Posts mit dem Label Alltag werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Alltag werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Freitag, 16. September 2011

Hellsehender Taxifahrer

Beim Einladen des Gepäcks meinte ich zum Fahrgast:

"Das sieht nach Flughafen Tegel aus."

"Genau, wia hoams des g'wusst?" entgegnete er mit deutlich bayerischem Akzent.

"Ihr Flug geht nach München, nehme ich an."

Er schaute irritiert.

"Wenn's mir jetzt no die Uhrzeit soaged sind's a Hellseher"

Ein kurzer Blick auf meine Armbanduhr:

"Ich schätze so zwischen 16:00 Uhr und 16:30 Uhr." und fügte hinzu: "Lufthansa, nehme ich an."

Erst mal war Ruhe. Er blätterte auf seinem Smartphone.

"Falsch. Air-Berlin. 17:00 Uhr." Und seine Mine erhellte sich sichtlich und zufrieden.

Manchmal ist das mit dem Hellsehen gar nicht so einfach.


Montag, 7. Februar 2011

Aberglauben widerlegt

Nur so eine kleine Geschichte aus dem Alltag.

Morgens auf 7 Uhr gab es eine Vorbestellung am Schlesischen Tor. Das sind meistens Touren zum um die Ecke liegenden Ostbahnhof und keine längere Anstellzeit an der Halte wert. So eine Vorbestellung wird ungefähr 12-13 Minuten vor dem Abholtermin vermittelt. Als ich so ca. 20 vor Sieben aber an der Halte vorbeifuhr, sah ich von weitem nur eine Taxe da stehen. Also mal rangefahren und geschaut, von welchem Funk. Natürlich, einer von uns. Schade eigentlich. Es war aber ein mir bekannter Kollege und so bin ich ausgestiegen und wir haben ein kurzes Schwätzchen gehalten. Vorbestellung kam und er ist abgedüst.

So, nun stand ich da also erstmal dumm rum und wusste nicht so genau, wohin mit mir. Als ich noch so vor mich hin überlegte, sah ich aus dem in Sichtweite liegenden U-Bahnhof zwei junge Typen rauskommen. Beide mit des Taxifahrers Liebling im Schlepptau, einem Rollkoffer. Also das wartest du noch ab ... Und tatsächlich, sie steuerten auf mich zu. Und wollten nicht zum Ostbahnhof, nein zum Flughafen Schönefeld. Geile Tour. (Ich muss den Vorbestellkollegen das nächste Mal fragen, wohin seine Tour denn ging.)

Da die Region Kreuzberg/Friedrichshain um diese Uhrzeit umsatzträchtiger ist als der Berliner Süden, fuhr ich gleich anschließend wieder in diese Ecke. Und kam wieder am Schlesischen vorbei. Diesmal war gar keiner da. Hingestellt und der Dinge geharrt, die da möglicherweise kommen könnten. So nach 5 Minuten kamen dann die üblichen Zweifel. Hmm, vielleicht doch lieber rumdüsen und Winker sammeln? Da fiel mein Blick wieder auf den U-Bahn-Ausgang. Wieder verließ ein Rollkoffer in Begleitung eines Herren die Station. Den warteste noch ab, dachte ich mir, aber dann hauste ab. Tatsächlich, er überquerte die Straße und wollte Taxe fahren. Zwar nur zum Alex, aber immerhin. Ich hatte hiermit den alten Taxifahrer-Aberglauben widerlegt: Fahre nie zweimal hintereinander die gleiche Halte an.

Samstag, 2. Oktober 2010

Ein ganz normaler Arbeitstag


Ein ganz normaler Arbeitstag:

Einen Blinden in's Museum gefahren.

Solange im Geldbeutel gewühlt, bis der Spanier bei einer 6,80€ Tour und gegebenen 7 € sagte: "Keep the Rest".

Dem Holländer eine Quittung über den Fahrpreis zum Puff ausgestellt.

Einem dieser schnöseligen Limousinenfahrer den falschen Weg zu einem Hotel erklärt.

Also alles im normalen Bereich.

Donnerstag, 6. Mai 2010

Alltag (5) Kurze Strecken

Ich gehe in eine Bäckerei und sehe in den Brötchenkörben Dutzende von Brötchen liegen. Ich bestelle ein Baguette-Brötchen. Die Verkäuferin antwortet mir, das sei nicht möglich. Sie würde hier nun schon seit einer halben Stunde auf Kundschaft warten und ich wolle jetzt nur ein einziges Brötchen? Nee.
Aber ich bräuchte nur dieses eine für mein Frühstück.
Sie habe aber hier eine ganze Menge und ich solle ihr doch mal mindestens drei Stück abkaufen.


Unvorstellbar dieser Dialog? Ja, natürlich.

Natürlich wird die Bäckerei-Fachverkäuferin nicht wie wir Taxifahrer nach Provision bezahlt. Aber auch ein Taxifahrer ist ein Dienstleister. Und er muss auch die kleineren, nicht rentablen Aufträge ausführen. Und vor allem, er sollte das tun, ohne dem Kunden das Gefühl zu geben, er habe gerade ein unverschämtes Anliegen.

Liebe Kollegen, das ist einfach Berufsrisiko!

Natürlich kann es ärgerlich sein, nach einer einstündigen Wartezeit nur eine 5-€-Tour abzubekommen. Aber bitte lasst das nicht am Kunden aus. Der Kunde möchte nun halt mal nicht zum Flughafen oder gar von Mitte nach Spandau. Was soll er denn da?

Und das Schöne am Taxifahren ist ja auch, man weiß nie, zu was es gut sein kann. Vielleicht steigt am Zielort gleich wieder ein neuer Kunde ein, vielleicht erwischt man auf dem Weg zur nächsten Halte einen Winker. Oder von der nächsten Halte einen dicken, fetten Auftrag. Alles schonmal da gewesen.

Natürlich wird diese, meine Einstellung auch mal auf die Probe gestellt. Vor kurzem habe ich doch tatsächlich sechs Touren hintereinander bekommen, von denen keine einzige mehr als sechs Euro gebracht hat. Da ist man dann schon am Hadern, aber nie, nie, nie würde ich mir das anmerken lassen. (Hoffe ich zumindest.)

Und noch ein kleiner Tipp für Fahrgäste:
Niemand nimmt es euch übel, wenn ihr für eine Mini-Tour mal einen der hinteren Wagen in der Schlange nehmt. Denn der Fahrgast hat das Recht, sich das Taxi seiner Wahl auszusuchen. (Ausnahme in Berlin: der Flughafen Tegel.)

Auch gibt es in Berlin den kundenfreundlichen Kurzstrecken-Tarif. Das heißt: Eine aus dem fließenden Verkehr fahrende Taxe herbeiwinken und "Kurzstrecke" sagen. Und schon kommt man für vier Euro genau 2 Kilometer weit. Allerdings darf die Fahrt keine Unterbrechung haben.

Und nochmal an die Kollegen:
Ich habe es satt, mir immer die Beschwerden der Kunden anhören zu müssen, weil ihr sie vollgejammert habt!

Dienstag, 27. April 2010

Alltag (4)

Der letzte Samstag war ja ein umsatzmäßiges Desaster. Nachdem ich am frühen Morgen keine Chance sah, durch meine übliche Taktik irgendwelche Umsätze zu machen, bin ich einfach mal zum Ostbahnhof durchgefahren - und habe den Sash getroffen. Er hatte gleich eine Mini-Tour, kam dann aber nochmal zurück und so haben wir uns mindestens eine dreiviertel Stunde lang unterhalten. So über dies und das. Da in der gesamten Zeit aber nicht ein einziges Taxi vor uns losfuhr, habe ich beschlossen, jetzt mal Geld verdienen zu gehen und der Sash hat Feierabend gemacht.
Nun aber, wohin zum Geldverdienen? Dazu muss man wissen, dass mein Auto zum letzten altmodischen Sprachfunk in Berlin gehört und ich das durchaus als angenehm empfinde. Warum das so ist, das werde ich bei Gelegenheit mal thematisieren.

Ich hatte was gehört von einer Vorbestellung um 7:50 Uhr am Bhf Friedrichstr. Hmm, eine Vorbestellung zu solch einer krummen Zeit? Da bin immer ein bisschen misstrauisch.  Und das war mir noch zu lange hin. Wohin also? Auf dem Weg in die Innenstadt liegt die Taxihalte Spittelmarkt. Durchaus eine Option. Diese Halte kann ich aber überhaupt nicht ab, da sie direkt an der Leipziger Straße liegt und man fast ununterbrochen mit Verkehrslärm konfrontiert wird. Zum Anhalter-Bhf, wo ich eigentlich ganz gerne stehe? Da haben wir zwei Hotels. Okay, schaue ich mal vorbei. Leider standen da schon zwei Kollegen unseres Funks. Mal kurz austreten und gleich weiter. Am Adlon vorbei, vier Taxen standen da schon. Zuviel für die Uhrzeit.
Doch VB Bhf Friedrichstr.? Okay, mal vorbeischauen. Das Hotel Melia, das von dort aus vermittelt wird, ist ja immer für eine Überraschung gut. Im Positiven wie im Negativen.

Keiner von uns vor Ort, also hingestellt. Inzwischen war es kurz vor 7:00 Uhr. Also noch ca. 40 Minuten bis zur VB.

So, und jetzt ging’s los. Folgendes habe ich dann in der nächsten halbe Stunde über Funk gehört:
Zuerst „Spittelmarkt“. Keiner da. Hätte ich mich da hingestellt, der Auftrag wäre der meinige gewesen. Shit. Dann zweimal hintereinander „Anhalter“. Beim zweiten Mal auch keiner mehr da. Inzwischen habe ich sogar den Tagfahrer von Sash gehört, der sich einen freien Ausruf ergattert hatte. Und dann der Knüller: „Ostbahnhof“. Als ich dort losgefahren bin, war ich Dritter. Es war zwar noch ein „Grüner“ vor mir, aber der war wohl schon weg. Den Auftrag hätte ich also auch gekriegt. Das Lenkrad meiner Taxe zeigt jetzt ein paar neue Gebissabdrücke.

Woran liegt das, dass man sich (fast) immer falsch entscheidet?

Okay, ich habe die VB dann gekriegt und die ging auch nach TXL, hätte ja aber auch nur zum Haupt-Bhf gehen können.

Nur mal so, um aufzuzeigen, mit was sich so ein Taxifahrer auseinanderzusetzen hat.
Alltag halt.

Dienstag, 13. April 2010

"Taxi-Service" am Flughafen Tegel

Es ist laut Benutzungsordnung für den Taxennachrückplatz (pdf) strengstens verboten, am Flughafen Tegel Fahrgäste aufzunehmen, ohne vorher die Runde über den gebührenpflichtigen Nachrückplatz zu machen. Ab und zu kommt es trotzdem vor, dass man beim Entladen von Fahrgästen von versprengten Berlin-Besuchern an anderen Orten als dem dafür vorgesehenen Innenring oder den Halteplätzen an Gate 16 oder Terminal C angesprochen wird.
Am Sonntagmorgen war es bei mir mal wieder soweit. Ich brachte einen Schwung Engländer zum Terminal C und sah schon, dass an der Ausladestelle eine junge Dame mit Kind an der Hand und einem kleinen Koffer stand. Innerlich darauf vorbereitet, dass gleich irgendein Privat-PKW verbotenerweise um's Eck düst und sich mit mir um einen der knappen Seitenstreifenplätze streitet, hat die Dame dann aber mich angesprochen:
"Können Sie mir helfen? Ich habe nur eine ganz kurze Strecke. Und die Fahrer in der Schlange dahinten haben mich darauf verwiesen, ich solle einen ausladenden Fahrer ansprechen. Ich will ja keinem Fahrer, der vielleicht schon seit 2 Stunden da steht mit meiner kurzen Tour den Tag versauen."
"Tut mir leid, da kann ich Ihnen nicht helfen. Das könnte mich 50 € kosten. Es ist verboten, als ankommendes Taxi gleich wieder Fahrgäste zu laden."
"Aber ich kann doch mit dem Kind und dem Koffer nicht..."
"Es geht wirklich nicht. Sorry, aber wenn ein Typ von diesen Taxiaufsehern das sieht, kostet das richtig Geld. Wenden Sie sich doch an die Herren in den Jacken, auf denen "Taxi-Service" draufsteht."
"Wo finde ich die?"
Wie auf's Stichwort kamen genau in diesem Moment zwei dieser Gestalten aus dem Gebäude von Air-Berlin.
"SO. Ich kann Ihnen beim besten Willen nicht weiterhelfen." sagte ich und deutet auf die zwei Herren in den grell-gelben Jacken.
Im Rückspiegel habe ich noch gesehen, wie sie die Herren ansprach und wie die sich beide nachdenklich am Kopf kratzten.

Mittwoch, 7. April 2010

Alltag (3) Winker

Am Straßenrand stehende Personen, die beim Anblick eines dieser Fahrzeuge in hell-elfenbein (zumindest in Berlin ist das so) mit so einer komischen Dachleuchte oben drauf (TAXI) mit den verschiedensten Armbewegung signalisieren, dass sie ein Interesse haben mit dem/r Fahrer/in in Kontakt zu kommen, ja sogar in dieses Auto gerne einsteigen wollen und auch noch bereit sind dafür Geld auszugeben, sind ja Taxifahrers Lieblinge. Unverhofft kommt... leider viel zu selten.
Und sehr oft auch in den unpassendsten Momenten. Meistens eigentlich, nachdem man gerade nach halbstündiger Wartezeit endlich einen Fahrgast im Taxi hat.
Aber liebe Winker, wartet doch nicht bis zum letzten Moment mit dem Wedeln der Arme. Bei Nacht ist es ja leicht zu erkennen, ob ein Taxi besetzt ist oder nicht. Da leuchtet dieses Dachschild nämlich - wenn nicht, ist es besetzt, der Fahrer hat einen Funkauftrag oder vielleicht ist er dabei Feierabend zu machen.
Bei Tageslicht sieht es ein bisschen anders aus. Wenn ein Taxi sich nähert, immer winken! Erst nachdem man euch schon fast über die Hacken fährt und sich dann anhören muss: "Wir konnten nicht erkennen, ob schon jemand drin sitzt" ist doch ziemlich, äh, unerfahren.
Ich verspreche euch, der Fahrer wird garantiert nicht anhalten, wenn er schon Fahrgäste im Auto hat.
Also rechtzeitig bemerkbar machen. Der aufmerksame Taxifahrer hat euch meistens schon im Visier. Man entwickelt ein Gespür für sowas.
Richtig gemacht hat es die junge Dame am vergangenen Sonntag. Ich hatte zwei Fahrgäste im Auto, ungefähr 300 m vor deren Fahrziel (Checkpoint Charlie) winkte sie mir zu. Natürlich konnte ich nicht anhalten, habe aber, nachdem ich die Fahrgäste abgeladen habe, umgedreht und geschaut, ob sie immer noch Willens ist, bei mir einzusteigen. Und siehe da, sie wollte noch.

"Please, can you bring me to the Airport Schönefeld?"
 "Aber gerne"


Dienstag, 16. März 2010

Alltag (2) Säulenaufträge

Diese Taxirufsäulen stehen in ganz Berlin an vielen Taxihalteplätzen. Jede diese Säulen hat eine eigene Telefonnummer, die man als Kunde anrufen kann. Fast alle Taxifahrer haben einen Key im Auto, mit dem sie das Gespräch direkt an der Säule annehmen können (wenn die Technik funktioniert).
Wenn ein Gespräch eintrifft, leuchtet das kleine Feld unter "Taxiruf" und vor allem - im Auto fängt es an zu piepen. Den Anruf kriegen also nur die an der Halte stehenden Taxifahrer bzw. freie Taxen um näheren Umfeld mit. Und auch nur, wenn die sogenannte "Fackel" (dieses gelbe Dachschild, auf dem Taxi draufsteht)  an ist.

Diese Säulen können sehr nützlich sein für Menschen, die in der Nähe einer solchen Halte wohnen und mal eben schnell einen Wagen brauchen. Man kann ziemlich sicher sein - wenn da einer rangeht, ist er innerhalb von 5 Minuten vor der Tür.
Natürlich macht es keinen Sinn, eine Säule am anderen Ende der Stadt anzurufen, was durchaus ab und zu mal vorkommt. Auch keinen Sinn macht es, diese Säulen zu missbrauchen. Vor geraumer Zeit habe ich mal erlebt, wie sich Jugendliche einen "Spaß" daraus gemacht haben, immer wieder in Sichtweite die Säule anzurufen und sich köstlich darüber zu amüsieren, wie sich die betroffenen Fahrer jedesmal zur Säule begeben haben.

Aber lassen wir das, ich will ja irgendwelche "Spaßvögel" hier nicht noch auf dumme Gedanken bringen. Viel ärgerlicher sind die Spaßvögel unter den Taxifahrern, die sich mittels Säulenanruf unliebsame Konkurenz vom Halse schaffen. Wenn z.B. eine Vorbestellung anliegt, die sie gerne haben möchten.
Aber eigentlich möchte ich die Geschichte meiner eigenen Blödheit erzählen:
Am Wochenende früh morgens kreuze ich ja gern rund um's Schlesische Tor. Und manchmal steht dann an der Halte Schlesisches kein Taxi. Das kann ich aber gar nicht sehen. So kommt es gelegentlich vor, dass ich mich ganz spontan da einfach mal hinstelle, immer mit dem Hintergedanken, wenn nichts passiert, auch wieder abzuhauen. Manchmal klappt das ja auch.
Vor kurzem stand ich da also eine gewisse Zeit blöd in der Gegend rum und beschloss jetzt aber wieder Geld zu verdienen. Funk aus, Fackel aus, damit ich mich nicht eine Minute später ärgern muss, die Halte verlassen zu haben. Okay, ich fahre raus und mache aber den Fehler, den Kopf zu drehen. Ich bin noch keine 10 Meter weit und der Kollege hinter mir steigt aus seinem Auto aus und nimmt an der Säule einen Auftrag entgegen.
Maaan. Also, manchmal...

Nachtrag;
Die oben abgebildete Säule steht am Ostbahnhof. Das ist die einzige in der Stadt, die so gut wie nie klingelt. Und wenn, dann geht niemand ran. Zumindest tagsüber nicht. Ist wohl eine Abmachung der Ostbahnhof-Fahrer.

Nachtrag 2:
Der Aro hat in seinem Kommentar noch auf einen Text in seinem Blog hingewiesen.
Den möchte ich euch nicht vorenthalten.
www.berlinstreet.de/22

Donnerstag, 11. März 2010

Internationale-Taxi-Börse

Die ITB, auch genannt Internationale Taxi Börse ist traditionsgemäß DER Renner unter den Messen für uns Taxifahrer. Sogar in der Abendschau mit Beitrag gewürdigt. Kein Meckern über geringe Umsätze, kein Geschimpfe über zuviel Konkurenz auf der Straße.
Ich stehe zwar auch auf die ITB, versuche sie aber nicht anfahren zu müssen. In der Hauptzeit zwischen 9:00 und 11:00 Uhr kann man sich zwar vor Aufträgen nicht retten, braucht aber für die letzten 600 Meter zum Messegelände über 20 Minuten. Das macht für mich keinen Sinn.
So halte ich mich in dieser Zeit fern von allen Hotels und habe den Rest der Berliner Taxifahrgäste für mich alleine. Und die sind so dankbar, dass überhaupt ein Taxi erscheint, dass es sich sogar im Trinkgeld widerspiegelt. Und so ab 11:00 kann man dann ja wieder...

Ja, auch ich habe heute ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen. Der sechstbeste Umsatz an allen Donnerstagen ever.

Mittwoch, 10. März 2010

Alltag (1) Vorbestellungen

Der Alltag eines (Berliner) Taxifahrers, ja, wie nahe liegen Frust- und Erfolgserlebnis  beisammen.

Hier jetzt Teil 1 der Geschichten aus dem Alltag:
(Auch um Nicht-Taxifahrern mal einen Eindruck vom Job zu geben)

Am letzten Samstag lief es nicht so besonders gut bei mir und so gab ich meine übliche Taktik, mich am Wochenende vormittags in Mitte rumzutreiben, auf und konzentrierte mich auf andere Dinge . So habe ich irgendwann über Funk den Vorankündigungen für Vorbestellungen gelauscht und mir sogar Notizen gemacht.

Vorbestellungen sind Aufträge, die von Kunden irgendwann mal aufgegeben werden und zu einer bestimmten Uhrzeit ausgerführt werden sollen. Dabei schwanken diese Vorbestellungen zwischen richtig guten Touren und absolut blödsinnigen kurzen Strecken. Wie immer beim Taxifahren - man weiß nie, was kommen wird. Also, diese Vorschau könnte heißen: "14:45 Uhr Kottbusser Tor." Das könnte dann eine Tour zum Ostbahnhof sein (ca. 8 €) oder zum Flughafen Tegel (ca 22 €) oder was weiß ich noch alles bedeuten. Fest steht aber, es gibt eine Tour! Natürlich hören diese Vorschau noch viele andere Fahrer und begeben sich u.U. in Position. Sie werden ungefähr 10 - 12 Minuten vor Termin vermittelt und man muss rechtzeitig an der Halte sein, da ja auch andere darauf spekulieren. Eine halbe Stunde vor dem eigentlichen Termin ist schon angebracht. Umso frustrierender ist dann eine 6 - 8 € Fahrt. Wenn man sie überhaupt bekommt.
So hatte ich am Samstag auf meinem Zettel diese "14:45 Uhr Kottbusser Tor" zu stehen. Ich war zum betreffenden Zeitpunkt tatsächlich in unmittelbarer Nähe und dachte, vorbeischauen kannst'e ja mal. Es standen nur drei!! Taxen an der Halte, also nichts wie angestellt. Nach ungefähr 5 Minuten war ich Erster. Es konnte also nicht viel passieren und spätestens die Vorbestellung war die meinige. Kurze Zeit darauf gesellte sich noch ein weiteres Fahrzeug meines Funks dazu, wohl auch in der Hoffnung auf diese Vorbestellung. Die Zeit verstrich und der Moment der Vermittlung rückte immer näher. Da klingelt doch tatsächlich die Säule (darauf komme ich ein anderes Mal zu sprechen). Das kann jetzt nicht wahrsein, dachte ich mir und ging aber trotzdem ran. Eine Adresse in der Reichenberger Straße. Genau in dem Moment, als ich wieder ins Auto stieg, wurde die von mir so ersehnte Vorbestellung ausgerufen und der Kollege hinter mir hat sie natürlich mit einem sehr zufriedenen Lächeln, ja Grinsen in meine Richtung angenommen.

Ich hatte dann eine richtig gute Fahrt über 20 €. Wohin der Kollege fuhr, weiß ich nicht und werde ich auch nie erfahren.


(Und eine Frage an meine Leser: Soll diese Rubrik fortgesetzt werden, oder lesen sowieso nur überwiegend "Profis" mit, die ich mit solchen grundsätzlichen Erzählungen langweile?)