Mittwoch, 7. September 2011

Ein Taxi ist kein Fundbüro.

Das nervt - echt jetzt. Mein Taxi ist doch kein Fundbüro.

Zuerst eine EC-Karte (noch vom Nachtfahrer geerbt) und dann ein ziemlich verratztes Handy.
Auf Anraten der Zentrale habe ich die Geldkarte einfach bei der zuständigen Bank in den Briefkasten geworfen. Und das Handy habe ich bei der Zentrale als gefunden registrieren lassen.
Da sich niemand gemeldet hatte, ließ ich es mit einem Vermerk an den Nachtfahrer im Auto liegen. Innerlich hoffte ich, dass sich dieses Problem in der Nacht in Luft auflösen würde. Hat es natürlich nicht. Das blöde Ding lag am nächsten Tag immer noch da.

Immer was im Hintergrund, um das man sich noch kümmern muss. Ich schaue mir solche Fundsachen nicht weiter an. Das sind Privatsachen und gehen mich nichts an. Nur als ich eine SMS gesehen habe, die im Eingang lag, habe ich kurz reingeschaut, ob der oder die Besitzer/in vielleicht so schlau war, eine Message an den Finder zu schicken. Fehlanzeige. Aber dem Inhalt konnte ich zumindest entnehmen, dass es eine Verliererin war. ;-)

Also, was nun machen mit dem Ding? Am Nachmittag habe ich beschlossen, meine Schicht zu Ende zu fahren und zum Feierabend dieses schäbige Ding bei einem Polizeirevier abzugeben. Soll die doch zuschauen wie sie zu ihrem Telefon kommt.
Doch dann klingelte das Teil tatsächlich mal. Ich kam zwar zu spät, aber immerhin wurde eine Nummer hinterlassen. Und da ich auch mal Nokia Besitzer war, habe ich es geschafft, einen Rückruf zu starten.

"Hallo hier ist ein Taxifahrer, der dieses Handy im Auto gefunden hat. Können Sie mir sagen wer der Besitzer ist."

Ich glaubte, in diesem Moment ein Gebirgsmassiv fallen zu hören.

"Ich bin die Besitzerin. Im Taxi habe ich das also liegenlassen. Ich dachte im Club."

"Wenn sie mir jetzt noch sagen, von wo nach wo die Fahrt ging..."

Konnte sie. Das deckte sich mit einer Fahrt vom Vortag.

"Ich bin Ihnen ja sooo dankbar. Wo kann ich es denn abholen?"

"Ich könnte es nachher beim Polizeirevier in der Friedrichstraße abgeben. Das liegt auf meinem Heimweg. Ist das okay für Sie?"

"Ach, sie sind doch ein Taxifahrer. Was würde mich das kosten, wenn Sie mir das vorbei bringen?" Und nannte mir ihre Straße und Hausnummer.

Insgeheim habe ja genau darauf gehofft.

"Von hier aus, wo ich gerade stehe, so ungefähr 10 bis 12 Euro."

Sie war sowas von begeistert und nochmal sooo dankbar. Ich hatte dann 10,80 Euro auf der Kasse und sie gab mir überglücklich 20 - und drei kleine Schokolädchen.

"Das hat sie ziemlich genervt, oder?" meinte sie noch mit besorgtem Blick.

"Ja, so kann man das sagen."


(So, jetzt habe ich mich mal mit dem Fundrecht auseinander gesetzt. Wikipedia hat unter dem Unterartikel Verloren und gefunden eine sich mir nicht erschließende Definition:

"Eine solche Sache wird – ebenfalls entgegen dem umgangssprachlichen Sprachgebrauch – nicht schon dann gefunden, wenn ein Dritter sie entdeckt, sondern erst dann, wenn er die Sache an sich nimmt, also neuen Besitz begründet."

Danach könnte ich das im Taxi Verlorene einfach ignorieren und hätte dann keine Verantwortung mehr. Oder was?

Mir geht diese Verliererei wirklich langsam auf die Nerven.)

2 Kommentare:

  1. Die absoluten Spitzenreiter sind die Nutzer der Ei-Phones. In jeder Schicht kommen mindestens fünf Anfragen, ob jemand eines gefunden hat, von der Fahrt So-und-so nach Da-und-da. Sind die alle zu doof, das Teil ordentlich in die Tasche zu stecken? Ich war einer der ersten Handynutzer in Berlin und habe noch niemals eins verloren.
    *Kopfschüttel*

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  2. @Aro
    Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich vor kurzem meine Fototasche in einem Café habe stehen lassen. Wenn das Café jetzt einfach weitergefahren wäre... ;-(
    Aber mein Handy, nie und nimmer. ;-)

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