Dienstag, 13. September 2011

Wenn Unternehmensberater Beratung brauchen

"Kennen Sie Michael Schumacher?"

"Wieso, habe ich den im Auto?" meinte ich und schaute mir die zwei gutgekleideten Herren im Fond genauer an.

"Nein, aber Sie müssen so schnell fahren wie er. Wir müssen um halb in StraßeinReinickendorf sein."

Okay, machbar. Aber da darf nichts Unvorhergesehenes dawischen kommen.

Sie unterhielten sich in dieser peinlichen deutsch-englischen Unternehmerberatersprache. Begriffe wie backoffice, human resource, benchmarking, leverage effect, high potentials und was weiß ich noch alles fielen am laufenden Band. Schwer zu verstehen, für einen einfachen Taxifahrer wie mich.

"So, meine Herren. Es sind jetzt noch ca. 3 km bis zum Ziel und wir haben noch 7 Minuten."

"Wie haben Sie das denn gemacht? Sie sind ja geniiaal."

"Sie sind doch Unternehmensberater. Da graben Sie jetzt aber ganz tief in der Motivationskiste." 

"Sie haben uns durchschaut. Wenn wir Ihnen jetzt aber sagen würden, dass wir Ärzte sind?"

"Kann nicht sein, ein Arzt hat kein Backoffice."


Wir waren um 28 an ihrem Fahrziel angekommen und die Lobeshymnen fingen wieder von vorne an.
Ich, inzwischen etwas genervt ob der Sprachvergewaltigungen dieser beiden management consultants und vor allem ob dieser billigen Lobhudeleien:

"Ja, Ja. Jetzt ist aber langsam gut. Wir machen doch alle unseren Job so gut wir können, oder?"

Ob die eigentlich wissen, wie lächerlich sie sich machen?


9 Kommentare:

  1. Gab´s wenigstens ein entsprechendes Trinkgeld?

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  2. @taxi-blog
    Das würde ich eher Schmerzensgeld nennen. ;-)
    Ausserdem würde zuviel Trinkgeld der Maslowschen Bedürfnispyramide widersprechen. Das waren doch Profis!

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  3. Das sind eben Fachbegriffe im betriebswirtschaftlichen Bereich.
    Dann müsste es für dich ja genauso peinlich sein, wenn Ärzte untereinander vom Os femoris statt vom Oberschenkelknochen reden.

    Oder du demnächst statt vom Taxameter vom 'Gebührenmesser', 'Fahrpreisanzeiger' oder 'Gerät zur streckenabhängigen Gebührenanzeige und -berechnung bei Kleinfahrzeugen im Gebiet der Personenbeförderung' sprechen.

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  4. @Nick
    Nee, nee, nee. Auch ich habe meine Lektionen in BWL gehabt. Die haben eine eigene SPRACHE geschaffen und nicht nur mit irgendwelchen Fachbegriffen um sich geworfen.
    Hier kannst Du Dich mal versuchen.

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  5. 9/10 richtig.

    Leverage Effekt ist z.B. das was man aus der BWL mitnimmt, da versteht keiner, wenn du vom Hebeleffekt sprichst.
    Sicher ist wie in deinem Linkbeispiel einiges überzogen.
    Sowas wie 'Tonspur'. Oder 'approach' in nem sonst relativ deutschen Satz zu benutzen.
    Aber Sachen wie C-Level, Capex, FY, headcount sind nunmal gängige Anglizismen, die in den Fachbereichen (wie andere in anderen Fachbereichen) genutzt werden.
    Deshalb gibt es in Unternehmen ja auch (fast) nur noch SVP, VP, Ass. MNGR, Jun. Ass. MNGR etc.

    Das ist wie mit eurem vierzehndoppeldrei, das klingt für Aussenstehende auch komisch.

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  6. 10/10 !!! aber sicher nicht, weil ich die Wörter kenne (wie im Ergebnis vermutet/unterstellt wird:
    "Sie haben 10 von 10 Punkten.

    KPIs, Capex oder Balanced Scorecard - Ihnen macht keiner etwas vor. Sie sind für jede Challenge gerüstet. Nur mit normalem Deutsch hapert es ein bisschen. Aber da Sie im Office leben und einen Allnighter nach dem anderen durchziehen, ist das eigentlich egal.")

    Sondern, weil ich ein paar Fremdsprachen kann, ab und zu mal Radio höre, TV gucke und v.a. logisch denken kann.

    Also insgesamt schon ein seltsamer Test; sollte ihn hoffentlich nicht ernst nehmen. ;-)

    Aber insgesamt stimmt es schon, dass es gruselig ist, was die sich da zurecht labern. Gesunder Hausfrauenverstand hätte vermutlich weniger Unternehmen (und Staaten?) pleite gehen lassen....

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  7. Dieses Rätsel habe ich verlinkt, weil es eher unter- als übertrieben für die beiden Herren war. Da wurde aus Oktober schon mal october und aus einem "und" ein "and".
    Ich hatte leider nur 8/10. :-(

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  8. Naja, Fachsprache hin, Fachsprache her. Viele von denen haben aber ein Kauderwelsch drauf, dass man eigentlich darüber nachdenken müsste, ob die überhaupt der deutschen oder der englischen Sprache wirklich mächtig sind. Und diesen Sprachstil pflegen sie m. E. nur, weil sie glauben, damit besondere Kompetenz zu dokumentieren.
    Ich sage das aus eigener Erfahrung, mußte vor ca. 5 Jahren mit meinen damaligen Chef den Ergüssen eines KPMG-Teams zu einem Mandanten zuarbeiten. Selbst profane Terminabsprachen am Telefon entwickelten sich zu Aktionen, einem möglichst viel Denglish um die Ohren zu hauen, einfach nur gruselig selbstdarstellerisch.
    Und übrigens, 10/10 erreicht.

    Aber es sei auch gesagt, dass Unternehmensberater starke Konkurrenz im "Soziologendeutsch" haben...

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  9. Stimme M. vollkommen zu.
    Glückwunsch zu den 10/10 und schöne Grüße auf diesem Wege.

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