsch.

Donnerstag, 20. Dezember 2012

Rosa-Luxemburg-Steg

Am Abend des 15. Januars 1919 wurden Dr. Rosa Luxemburg und Dr. Karl Liebknecht von Soldaten und Offizieren der Garde-Kavallerie-Schützen-Division misshandelt und ermordet. Rosa Luxemburg, verwundet oder tot,wurde an dieser Stelle von ihren Mördern in den Landwehrkanal geworfen.

(...)

Im Kampf gegen Unterdrückung, Militarismus und Krieg starb die überzeugte Sozialistin Rosa Luxemburg als Opfer eines heimtückischen politischen Mordes.

Die Mißachtung des Lebens und die Brutalität gegen den Menschen lassen die Fähigkeit des Menschen zur Unmenschlichkeit erkennen. Sie kann und darf kein Mittel irgendeiner Konfliktlösung sein und bleiben.

Berlin 1987
So ein Teil der Inschrift an der Gedenktafel zum Mahnmal am Ufer des Landwehrkanals.
Seit die links im Bild sichtbare Brücke 1987 gebaut wurde, setzte sich die Berliner Geschichtswerkstatt (BGW) dafür ein, diese Brücke nach Rosa Luxemburg zu benennen.

26 Jahre lang vergeblich.

Jetzt, am 25 September 2012 war es endlich soweit. Fast unbemerkt von Öffentlichkeit und Presse hat der Berliner Senator Michael Müller den neuen Namen enthüllt.
Es gibt jetzt in Berlin den Rosa-Luxemburg-Steg.
Und da die Brücke eine Doppelbrücke ist, hat sie sogar zwei Namen.
Links der Rosa-Luxemburg-Steg und rechts der Brückenteil, der innerhalb des Berliner Zoos verläuft, benannt nach Martin Hinrich Lichtenstein, dem Begründer des Zoos.

Die BGW hatte jahrzehntelang immer am 15. Januar eine kleine Demonstration mit symbolischer Brückenbenennung am Denkmal veranstaltet und Schilder mit dem Namen Rosa Luxemburgs an die Brücke geheftet, die dann dummerweise immer "vergessen" wurden. Allerdings verschwanden sie regelmäßig nach ein paar Tagen.

Das ist nun vorbei, wie Jürgen Karwelat, Vorstandsmitglied der Berliner Geschichtswerkstatt e.V. im im letzten Rundbrief der BGW (pdf) feststellen konnte:

Am 13. Januar werden wir wieder an der Brücke eine Veranstaltung machen. Schilder brauchen wir nicht mehr. Wir werden dann an unseren langen Kampf für die Brückenbenennung erinnern und natürlich an Rosa Luxemburg, die nicht nur eines der ersten Opfer des rechtsradikalen Terrors der Weimarer Republik war, sondern für uns heute noch wegen ihrer Ablehnung der Kriegspolitik, ihrer Geradlinigkeit und ihres Einsatzes für soziale Gerechtigkeit ein Vorbild sein kann.

Im erwähnten Rundbrief findet sich auch eine ausführlichere Darstellung des "langen Kampfes" der BGW.

Hier der Veranstaltungshinweis zum 13. Januar. 

Ach so, das Ganze befindet sich hier, in der Verlängerung der Lichtensteinallee.

Ein paar Billder mehr mit einem Besuch im Café am neuen See gibt es in meinem Picasa-Album.



Dienstag, 18. Dezember 2012

"Alle Menschen werden Brüder"

(Im nachfolgenden Text habe ich einige Fakten verändert, um die Person, um die es geht, nicht identifizierbar zu machen. Ausserdem habe ich sein holpriges Deutsch gleich übersetzt.)

Mein erster Fahrgast am ganz frühen Sonntagmorgen.

Ein Spanier:

"Es leben inzwischen so viele Spanier hier in Berlin, die sich überhaupt keine Mühe geben Deutsch zu lernen. Ich finde das respektlos."

"Mir würde es schon reichen, wenn sich die Spanier mit Englisch etwas mehr Mühe geben würden."

"Nein, nein. Es ist respektlos, in einem Land zu leben und die Sprache dort nicht zu sprechen. Mein Deutsch ist auch nicht gut, aber ich muss halt ganz viel üben."

Stimmt. Muss er noch.

Irgendwann erwähnte er seine Kollegen, die ihn wohlwollend ab und zu auf die Schippe nehmen würden, ob so mancher Fehler, die er in die deutsche Sprache einbaut, was mir die Gelegenheit gab, nach seiner Branche zu fragen.

Er hätte ein Engagement als Bariton bei einem der Berliner Opernhäuser.
Und ganz allgemein sei die Sprache, in der er sich am besten ausdrücken kann, die Musik.
Wir fuhren gerade die menschen- und autofreie Oranienburger Straße entlang. Es war so ungefähr halb sieben, dunkel und etwas regnerisch. Und er gab mir eine Kostprobe SEINER Sprachgewandtheit.

Jeder kennt sie, Schillers Ode an die Freude, vertont von Beethoven in seiner 9. Symphonie. Zufall: Kurz vor der Neuen Synagoge kam er dann bei der Textstelle "Alle Menschen werden Brüder" an. 

Ich gestehe: Ein kleines Rührungstränchen in den Augenwinkeln musste ich mir tatsächlich zerdrücken.

So, und nun nennt mich Weichei oder Heulsuße. Mir doch egal.

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Der Horst

Horst Evers - Der Geschichtenerzähler aus Berlin - wie er sich selber nennt - ist ja gar nicht wirklich aus Berlin. Sondern aus Diepholz!?? Macht ja nichts, richtige Berliner gibt es, zumindest in Berlin, sowieso fast keine (mehr?)

Während seines Studiums hatte er mal als Taxifahrer gearbeitet und so kommt man als Ehemaliger nicht drum rum, auch mal seine Exkollegen auf die Schippe zu nehmen.

Horst Evers: Taxifahrer

Inzwischen kann er von seinen Geschichten leben und hat bei radioeins seine eigene Kolumne namens Perlen vor die Säue. Sei ihm gegönnt.

Einer meiner Favoriten ist aber die Geschichte von den lustigen Medizinern aus dem mir benachbarten Urban Krankenhaus. Nein, mein Appendix kann mich nicht mehr quälen, aber man weiß ja nie...



(Mit Dank für die Anregung an Bernd K.)

Dienstag, 4. Dezember 2012

ExRotaprint

Bei der Weiterverwertung des Geländes, des Ende der Achtziger Jahre in Konkurs gegangenen Druckmaschinenhersteller Rotaprint, hat sich 2007 endlich auch mal ein gemeinnütziges Projekt durchgesetzt. Zwei Stiftungen haben den Zuschlag vor einem dänischen Investor erhalten und einer gGmbH in Erbpacht für 99 Jahre vermietet. Das Gelände der ExRotaprint, wie sich die Gesellschaft nun nennt, wird genutzt zu einem Drittel von sozialen Projekten, einem Drittel normalen Gewerbetreibenden und das letzte Drittel sind Künstler und Ateliers.
Eine Besonderheit der Architektur ist dieser Büroturm an der Ecke Gottschedstraße/Bornemannstraße aus den Fünfziger Jahren.



Auf der Homepage exrotaprint.de wird die Geschichte des Geländes und seine Entwicklung sehr gut beschrieben. 

Weitere Links:
Trias, eine der Stiftungen
Der Weddingweiser
Panke.info
Die taz


Montag, 3. Dezember 2012

Iiiih, wie eklig


Am Samstag in der Frühe. 2 Stunden später aber war das weiße Zeug weg.
(Ich fang schon mal an: Wird es eigentlich weiße Weihnachten geben?)

SMS bringt 20 Euro

Es gibt Arbeitstage, an denen weiß man nicht, womit man dieses Pech verdient hat.

Und dann gibt es genau die umgekehrten Fälle. Gestern zum Beispiel. Ich wusste überhaupt nicht wie mir geschieht.

Noch am frühen Morgen. Wir stehen zu Dritt an diesem Hotel am Pariser Platz, trotz der Kälte neben unseren Taxen und quatschen. Ich als Erster. Ein Taxibus kommt um die Ecke und stellt sich an den Eingang des Hotels. Ein normaler Vorgang. Extra bestellt für mehr als 4 Personen mit vorraussichtlich viel Gepäck. Wir beachten das nicht weiter. Auch noch nicht, als die Anzahl der Koffer für die Anzahl der Menschen ungewöhnlich hoch wird. Aufmerksam werden wir erst, als der Kollege aus dem Bus mehrere Umstapelungen der Koffer vornimmt und zum Schluss nur noch hilflos mit den Achseln zuckt. Also erhalte ich die unverhoffte Ehre auch noch zwei Personen und drei Koffer zum Flughafen Schönefeld zu transportieren!

Sonntags um diese Uhrzeit bietet es sich für mich an, den ganzen Weg leer zurück zu fahren, da das Geschäft in den Randbezirken zu unberechenbar ist und in Mitte die Rückreisewelle nun langsam auf Touren kommen könnte.
Also stehe ich eine Stunde später wieder vor diesem Hotel und nach ein paar Minuten habe ich Fahrgäste zum Flughafen an Bord. Diesmal nach Tegel. Kurz vor dem Zieleinlauf am Saatwinkler Damm geht eine SMS auf meinem Handy ein, die man deutlich vernehmbar im stillen Taxi hört. Das veranlasst die Dame im Fond zu hörbar nervösem Gesuche in ihrer Handtasche.

"Schatzi, ich glaube, ich habe mein Handy im Badezimmer vergessen."

Der Begleiter sehr souverän, kurzes Telefonat mit dem Hotel und die Frage an mich:

"Schaffen wir das noch zum Flug um 11:50?"

Mir liegt schon der Vorschlag, einen Kollegen an der Halte mit dieser Materialfahrt zu beauftragen auf den Lippen, als er sich die Frage selbst beantwortet:

"Wir haben doch genügend Zeit. Drehen Sie bitte um und zurück zum Hotel." 

Da hätte ich ja beinahe einen Fehler gemacht.

Es geht den ganzen Tag so weiter. Sogar die Wünsche nach bestimmten Fahrzielen, die ich mir so ausfantasiere, gehen meistens in Erfüllung. Wünsche ich mir eine Tegel Tour, weil ich dringend mal mein Stammcafé aufsuchen muss, gibt es eine Tegel Tour...

Die nächste Schönefeld Tour wünsche ich mir zwar nicht (man soll das auch nicht übertreiben), aber trotzdem kriege ich sie. Auf dem Rückweg denke ich, ein Winker Richtung Mitte wäre jetzt schön, nicht dass das noch einen schlechten Kilometerschnitt ergibt. Ist aber erstmal keiner in Sicht. Fährste mal am Jüdischen Museum vorbei, vielleicht... Jaha, da stehen sie und fuchteln mit den Armen. Rüber zur Philharmonie und dort gleich wieder einen eingesackt. Zwar nur kurz um die Ecke, aber immerhin. Es wird nun langsam dunkel und grieselt etwas vor sich hin, aber die nächste Tour geht nach wenigen Minuten Wartezeit vom Hilton zur East-Side-Gallery. Hm, nochmal zurück nach Mitte? Fährste einfach mal über die Michaelkirchstraße, vielleicht steht da noch jemand aus dem Kater Holzig. Was soll ich sagen, da warten zwei vor dem Kater Holzig und wollen mitgenommen werden, nach Neukölln.
So, nun definitiv zu spät für Mitte. Was ich dann öfter mal mache um solche Uhrzeiten, ich stelle mich am Schlesischen Tor an. Es dauert gerade mal 5 Minuten und ein Funkauftrag erreicht mich. Eine schöne 18 Euro Tour zum Feierabend. Danach schnell die Fackel aus, damit ja nichts diesem angenehmen, warmen Feierabendgefühl im Bauch in die Quere kommen kann.



Montag, 26. November 2012

Inflation an Weihnachtsmärkten

Ich habe ja schon geschrieben, dass ich mit Weihnachten und der ganzen Gefühlsduselei drum herum nichts anfangen kann. Nichts gegen eine Form der Besinnlichkeit im Sinne von Nachdenken über dies und jenes, aber so etwas kann man doch niemandem per Kalender verordnen. Für mich ist das nur ein einziger Konsumrummel.
(Nein, ich habe auch keine Kinder, die unter dem Christbaum angeblich so leuchtende Augen kriegen, während sie auf die Geschenke warten.)

Nachdem letzte Woche die weihnachtliche Beleuchtung allüberall eingeschaltet wurde, werden heute die ersten Weihnachtsmärkte geöffnet. 

Gestern habe ich mal mitgezählt. Auf der Strecke vom Brandenburger Tor zum Alexanderplatz (ca. 2 Kilometer) mit ein bisschen links und rechts, tummeln sich je nach Zählweise, 5 oder 6 Weihnachtsmärkte. Und was ich überhaupt nicht nachvollziehen kann, jede Menge Fahrgeschäfte, einschließlich zweier Riesenräder.

Insgesamt finden in Berlin 87* (in Worten siebenundachtzig) Weihnachts/Advents/Nikolaus/Christkindl -märkte -basare -feste in den nächsten 4-5 Wochen statt.

Auch wenn Berlin eine große Stadt ist, sind 87 Märkte nicht reichlich inflationär?
Um mal ein Oxymoron zu verwenden: Weniger wäre mehr.

*Die Berliner Zeitung meint, es wären "nur" 77. 


Mittwoch, 21. November 2012

Nur noch 220 statt 270

Ich mag Weihnachten nicht besonders. (Wollte ich nur mal erwähnt haben.)

Am Montag wurde die vorweihnachtliche Beleuchtung Unter den Linden eingeschaltet.
Da dieses Jahr rund 50 Linden auf dem Boulevard gefällt wurden, wird es aber billiger.
Ich freue mich auf das Vorweihnachtsgeschäft und werde auch an den Weihnachtsfeiertagen durcharbeiten. Ich weiß aber jetzt schon, dass mir der Trubel, die Hektik und das Jingle Bells mächtig auf die Nerven gehen werden. Aber dann ist erst mal Ruhe.

Montag, 19. November 2012

Echos im Nebel

Das Tempelhofer Feld bei Nacht und vor allem viel, viel Nebel.
Am Columbiadamm leuchtete es hell.
ECHOES OF VOICES IN HIGH TOWERS. Ein Projekt des britischen Künstlers Robert Montgomery.

Ich hatte es ja geahnt, ich hätte an den Nebeltagen in Berlin die große Kamera mitnehmen sollen und nicht nur die Kompakte. Motive all überall.


Mittwoch, 14. November 2012

Kurioses im Wedding

Gestern habe ich mich ein bisschen im Wedding rumgetrieben. Und bin dabei auf einige Kuriositäten gestoßen.
Ganz eindeutig ein Transporter.

Was verbirgt sich hinter dieser Kaffee-Küche?
Na ist doch ganz klar - die

Nachtrag:
Der Aro hat in den Kommentaren die Geschichte dieses Hauses beschrieben.
Danke.

Dass ein Haus aus der Gründerzeit schon beim Bau eine Url hatte glaubt ihr nicht?
Na dann schaut euch das Haus in der Gerichtstraße 23 mal von vorne an.
Bevor ihr euch jetzt aber einen Wolf sucht, diese Adresse scheint es nicht mehr zu geben. Tja, schnelllebige Zeit.

Aus einem Hallenbad mach ein Künstlerhaus? Im Wedding geht das.
 Hier gibt es Ateliers und Platz für Installationen.
Und einen noch.
Entstanden sind diese Bilder anlässlich eines weiteren Spaziergangs entlang der Panke. Irgendwann werde ich das "Projekt Panke" zu Ende bringen. Das wird aber noch einige Zeit dauern. Bis jetzt habe ich alles von Schloss Schönhausen nach Süden. 
 

Montag, 12. November 2012

Vertrauenserweckender Senf

Eine Vorbestellung am Ostbahnhof auf 6:30 Uhr. Na schaun' wir mal rüber. Schon 5 Taxen anwesend, aber nur eine mit unserem Funk. Und das war der Kollege Sash, der bekanntermaßen ein praktizierender Funkabstinenzler ist. (Bei der Gelegenheit einen Geburtstagsgruß rüber in den finsteren Osten.)
Also blieb ich da. Das Gespräch mit dem Kollegen Sash war kurz, denn schon nach ein paar Minuten kriegte er Kundschaft. Sah aus wie ein Mitte-Girl und wenn ich mal raten darf, Fahrziel irgendwo zwischen Rosenthaler und Karl-Liebknecht?

Soweit so gut. Die Vorbestellung war also definitiv meine. Hoffentlich ist es das Hotel in der Lange Straße, mit Nickname "roter Teppich". Vielversprechend um die Uhrzeit. Das sind dann normalerweise weitere Fahrten zu Flughäfen. Aber es kam anders. Fast zeitgleich mit der Vorbestellung öffneten junge Menschen, die sich von hinten angeschlichen hatten, die Kofferraumklappe meines Wagens. Ich war inzwischen alleine am Bahnhof und was sollte ich machen? Ich habe den Funk ignoriert und die Fahrgäste genommen.

Die beiden Pärchen wollten zu zwei verschiedenen Anschriften in Prenzlauer Berg, angefangen bei der Grellstraße.

"Ich sage Ihnen, wie Sie fahren sollen."

"Sehr gut, das sind mir die liebsten Fahrten. Es kann nur sein, dass ich meinen Senf dazu abgebe."

"Wieso? Wie würden sie denn fahren?"

"Andreasstraße, über die Karl-Marx drüber, normalerweise links in die Palisaden und über den Platz der Vereinten Nationen in die Friedenstraße, geht aber zur Zeit nicht wegen Baustelle, also geradeaus weiter zur Friedenstraße, links-rechts über die Landsberger, am Königstor rechts in die Greifswalder und am Bahnof Greifswalder links in die Grell."

Mit den ganzen Straßennamen waren sie natürlich überfordert, Kunden die ihre Strecke kennen, können normalerweise links, rechts, geradeaus ansagen, von den Straßennamen haben sie meistens keine Ahnung.
Aber mein Runtergeratter der Strecke muss sehr vertrauenserweckend gewesen sein, schon an der zweiten Ampel schliefen alle den Schlaf der Gerechten.

Und was es mit der Vorbestellung auf sich hatte, werde ich nie erfahren.

Dienstag, 6. November 2012

Realo auf dem Rücksitz

Als dieser Fahrgast neben meinem Taxi stand und mich fragend anschaute nach dem Motto: Sind Sie frei? konnte ich tatsächlich mal sagen:

"Nach Hause, Herr Nachbar?"

Er wohnt ja bei mir umme Ecke.
Er hat es aber auch nicht leicht. Als schwäbisch-türkischer Politiker vereint er die drei in Berlin unbeliebtesten Bevölkerungsgruppen. ;-) Aber wir in Kreuzberg sind tolerant.

An den Pariser Platz verschlug es ihn als Talkgast bei Peter Hahne, wo er zusammen mit dem Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky ein "Streitgespräch" über Jugendgewalt führte. Und da sagte er einige ganz vernünftige Sachen.

Die ganze Sendung in der ZDF-Mediathek.

Freitag, 2. November 2012

Wilmersdorf - eigentlich nicht meine Ecke

Ein älteres Ehepaar stieg ein:

"Bitte zum Wilmersdorfer Friedhof. Der muss irgendwo in der Nähe vom Hohenzollerndamm sein."

Eine genaue Straße hatten sie nicht. 221 Friedhöfe gibt es in Berlin. Und überhaupt, Friedhöfe sind so gar nicht mein Fall.  Und äh, der Hohenzollerndamm ist eine ca. 4 Kilometer lange Straße.

"Geht es, dort 10 Minuten zu warten und dann wieder hierher zurück zu fahren?"

Manch anderer Kollege hätte jetzt den Stadtplan rausgezogen oder bei Robertha/Kauperts nachgeschlagen. Was macht man als mit der Zeit gehender Taxifahrer? Genau - es hat nur ein paar Sekunden gedauert, bis mir Google per Smartphone mitteilte, dass sich dieser Friedhof in der Berliner Straße 81-103 befindet.

Ich sollte dann noch eine Ecke weiter fahren, Blumen wollten sie auch noch besorgen. Aber was ist das für ein Bauwerk, genau gegenüber des Blumenladens? Eine Moschee? Eine schöne Moschee und zwar eine indische.

Foto: Axel Mauruszat

Die älteste existierende Moschee Deutschlands steht tatsächlich in Berlin. Sie wurde 1922 in Anlehnung an das Taj Mahal gebaut.
Im 2. Weltkrieg beschädigt, wurde sie 1952 dank vor allem allierter Hilfe und Spendengeldern aus Lahore wiedereröffnet.

Aber die Dumpfbacken der Islamophobikern sind sich ja zu nichts zu schade:

"In der Nacht zum 8.1.2011 wurde ein Brandanschlag auf die Moschee verübt, bei dem Sachschaden entstand."

Wikipedia Artikel zur Moschee.

Und wenn wir schon dort in einer von mir nicht besonders gemochten Ecke sind, 200 Meter weiter steht noch ein besonderes Bauwerk:

Die Russisch-Orthodoxe Christi-Auferstehungskathedrale.

Das ist für mich das interessanteste am Taxifahren. Man lernt immer wieder neue Ecken, neue Gebäude etc kennen.

Ich mache seit Jahren fast jede Woche  einen Ausflug zu irgendwelchen Örtlichkeiten innerhalb Berlins und bin noch lange, lange nicht durch. Im Gegenteil, die "to visit" Liste wird immer länger. Aber Friedhöfe stehen da keine drauf.

Dienstag, 23. Oktober 2012

Der Glücksvogel

Noch was von letzter Woche.
Schon seit Jahren steht es auf dem Zettel: Ein Ausflug vor die Tore Berlins nach Linum. Dort ist einer der größten europäischen Rastplätze der Kraniche auf ihrem Zug nach Südeuropa. Sie kommen aus Mitteleuropa, Skandinavien sowie in den letzten beiden Jahrzehnten zunehmend auch aus den baltischen Staaten, aus Finnland und Weißrussland.

An unserem Besuchstag, dem letzten Mittwoch, wurden um die 60.000 Kraniche dort gezählt.

Besonders der Einflug zu den Nachtquartieren ist ein mächtiges Spektakel. Das Video, das ich von diesem Einflug gemacht habe, ist leider von zu schlechter Qualität, als dass ich es veröffentlichen könnte. Auch für die Fotos ist meine Ausrüstung (Zoom bis 300 mm) etwas zu dürtig. In der Nachbearbeitung konnte ich aber doch noch das eine oder andere Foto rüber retten.







Gesamtes Album

Montag, 22. Oktober 2012

FoL zu Ende

So, das Festival of Lights hat die Lichter ausgemacht. Gestern war der letzte Tag. Wie jedes Jahr war ich fleißig unterweg, um die ungewöhnlichen Farben in der Stadt auf Bildern festzuhalten. Und dieses Jahr sogar der Versuch, das Ganze per Video etwas lebhafter zu gestalten. Ich gebe es nur ungern zu, aber Video ist nicht meine Welt.

Zuerst das Brandenburger Tor:



Dann noch die Tempelhofer Freiheit mit den Wächtern der Zeit:


Aber natürlich gibt es auch ein paar nette Fotos in meinem Onlinealbum.
Ein paar Beispiele:
Der Dom



Die Goldelse auf der Siegessäule


Am Ernst-Reuter-Platz

Und mein persönlicher Höhepunkt:
Die Wächter der Zeit vor der Kulisse des ehemaligen Flughafens Tempelhof, heute Tempelhofer Freiheit.


Vollbildansicht empfohlen.




Neuer Aufkleber

Diese Aufkleber sind erhältlich bei:

Innung des Berliner Taxigewerbes e.V.
Martin-Luther-Str. 3-7
Die Innung macht mobil.

Montag, 15. Oktober 2012

Ein Arbeitsbeginn nach Maß

Ein Arbeitsbeginn nach Maß. Noch während des Einrichtens an der Ablöse ergatterte ich eine Vorbestellung. Und die ging sogar von Kreuzberg zum Flughafen Tegel und nicht wie so oft nur rüber zum Ostbahnhof. Trotz der frühen Uhrzeit eine unterhaltsame Fahrt, denn das junge Pärchen wollte genau dahin in Urlaub fliegen, wo ich im April dieses Jahres meinen verbracht habe.

Und dann, wohin? Ich entschied mich für meine Lieblingshalte, zum Hotel am Pariser Platz.

Um diese Uhrzeit - ein Fehler. Es dauerte 1,5 Stunden, ehe ich wieder auf der Bahn war. Wieder nach TXL. Und natürlich wird man aus Schaden nicht wirklich klug. Und das war in diesem Fall auch gut so.Ich stellte mich anschließend wieder am Pariser Platz an. Aber jetzt war das eine glückliche Entscheidung. Und das kam so:
Eine ältere Dame lief "unauffällig" an den vor mir stehenden Kollegen vorbei und schaute "unauffällig" in jedes Taxi. Bei mir blieb sie stehen und sprach mich an:

"Sagen Sie, was würde es kosten, einmal nach Potsdam, ca. eine Stunde warten und dann wieder zurück?"

Jetzt war es mir egal, nach welchen Kriterien sie sich meine Wenigkeit ausgeguckt hatte. Sie wollte zur Ausstellung Friederisiko im Neuen Palais. Ganz gezielt dort nach ein paar bestimmten Exponaten suchen und dann wieder zurück. Meine Preisvorstellung deckte sich ziemlich gut mit der ihrigen und so ging es los. Eine pensonierte Französisch-Lehrerin mit ausgeprägtem Kommunikationsbedürfnis. So kurzweilig erschien mir noch nie eine Fahrt nach Potsdam. Und auch sie genoss die Fahrt.
Eine extra für mich eingerichtete Taxihalte ;-), strahlender Sonnenschein und ein direkt daneben liegendes Café machten die einstündige, bezahlte Wartezeit eher zu einem netten Ausflug ...



Eine der schönsten Touren meiner Laufbahn, nicht nur des ohnehin guten Umsatzes, des noch draufgeschlagenen üppigen Trinkgeldes und der angenehmen Gespräche wegen. Diese Fahrt werde ich so schnell nicht vergessen. Und zum allerersten Mal in meiner Laufbahn hat sich eine Kundin mit einer Umarmung von mir verabschiedet. Auch das war mir was wert.

Dass ich mich daraufhin wieder am Pariser Platz anstellte, war natürlich selbstverständlich. Und dass die nächste Tour dann zum Flughafen Schönefeld ging, machte den Tag perfekt. Mit 4 Touren schon mehr eingenommen, als ich mir für den Tag vorgenommen hatte. Und es war erst Mittag.


Donnerstag, 11. Oktober 2012

Graffiti for Freedom

Eine sehr eigenwillige Interpretation für die vielen Graffiti an Berliner Häuserwänden hatte ein Engländer (vermutlich Stadtführer) seinen beiden amerikanischen Begleiterinnen auf deren Nachfrage zu bieten.
Die Berliner Mauer sei ja nur von West-Berliner Seite zugänglich gewesen. Und das hätte man ausgenutzt, um sie mit Graffiti zu besprühen. Also sei das Besprühen von Fassaden und Häuserwänden ein Symbol für FREIHEIT. Und die Berliner würden die Freiheit lieben. (Wer tut das nicht?) Daraus hätte sich dann diese "Tradition" entwickelt.

Die amerikanischen Ladys waren begeistert von dieser Erklärung. Vor allem fasziniert waren sie von der Platzierung so mancher Exponate. Wo die überall rankämen, um ihre Statements zu hinterlassen...

Nein, das hat nichts mit Freiheit in Sinne von: Die da drüben, wir in Freiheit (haha) zu tun. Die Mauer war einfach die größte Leinwand der Welt.

So einen Bullshit über Berlin und seine Geschichte muss ich mir im Taxi sehr oft anhören.

Dienstag, 9. Oktober 2012

Strampeln und...

Von den Berliner Café Achtecks und meinem Stammcafé habe ich hier ja schon mal berichtet.

Seit dem WE bieten sie in dieser Lokalität einen Service der ganz besonderen Art:
Beim Pinkeln bitte setzen...
...UND strampeln.