Mittwoch, 26. September 2012

Merci Madame

Es ist an der Zeit, auch mal Danke zu sagen. Danke an das Wachsfigurenkabinett von Madame Tussauds. Die haben nämlich alle Berliner Taxifahrer zu einem kostenlosen Besuch eingeladen. Ja, ehrlich eingeladen. Und seine Familienangehörigen könne man auch gleich mitbringen.

Ich war misstrauisch. Umsonst, wo sonst die Massen Schlange stehen, um ihr Geld loszuwerden? Wo ist der Haken? Schon die Voranmeldung per Internet hatte ich akribisch dokumentiert, Screenshots von allen Anmeldefenstern gemacht, immer in der Erwartung, gleich kommt was, das Geld kostet.

Selbst als wir gestern um 19:00 Uhr gemeinsam mit einigen Kollegen dort vor der Tür standen, war ich noch auf alles gefasst.

Und jetzt kommt der Knüller: Es gab keinen Haken!

Gleich zur Begrüßung gab es Getränke, etwas später sogar Schnittchen. Freundliche Erläuterungen des hochmotivierten Personals obendrein.

Normalerweise wäre ich nie auf den Gedanken gekommen, dieses nur ein paar Meter von meiner Stammhalte am Pariser Platz entfernt liegende Museum zu besuchen, um irgendwelche in Wachs gegossenen Promis anzugaffen. Mein jetziges Fazit: Kann man mal machen. Ist lustig und unterhaltsam. (Ein paar virtuelle Elfmeter habe ich auch versenkt. Knallhart, versteht sich.)

Merci Madame für die Einladung und den netten Abend. Ich weiß zwar nicht so genau, welchen Zweck ihr mit dieser Einladung verfolgt, aber trotzdem eine sehr nette Geste.

Und wenn ich es mir genau überlege, ein kleines Rätsel für meine Leser ist auch noch drin.

Zu welchen Figuren bei Madame Tussauds gehören folgende Details?




Und morgen oder übermorgen (sonst wäre es zu einfach) werden noch mehr Foto von meinem Besuch bei Madame Tussauds auf meinem Picasa Webalbum erscheinen. Einfach mal vorbeischauen.

Dienstag, 25. September 2012

(Kinder) Sicherung

Immer wieder ein Thema, auch unter den Taxikollegen: Kindersicherung hinten links. Ein oder aus? Ich gehöre zur EIN-Fraktion. Normalerweise. Aber mein Nachtfahrer gehört zur anderen und nimmt sie jedesmal wieder raus.
So kommt es vor, dass ich bei Arbeitsbeginn ab und an mal vergesse, Fahrgäste vor sich selbst, andere Autofahrer vor Fahrgästen und überhaupt alle Verkehrsteilnehmer vor einem unachtsamem Öffnen der hinteren linken Tür zu schützen. Und eigentlich sollte man zum Schutz der Radfahrer auch die rechte Tür verriegeln. Aber ganz möchte ich meine Fahrgäste doch nicht einsperren.
Am Samstag hatte ich wieder vergessen, die Kindersicherung rein zu machen.

Ich hatte Fahrgäste zum KaDeWe und wer jemals versucht hat, an einem Samstagmorgen dort einen anständigen Platz zum Ausladen seiner Fahrgäste zu suchen, der weiß, wie es dort aussieht. Vor der Taxihalte, also fast direkt vor dem Kaufhaus, sind ungefähr 2 Meter Sperrfläche. Links davon ist die Busspur. Dort kann man, so ein bisschen schräg stehend, seine Fahrgäste ausladen, immer in der Hoffnung, dass der Bezahlvorgang sich nicht die Länge zieht, weil ein BVG-Bus und die ganzen Touribusse da im Minutentakt hintereinander daherkommen.

Also, es kam wie es kommen musste. Einer meiner zwei männlichen Fahrgäste hatte es besonders eilig. Noch bevor ich überhaupt drauf achten konnte, öffnete er die Tür und ich hörte einen kurzen, dumpfen Schlag. Ein BVG-Bus fuhr gerade vorbei und ich wusste nicht genau, was eigentlich los war. Der Fahrgast stieg beim zweiten Versuch ungestreift aus und verschwand in der Menge. Ich stieg nun auch aus und untersuchte die Tür. Inzwischen war auch der andere Fahrgast verschwunden. An meiner Tür war nichts, aber auch gar nichts zu sehen. Hatte ich mich getäuscht? Auch der Bus fuhr zu seiner Haltestelle weiter, ohne sich um mich zu kümmern. Hatte der nichts mitgekriegt? Ich musste auf Nummer sicher gehen und stellte mich vor ihn. Jetzt sprintete er aus dem Bus und - tatsächlich, an seiner hinteren Tür waren Schleifspuren zu sehen.
 Er ließ seine Fahrgäste aussteigen und rief die Polizei.

"Das war bei meinem Arbeitsbeginn noch nicht da. Vorschrift, muss ich machen."

Okay, das kann ja dauern. Eine dreiviertel Stunde später sind sie eingetrudelt. Die zwei Polizisten begutachteten den "Schaden", kratzten an der Scheibe die Lackspuren ab und schauten sich gegenseitig an mit einem Blick wie: "Haben die nichts anderes zu tun, als uns wegen solch eines Krams hierher zu holen?" Nach ein paar weiteren Wischereien war auch der Rest des "Unfalls" fast beseitigt und sie bedauertem dem Busfahrer gegenüber, keine Unfallmeldung schreiben zu können, da der Schaden zu gering sei. Aber ein Protokoll wurde angelegt. Für den Fall der Fälle.
Dann konnte ich mich endlich wieder meiner eigentlichen Tätigkeit widmen: Umsatz machen. Und der Umsatz-Gott war mit mir. Ich war noch dabei, meine Papiere wieder zu verstauen, sprachen mich zwei Damen an:

"Sind Sie jetzt endlich frei? Wir warten schon die ganze Zeit. Wir müssten nach Prenzlauer Berg."

Montag, 24. September 2012

HELLO

Einige von euch werden es schon gelesen haben, Sashs Wege und meine haben sich mal wieder gekreuzt. Seit die Halte am Ostbahnhof wieder da ist, wo sie hingehört, schaue ich ab und zu am frühen Morgen dort vorbei. Am Samstagmorgen allerdings sah ich schon von weitem, da stehen zu viele rum und war schon dabei mich anderweitig zu orientieren, als ich im Vorbeifahren die 1925 in der Poleposition stehen sah. Okay, Tach sagen gehört sich einfach.
Ich hatte nicht ernsthaft vor, mich als Sechster oder Siebenter am Ostbahnhof anzustellen, aber wie das halt so ist, ein Wort unter Bloggern gibt das andere und Kundschaft war nicht in Sicht. So verging fast eine halbe Stunde mit Tratschen und Meinungsaustausch, als ich beschloss den Sash endgültig seinem Schicksal zu überlassen.
Ich fuhr nach Mitte und stellte mich an einem der großen Hotels an. Eine gute Entscheidung. In Nullkommanichts war ich weit vorne und stieg aus, um eine zu paffen. (Blöde Angewohnheit.)

Direkt neben der Taxihalte steht dieser Aschenbecher.

 
Und worüber ich mich schon so oft gewundert habe, direkt darüber dieser Lautsprecher.







Aus diesem Lautsprecher dudelt Tag und Nacht irgendwelche Fahrstuhlmusik. Nicht laut, aber vernehmbar. Keine Ahnung, wen die damit zum Zuhören erreichen wollen.

Also, der Sash hat es ja auch erwähnt, die Sonne war aufgegangen und es versprach ein schöner Tag zu werden. Die Straßen waren um diese Uhrzeit noch leer, was der Gegend um den Gendarmenmarkt einen ruhigen, aber angenehmen Touch verleiht.
Im Lautsprecher lief gerade der Schmachtfetzen von Lionel Richie - Hello, als aus einem der darüberliegenden geöffneten Hotelfenster ziemlich eindeutige Geräusche zu hören waren. Zuerst im seichten Klaviertakt, sich aber beim zweiten HELLO zu einem Staccato steigernd, um pünktlich beim dritten "I Love you" in einem fröhlichen Gejuchze zu enden.
So, und jetzt alle mal die Fantasie und das Kopfkino anschalten: Sonnenaufgang, Lionel Richie, links der Gendarmenmarkt mit Dom, leere Straßen, von oben diese Geräusche - und ein Taxifahrer, rauchend am Aschenbecher.
Mensch Leute, könnt ihr nicht ein bisschen Rücksicht nehmen? Da sind schon Menschen auf der Straße, die versuchen sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren.

Ich bin mir sicher, der Sash wird das eher als Luxusproblem bezeichnen.

Meine tatsächlich ernsthaften Probleme begannen an diesem Tag etwas später. Aber davon morgen mehr.

10 Minuten später war ich übrigens mit einem Fahrgast an Bord auf dem Weg nach TXL.


Donnerstag, 13. September 2012

Natur-Park Schöneberger Südgelände

Mehr als 12 Jahre gibt es ihn nun schon und ich war vorgestern das erste Mal dort. Asche auf mein Haupt. Der Natur-Park Schöneberger Südgelände ist eine äusserst interessante Angelegenheit.
Ich zitiere jetzt mal unseren Senat:

"Der Natur-Park Schöneberger Südgelände war einst Teil des 1875 errichteten Tempelhofer Rangierbahnhofs. Der Bahnbetrieb wurde bis 1952 schrittweise stillgelegt. Nach und nach setzte sich die Natur durch. (...)

(...)Heute ist das Gelände durch die faszinierende Verbindung von Natur, Bahnrelikten und Kunstobjekten geprägt. Um die artenreiche Natur zu betrachten, wird man über Wege und erhöhte Stege geführt, die dem Verlauf alter Bahntrassen folgen. Wahrzeichen des Parks ist der 50 m hohe stählerne Wasserturm. Weitere Zeugen der Geschichte sind eine Dampflok, eine noch funktionsfähige Drehscheibe sowie zahlreiche Lichtmasten und Schienenstränge."
Genau richtig, um am wohl letzten sommerlichen Tag des Jahres einen netten Spaziergang zu machen. Und natürlich wie immer meinem Hobby, der Fotografie zu frönen.

Dienstag, 11. September 2012

Montag, 10. September 2012

Um Leben oder Tod

Der Fahrgast riss die die Beifahrertür auf, schmiss sein Jacket auf den Rücksitz:

"Ganz schnell in die XYZ-Straße"

Okay, ganz schnell ist jetzt ein Begriff, den man im Taxigewerbe des öfteren zu hören bekommt. Meistens relativiert er sich aber auf zügig und ohne Umwege auf dem schnellsten Weg.

Aber er fügte hinzu:

"Es geht um Leben oder Tod."

Das war neu.

Er fingerte nervös auf seinem Smartphone, rutsche unruhig auf dem Sitz hin und her und kommentierte jede meiner ausgeführten Fahraktionen mit "rechts ist frei", "grün", "rechte Spur", oder, oder ...

In meinem Kopf spielten sich einige Szenarien ab, was ihn wohl zu dieser dramatischen Formulierung gebracht haben könnte. Kranke Mutter ist aus dem Bett gefallen und liegt hilflos auf dem Boden? Etwas wichtiges für einen Geschäftstermin zu Hause vergessen, wovon der Rest seiner Existenz abhängt?
Für Leben oder Tod ist doch auch ein Taxifahrer nicht zuständig, sondern eher der Notruf 110 oder 112.
Eine vorsichtige Nachfrage meinerseits, um was es sich eigentlich dreht, hat er nicht beantwortet. Und so gab ich mein bestes. Aber immer im Rahmen des Verantwortbaren.

Einmal einen dieser dahinkriechenden Touribusse auf der Tiergartenstraße überholt, eine taxigelbe Ampel mitgenommen, einmal Fußgänger, die bei Rot über die Ampel wollten mittels Hupen verscheucht. Mehr aber auch nicht. Das alles beruhigte ihn kein bisschen. Trotzdem bin ich eine gute Zeit gefahren und als wir an seinem Fahrziel angelangt waren, sprang er panisch aus dem Auto, rief mir noch zu, dass ich warten solle, es ginge gleich wieder zurück und verschwand in einem Wohnhaus.

Was um Gotteswillen geht hier um "Leben oder Tod"?

5 Minuten später kam er deutlich entspannter zurück. Und jetzt gab er auch eine Erklärung ab:

"Ich habe einen Gasherd. Den habe ich angelassen mit einem Topf drauf."

Zuerst fiel mir die Klappe runter ob so etwas banalem.

Erst bei weiterem Nachdenken über seine Situation und die Szenarien, die sich in seinem Kopf aufgebaut haben mögen und ihn in diesen panischen Zustand versetzt haben, konnte ich so etwas wie Mitgefühl empfinden.

Ja, durch vergessene Herde sind schon viele Brände entstanden. Ich kann seine Hysterie inzwischen etwas nachvollziehen. Zumindest ein bisschen.



Donnerstag, 6. September 2012

Berlin - Vom Fernsehturm aus

Ich habe es nun endlich geschafft, ich war auf dem Fernsehturm.

Mit der Qualität der Fotos bin ich aber nicht zufrieden. Das dürfte in erster Linie an dieser Plexiglasscheibe liegen, durch die man hindurch fotografieren muss. Egal, Berlin von oben sieht an sonnigen Tagen immer gut aus.

Bessere Fotos von Berlin aus der Luft kriegt man vom Funkturm aus. Und der ist nach einer umfangreichen Renovierung ab 10. September wieder geöffnet.

Mittwoch, 5. September 2012

Grüne Baustelle

Berlin soll ja angeblich die grünste Großstadt Europas sein.

Hier wachsen sogar grüne Kräne an der Baustelle des Bundesministeriums für Bildung und Forschung am Kapelle-Ufer




Bei dieser Gelegenheit: Das "Kapelle-Ufer" am Hauptbahnhof ist benannt nach dem Widerstandskämpfer Heinz Kapelle. Folglich müsste die richtige Schreibweise eigentlich Kapelleufer sein. (s. Einsteinufer) Habe ich im Laufe meiner P-Schein Ausbildung so gelernt.

Alle, aber auch alle schreiben Kapelle-Ufer. Habe ich was verpasst?

Dienstag, 4. September 2012

Auch im Dienstleistungsgewerbe hat man mal Feierabend

EINE noch. Das ist an fast jedem Arbeitstag kurz vor Feierabend mein Ziel.

Ich habe sie auch bekommen. Ging von Mitte zum Bahnhof Zoo. Schön, weil ohne die EINE ist das Arbeitsende immer etwas unbefriedigend. 

Der Kunde wollte am Hardenbergplatz gleich gegenüber dieser Hamburger-Schnellbratbude aussteigen. Er war noch gar nicht raus aus dem Auto, da klopfte schon ein älterer Herr an die Beifahrerscheibe. Natürlich passiert so etwas immer genau dann, wenn man es überhaupt nicht brauchen kann. Ich stieg aus und fragte ihn nach seinem Fahrziel. (Vielleicht geht es ja in meine Feierabendrichtung.) Nee, nach Lichterfelde, tief im Süden. Schade eigentlich, eine gute Tour, aber das schaffe ich nicht mehr. Der Kollege von der Nachtschicht würde mir den Kopf abreissen.
Also musste ich ihn mit Hinweis auf den eigenen Feierabend negativ bescheiden.

Soweit alles kein Drama, da normalerweise auf der Bahnhofsausgangsseite jede Menge Taxen rumstehen, worauf ich ihn auch hinwies.

Er aber machte eines daraus. Er schlug wutentbrannt die inzwischen geöffnete Beifahrertür sehr lautstark wieder zu und schrie mich an:

"Willkommen in Berlin. Wir kommen gerade aus einem Land, in dem Dienstleistung ganz groß geschrieben wird. Und nun das."

Allmählich steigerte sich die Lautstärke seiner Stimme immer mehr, so dass sogar einige Passanten stehenblieben:

"Dass sogar ein T a x i f a h r e r eine Fahrt ablehnt, ist doch das Letzte, das ALLERLETZTE."

Eigentlich hatte ich vorgehabt, ihm zur Not einen Wagen per Funk zu bestellen, aber seine Lautstärke und die Art, wie er T a x i f a h r e r betonte und das "sogar", machten mich nun aber auch sauer. Ich ließ ihn einfach stehen, drehte die Runde zur Ausfahrt und siehe da, an der Halte vor dem Ausgang, ungefähr 20 Meter von ihm entfernt, standen 3 einsatzbereite Taxen.

Auch Dienstleister müssen sich an gewisse Abläufe halten. Das dürfte in dem Land, in dem der Choleriker unterwegs war, auch nicht anders gewesen sein. Es sei denn, dort haben sie die Sklaverei noch nicht abgeschafft.