Donnerstag, 9. Dezember 2010

Die Puppenmacherin

Die gutaussehende Dame, eine gepflegte Erscheinung ohne übertriebenes Gehabe, schaute sich andächtig um, als wir die Friedrichstraße befuhren.

"Hier irgendwo wurde also die Firma mal gegründet."

Auch durch ein Telefongespräch,* das sie vorher schon führte neugierig geworden, fragte ich mal nach:

"Um welche Firma handelt es sich denn?"

Sie antwortete mit einer Gegenfrage:

"Sagt Ihnen der Name Käthe Kruse was?"

Puh, gehört hatte ich den Namen natürlich schon, aber in welchem Zusammenhang? Ich assoziierte irgendwas mit Kindern.

"Hmmmm, hat die Kinderbücher geschrieben?"**

"Ziemlich nah dran. Sie stellte Kinderpuppen her."

Irgendwie hatte ich diesen Namen mehr nach Süddeutschland verortet, was sollte sie mit Berlin zu tun haben?

In welcher Beziehung mein Fahrgast zu dieser anscheinend immer noch existierenden Firma stand, wollte ich auch noch fragen, aber wieder klingelte das Telefon und dann war die Fahrt auch schon zu Ende. Schade.

Also musste ich mich sebst auf die Suche machen und hatte mächtig Probleme einen Beleg für die Firmengründung einer Käthe-Kruse Puppenfabrik in der Friedrichstr. zu finden. Wikipedia hat nichts zu diesem Thema und im Kurzlebenslauf auf der Firmenhomepage stand auch nichts.

Aber dann:

Die Geschichte Käthe Kruse
1912: Bad Kösen
"Die Fertigung wurde zunächst in einem Haus in der Friedrichstraße eingerichtet, 1923 zog die Manufaktur in das ebenfalls in der Friedrichstraße gelegene, größere Gebäude des ehemaligen Pädagogium [Link = Vermutung d. Autors] um."
Und wo genau in dieser nicht gerade kurzen Straße habe ich nicht herausgekriegt.
Wer die Dame nun war, da habe ich nur eine Vermutung, die ich hier nicht breit treten möchte.

Ist aber schon witzig, wen man da so alles transportiert und zu welchen Recherchen es einen neugierigen interessierten Menschen wie mich inspiriert.

* Einzelheiten zu in meinem Taxi geführten Telefongesprächen veröffentliche ich grundsätzlich nicht.
**Der mit den Kinderbüchern war einer ihrer Söhne Max Kruse. (Ihr Ehemann, der Bildhauer hieß aber genauso.)

Dicker, fetter Nachtrag, Freitag, der 17. Dezember 2010:

Meine Recherche über die Ursprünge der Käthe-Kruse-Puppenmanufaktur war falsch.
Darauf hat mich Anonym in den Kommentaren hingewiesen.

Ich habe mich da auf's Glatteis führen lassen und dann auch noch sehr schlecht recherchiert.
Tut mir leid und wird nicht wieder vorkommen.

Nachzulesen unter anderem in diesem Artikel der Donauwörther Zeitung. (Augsburger Allgeneine) und in der Biographie von Gabriele Katz und der Autobiographie von Käthe Kruse.

12 Kommentare:

  1. Frag doch mal hier nach: www.diegeschichteberlins.de/forum.html

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  2. @Aro
    Danke. Werde ich bei Gelegenheit angehen.

    Fragen stellt man da bei "Neuen Beitrag schreiben"?

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  3. Allerdings war sie in der Berliner Friedrichstraße nicht ganz richtig - das war später in Bad Kösen.
    In Berlin hätte sie durch die Fasanenstraße fahren müssen - die Nummer 13! Dort hat Käthe Kruse ihre erste Werkstätte in der eigenen Wohnung gegründet, 1911. 1912 zog sie dann mit der Werkstätte nach Bad Kösen um in die Friedrichstraße! Heute werden die Käthe Kruse Puppen ganz in der Tradition Käthe Kruses in Donauwörth gefertigt.

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  4. @Anonym
    Danke für diese Info. Haben gleich mal im Adressbuch 1913 nachgeschaut und da ist Max Kruse in der Fasanenstr. 13, wie Du sagst, verzeichnet.
    Wäre es zuviel verlangt, mal über E-Mail zu kommen? (Oben rechts unter "Mein Profil vollständig anzeigen") Ich habe dann auch Informationen darüber, wer die Dame denn war. Das will ich nicht so öffentlich machen.
    Das Ist ein sehr interessantes Thema. Die Wirtschafts-Historikerin hier im Hause hat schon Blut geleckt. ;-)

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  5. @Klaus und Anonym
    Ist schon merkwürdig. Wenn man mal genauer guckt, wofür ich bisher keine Zeit hatte, findet man ganz schnell Beiträge im Netz, in denen die Wohnung in der Fasanenstraße erwähnt wird. Nur die Firma hat es wohl noch nicht mitbekommen.
    Allerdings die Manufaktur wurde dann ja später tatsächlich an einer anderen Adresse betrieben, in diesem ehemaligen Pädagogium. So, nun muss ich erst mal zur Arbeit. Die Adresse dürfte ja eigentlich übers Adressbuch leicht herauszufinden sein.
    Übrigens, falls jemand Max Kruse anrufen will: Steinplatz 8868. Geht aber nur, wenn man vorher die Vermittlung an den Apparat bekommt ...

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  6. Ich sag' ja, da hat jemand Blut geleckt. ;-)

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  7. @Anonym und Klaus
    Na, da habe ich mich ja ins Bockshorn jagen lassen, von der Dame, die in der Berliner Friedrichstr. suchte und von meinem Mann und von mir selbst, weil ich nur oberflächlich geschaut habe. Von wegen Manufaktur in Berlin und Pädagogium in Berlin. Das gab es ja dann alles erst in Bad Kösen!

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  8. Eine(r) erzählt was, der Zweite bloggt es, der Dritte macht einen Wikipedia-Eintrag, der Vierte schreibt es als Story in der Zeitung, ...

    So entsteht Geschichte ;)

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  9. @B-like-Berlin
    Okay, okay. Ich hab's verstanden.
    Wird nicht wieder vorkommen.

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  10. @Klaus
    Das war absolut nicht auf Dich gemünzt. Aber sowas kann heutzutage durchaus passieren. Irgendeiner twittert was aus Gaudi und dann geht es plötzlich über den dpa-Ticker.

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  11. @B-like-Berlin
    Ich habe es auch nicht als persönlichen Vorwurf aufgefasst. Trotzdem darf so etwas nicht passieren.

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