Donnerstag, 27. Dezember 2012

Das Weihnachtsgeschäft

Das Weihnachtsgeschäft war, wie zu erwarten, ziemlich flau. Viel zu warm für diese Jahreszeit. Nicht dass ich mich über warme Temperaturen beschweren will, aber für uns Taxifahrer ist das nicht gut für's Geschäft. Der 2. Weihnachtsfeiertag war sogar so mau, dass ich mich dabei erwischt habe, wie ich auf die Uhr schaute, wann denn endlich Feierabend ist. So wie früher bei einem 7 to 4 Job. Ist mir schon lange nicht mehr passiert.

Angenehm aber der Verkehr. Ich liebe es, frühmorgens durch ein nahezu menschenleeres und autofreies Berlin zu fahren. Wenn da dieses Gefühl nicht wäre, ein bisschen Umsatz wäre aber auch nicht schlecht.
Die Bilder zu machen, habe ich mich nach über einstündiger Wartezeit entschlossen. Einfach weil mir langweilig war. Das Internet war leer gelesen, bekannte Kollegen zum quatschen nicht in Sicht, also was tun?

Ich wünsche allen Lesern (und natürlich auch allen anderen) einen guten Rutsch - kommt gut rüber.

Montag, 24. Dezember 2012

Weihnachtssingen in der Alten Försterei

22.000 Menschen singen Weihnachtslieder. Der größte Chor Deutschlands singt - in einem Fußballstadion.
Das Adventssingen in der Alten Försterei hat inzwischen Kultstatus. Da kommt sogar bei mir, als Weihnachtsallergiker, so was wie Rührung auf.



Eiszeit

Was für ein Wetter gestern. Morgens das Privatauto nicht flott gekriegt, da dicke, dicke Eisschicht auf der Windschutzscheibe. Später Schnee, dann Regen. Hatten sie genauso vorhergesagt, aber dass es auch so wird...

Da fror sogar der Stern.
Eiszapfen 
Auch der Funkverkehr litt etwas.
Irgendwer muss über Weihnachten ja die Fahrgäste zu ihren Festivitäten bringen. Also opfere ich mich und werde auf der Straße sein. Dafür mache ich dann die ersten beiden Januarwochen frei. Da ist es schön in Berlin. Man hat den Eindruck, nach Weihnachtstrubel und Silvester Partys, dass die Stadt mal so richtig durchatmet und sich entspannt. Genauso werde ich das auch handhaben.

Euch allen ein paar schöne Feiertage und einen guten Rutsch.

Donnerstag, 20. Dezember 2012

Rosa-Luxemburg-Steg

Am Abend des 15. Januars 1919 wurden Dr. Rosa Luxemburg und Dr. Karl Liebknecht von Soldaten und Offizieren der Garde-Kavallerie-Schützen-Division misshandelt und ermordet. Rosa Luxemburg, verwundet oder tot,wurde an dieser Stelle von ihren Mördern in den Landwehrkanal geworfen.

(...)

Im Kampf gegen Unterdrückung, Militarismus und Krieg starb die überzeugte Sozialistin Rosa Luxemburg als Opfer eines heimtückischen politischen Mordes.

Die Mißachtung des Lebens und die Brutalität gegen den Menschen lassen die Fähigkeit des Menschen zur Unmenschlichkeit erkennen. Sie kann und darf kein Mittel irgendeiner Konfliktlösung sein und bleiben.

Berlin 1987
So ein Teil der Inschrift an der Gedenktafel zum Mahnmal am Ufer des Landwehrkanals.
Seit die links im Bild sichtbare Brücke 1987 gebaut wurde, setzte sich die Berliner Geschichtswerkstatt (BGW) dafür ein, diese Brücke nach Rosa Luxemburg zu benennen.

26 Jahre lang vergeblich.

Jetzt, am 25 September 2012 war es endlich soweit. Fast unbemerkt von Öffentlichkeit und Presse hat der Berliner Senator Michael Müller den neuen Namen enthüllt.
Es gibt jetzt in Berlin den Rosa-Luxemburg-Steg.
Und da die Brücke eine Doppelbrücke ist, hat sie sogar zwei Namen.
Links der Rosa-Luxemburg-Steg und rechts der Brückenteil, der innerhalb des Berliner Zoos verläuft, benannt nach Martin Hinrich Lichtenstein, dem Begründer des Zoos.

Die BGW hatte jahrzehntelang immer am 15. Januar eine kleine Demonstration mit symbolischer Brückenbenennung am Denkmal veranstaltet und Schilder mit dem Namen Rosa Luxemburgs an die Brücke geheftet, die dann dummerweise immer "vergessen" wurden. Allerdings verschwanden sie regelmäßig nach ein paar Tagen.

Das ist nun vorbei, wie Jürgen Karwelat, Vorstandsmitglied der Berliner Geschichtswerkstatt e.V. im im letzten Rundbrief der BGW (pdf) feststellen konnte:

Am 13. Januar werden wir wieder an der Brücke eine Veranstaltung machen. Schilder brauchen wir nicht mehr. Wir werden dann an unseren langen Kampf für die Brückenbenennung erinnern und natürlich an Rosa Luxemburg, die nicht nur eines der ersten Opfer des rechtsradikalen Terrors der Weimarer Republik war, sondern für uns heute noch wegen ihrer Ablehnung der Kriegspolitik, ihrer Geradlinigkeit und ihres Einsatzes für soziale Gerechtigkeit ein Vorbild sein kann.

Im erwähnten Rundbrief findet sich auch eine ausführlichere Darstellung des "langen Kampfes" der BGW.

Hier der Veranstaltungshinweis zum 13. Januar. 

Ach so, das Ganze befindet sich hier, in der Verlängerung der Lichtensteinallee.

Ein paar Billder mehr mit einem Besuch im Café am neuen See gibt es in meinem Picasa-Album.



Dienstag, 18. Dezember 2012

"Alle Menschen werden Brüder"

(Im nachfolgenden Text habe ich einige Fakten verändert, um die Person, um die es geht, nicht identifizierbar zu machen. Ausserdem habe ich sein holpriges Deutsch gleich übersetzt.)

Mein erster Fahrgast am ganz frühen Sonntagmorgen.

Ein Spanier:

"Es leben inzwischen so viele Spanier hier in Berlin, die sich überhaupt keine Mühe geben Deutsch zu lernen. Ich finde das respektlos."

"Mir würde es schon reichen, wenn sich die Spanier mit Englisch etwas mehr Mühe geben würden."

"Nein, nein. Es ist respektlos, in einem Land zu leben und die Sprache dort nicht zu sprechen. Mein Deutsch ist auch nicht gut, aber ich muss halt ganz viel üben."

Stimmt. Muss er noch.

Irgendwann erwähnte er seine Kollegen, die ihn wohlwollend ab und zu auf die Schippe nehmen würden, ob so mancher Fehler, die er in die deutsche Sprache einbaut, was mir die Gelegenheit gab, nach seiner Branche zu fragen.

Er hätte ein Engagement als Bariton bei einem der Berliner Opernhäuser.
Und ganz allgemein sei die Sprache, in der er sich am besten ausdrücken kann, die Musik.
Wir fuhren gerade die menschen- und autofreie Oranienburger Straße entlang. Es war so ungefähr halb sieben, dunkel und etwas regnerisch. Und er gab mir eine Kostprobe SEINER Sprachgewandtheit.

Jeder kennt sie, Schillers Ode an die Freude, vertont von Beethoven in seiner 9. Symphonie. Zufall: Kurz vor der Neuen Synagoge kam er dann bei der Textstelle "Alle Menschen werden Brüder" an. 

Ich gestehe: Ein kleines Rührungstränchen in den Augenwinkeln musste ich mir tatsächlich zerdrücken.

So, und nun nennt mich Weichei oder Heulsuße. Mir doch egal.

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Der Horst

Horst Evers - Der Geschichtenerzähler aus Berlin - wie er sich selber nennt - ist ja gar nicht wirklich aus Berlin. Sondern aus Diepholz!?? Macht ja nichts, richtige Berliner gibt es, zumindest in Berlin, sowieso fast keine (mehr?)

Während seines Studiums hatte er mal als Taxifahrer gearbeitet und so kommt man als Ehemaliger nicht drum rum, auch mal seine Exkollegen auf die Schippe zu nehmen.

Horst Evers: Taxifahrer

Inzwischen kann er von seinen Geschichten leben und hat bei radioeins seine eigene Kolumne namens Perlen vor die Säue. Sei ihm gegönnt.

Einer meiner Favoriten ist aber die Geschichte von den lustigen Medizinern aus dem mir benachbarten Urban Krankenhaus. Nein, mein Appendix kann mich nicht mehr quälen, aber man weiß ja nie...



(Mit Dank für die Anregung an Bernd K.)

Dienstag, 4. Dezember 2012

ExRotaprint

Bei der Weiterverwertung des Geländes, des Ende der Achtziger Jahre in Konkurs gegangenen Druckmaschinenhersteller Rotaprint, hat sich 2007 endlich auch mal ein gemeinnütziges Projekt durchgesetzt. Zwei Stiftungen haben den Zuschlag vor einem dänischen Investor erhalten und einer gGmbH in Erbpacht für 99 Jahre vermietet. Das Gelände der ExRotaprint, wie sich die Gesellschaft nun nennt, wird genutzt zu einem Drittel von sozialen Projekten, einem Drittel normalen Gewerbetreibenden und das letzte Drittel sind Künstler und Ateliers.
Eine Besonderheit der Architektur ist dieser Büroturm an der Ecke Gottschedstraße/Bornemannstraße aus den Fünfziger Jahren.



Auf der Homepage exrotaprint.de wird die Geschichte des Geländes und seine Entwicklung sehr gut beschrieben. 

Weitere Links:
Trias, eine der Stiftungen
Der Weddingweiser
Panke.info
Die taz


Montag, 3. Dezember 2012

Iiiih, wie eklig


Am Samstag in der Frühe. 2 Stunden später aber war das weiße Zeug weg.
(Ich fang schon mal an: Wird es eigentlich weiße Weihnachten geben?)

SMS bringt 20 Euro

Es gibt Arbeitstage, an denen weiß man nicht, womit man dieses Pech verdient hat.

Und dann gibt es genau die umgekehrten Fälle. Gestern zum Beispiel. Ich wusste überhaupt nicht wie mir geschieht.

Noch am frühen Morgen. Wir stehen zu Dritt an diesem Hotel am Pariser Platz, trotz der Kälte neben unseren Taxen und quatschen. Ich als Erster. Ein Taxibus kommt um die Ecke und stellt sich an den Eingang des Hotels. Ein normaler Vorgang. Extra bestellt für mehr als 4 Personen mit vorraussichtlich viel Gepäck. Wir beachten das nicht weiter. Auch noch nicht, als die Anzahl der Koffer für die Anzahl der Menschen ungewöhnlich hoch wird. Aufmerksam werden wir erst, als der Kollege aus dem Bus mehrere Umstapelungen der Koffer vornimmt und zum Schluss nur noch hilflos mit den Achseln zuckt. Also erhalte ich die unverhoffte Ehre auch noch zwei Personen und drei Koffer zum Flughafen Schönefeld zu transportieren!

Sonntags um diese Uhrzeit bietet es sich für mich an, den ganzen Weg leer zurück zu fahren, da das Geschäft in den Randbezirken zu unberechenbar ist und in Mitte die Rückreisewelle nun langsam auf Touren kommen könnte.
Also stehe ich eine Stunde später wieder vor diesem Hotel und nach ein paar Minuten habe ich Fahrgäste zum Flughafen an Bord. Diesmal nach Tegel. Kurz vor dem Zieleinlauf am Saatwinkler Damm geht eine SMS auf meinem Handy ein, die man deutlich vernehmbar im stillen Taxi hört. Das veranlasst die Dame im Fond zu hörbar nervösem Gesuche in ihrer Handtasche.

"Schatzi, ich glaube, ich habe mein Handy im Badezimmer vergessen."

Der Begleiter sehr souverän, kurzes Telefonat mit dem Hotel und die Frage an mich:

"Schaffen wir das noch zum Flug um 11:50?"

Mir liegt schon der Vorschlag, einen Kollegen an der Halte mit dieser Materialfahrt zu beauftragen auf den Lippen, als er sich die Frage selbst beantwortet:

"Wir haben doch genügend Zeit. Drehen Sie bitte um und zurück zum Hotel." 

Da hätte ich ja beinahe einen Fehler gemacht.

Es geht den ganzen Tag so weiter. Sogar die Wünsche nach bestimmten Fahrzielen, die ich mir so ausfantasiere, gehen meistens in Erfüllung. Wünsche ich mir eine Tegel Tour, weil ich dringend mal mein Stammcafé aufsuchen muss, gibt es eine Tegel Tour...

Die nächste Schönefeld Tour wünsche ich mir zwar nicht (man soll das auch nicht übertreiben), aber trotzdem kriege ich sie. Auf dem Rückweg denke ich, ein Winker Richtung Mitte wäre jetzt schön, nicht dass das noch einen schlechten Kilometerschnitt ergibt. Ist aber erstmal keiner in Sicht. Fährste mal am Jüdischen Museum vorbei, vielleicht... Jaha, da stehen sie und fuchteln mit den Armen. Rüber zur Philharmonie und dort gleich wieder einen eingesackt. Zwar nur kurz um die Ecke, aber immerhin. Es wird nun langsam dunkel und grieselt etwas vor sich hin, aber die nächste Tour geht nach wenigen Minuten Wartezeit vom Hilton zur East-Side-Gallery. Hm, nochmal zurück nach Mitte? Fährste einfach mal über die Michaelkirchstraße, vielleicht steht da noch jemand aus dem Kater Holzig. Was soll ich sagen, da warten zwei vor dem Kater Holzig und wollen mitgenommen werden, nach Neukölln.
So, nun definitiv zu spät für Mitte. Was ich dann öfter mal mache um solche Uhrzeiten, ich stelle mich am Schlesischen Tor an. Es dauert gerade mal 5 Minuten und ein Funkauftrag erreicht mich. Eine schöne 18 Euro Tour zum Feierabend. Danach schnell die Fackel aus, damit ja nichts diesem angenehmen, warmen Feierabendgefühl im Bauch in die Quere kommen kann.