Dienstag, 6. September 2011

Sattes Trinkgeld

Am frühen Sonntagmorgen:

"Kurzstrecke zur Ecke...bitte."      Kurzstrecke Erläuterung.

Der Fahrgast, schätzungsweise Mitte zwanzig mit hmmm, nichtdeutschem Aussehen, nuckelte an einer Flasche Mineralwasser.

"Ja, ich komme von der Arbeit. Die anderen trinken alle Alkohol und ich halt Wasser."

Ich vermute mal er arbeitet bei einer dieser Strandbars. Ich hatte ihn in der Köpenicker Straße aufgelesen.
Und dann legte er los:

"Diese faulen Ausländer. Sollten sich was schämen. Lassen sich einfach vom Amt bezahlen, gehen nicht arbeiten, haben auch keine Lust dazu. Ich wurde in der Türkei geboren, bin seit 10 Jahren in Deutschland. Aber Arbeit braucht man doch."

Er redete sich in Rage und entschuldigte sich sogleich dafür. Das sei jetzt nur, weil er gerade bei der Arbeit noch eine Diskussion mit seinen Kollegen über das Thema hatte.

"Du hörst dich ja fast wie der Sarrazin an."

(Der Sarrazin wäre nicht erfreut gewesen ob seines Outfits.)


"Der Mann hat Recht! Das geht doch nicht."

Ich verkniff mir die Bemerkung, ob er denn das Buch eigentlich gelesen habe.

"Aber du als Türke..."


"Ich bin kein Türke, ich bin Kurde."

Die Fahrt war zu Ende und er bezahlte mit einem Schein.

"Stimmt so."


"Hey, das ist ein Zehner."

"Ist okay, ich habe gerade von meinem Chef auch ein ordentliches Trinkgeld gekriegt."

150% Trinkgeld. WOW.

Alles in allem, schon fast überintegriert.


2 Kommentare:

  1. Klasse, jetzt hast auch du noch was gelernt: Ein Türke ist kein Kurde! Aber das wußte ich schon - sozusagen aus erster Hand - von meinem Bruder.

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  2. @Bernd
    Du Glücklicher. Ich habe keinen Bruder.

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