Dienstag, 4. September 2012

Auch im Dienstleistungsgewerbe hat man mal Feierabend

EINE noch. Das ist an fast jedem Arbeitstag kurz vor Feierabend mein Ziel.

Ich habe sie auch bekommen. Ging von Mitte zum Bahnhof Zoo. Schön, weil ohne die EINE ist das Arbeitsende immer etwas unbefriedigend. 

Der Kunde wollte am Hardenbergplatz gleich gegenüber dieser Hamburger-Schnellbratbude aussteigen. Er war noch gar nicht raus aus dem Auto, da klopfte schon ein älterer Herr an die Beifahrerscheibe. Natürlich passiert so etwas immer genau dann, wenn man es überhaupt nicht brauchen kann. Ich stieg aus und fragte ihn nach seinem Fahrziel. (Vielleicht geht es ja in meine Feierabendrichtung.) Nee, nach Lichterfelde, tief im Süden. Schade eigentlich, eine gute Tour, aber das schaffe ich nicht mehr. Der Kollege von der Nachtschicht würde mir den Kopf abreissen.
Also musste ich ihn mit Hinweis auf den eigenen Feierabend negativ bescheiden.

Soweit alles kein Drama, da normalerweise auf der Bahnhofsausgangsseite jede Menge Taxen rumstehen, worauf ich ihn auch hinwies.

Er aber machte eines daraus. Er schlug wutentbrannt die inzwischen geöffnete Beifahrertür sehr lautstark wieder zu und schrie mich an:

"Willkommen in Berlin. Wir kommen gerade aus einem Land, in dem Dienstleistung ganz groß geschrieben wird. Und nun das."

Allmählich steigerte sich die Lautstärke seiner Stimme immer mehr, so dass sogar einige Passanten stehenblieben:

"Dass sogar ein T a x i f a h r e r eine Fahrt ablehnt, ist doch das Letzte, das ALLERLETZTE."

Eigentlich hatte ich vorgehabt, ihm zur Not einen Wagen per Funk zu bestellen, aber seine Lautstärke und die Art, wie er T a x i f a h r e r betonte und das "sogar", machten mich nun aber auch sauer. Ich ließ ihn einfach stehen, drehte die Runde zur Ausfahrt und siehe da, an der Halte vor dem Ausgang, ungefähr 20 Meter von ihm entfernt, standen 3 einsatzbereite Taxen.

Auch Dienstleister müssen sich an gewisse Abläufe halten. Das dürfte in dem Land, in dem der Choleriker unterwegs war, auch nicht anders gewesen sein. Es sei denn, dort haben sie die Sklaverei noch nicht abgeschafft.


5 Kommentare:

  1. Großartig!
    Ich kann das ja auch nicht leiden - Leute, die es nicht schaffen, mal für 10 Sekunden über den eigenen Tellerrand hinauszusehen.
    "Ich will, ich muss, ich, ich ich!" Alles andere ist allenfalls lästige Störung.
    Ich vermute mal, die Tour mit dem wäre am Ende nicht wirklich heiter geworden. Ich bin ehrlich froh, dass sowas bei meinen Feierabendzeiten recht selten passiert.

    AntwortenLöschen
  2. Manchmal ist es doch ganz gut, dass die Waffengesetze in DE so steng sind. Wer weiß, wie er sonst reagiert hätte :-D

    AntwortenLöschen
  3. @Aro
    ...und wer weiß, wie Klaus reagiert hätte!

    AntwortenLöschen
  4. Ich bitte euch, das ZWANZIG Meter die er da laufen muss und dann auch noch eine Taxe von dreien aussuchen. Das ist wirklich eine Zumutung!

    Ich hab das in der Produktion aber auch. Zum Feierabend wo alle Machinen schon sauber sind gibt es noch ein Aufstand. Bei solchen Situationen habe ich immer die drei Pinguine aus Madagaska im Kopf; Stur lächeln und Winken Männer ^^

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich bitte auch zu bedenken, dass es im Taxigewerbe noch andere Aspekte zum Feierabend gibt. Die Ablösung wartet. Ohne Fahrzeug kann der Nacht/Tag Kollege seine Arbeit nicht beginnen.

      Löschen