Montag, 20. Dezember 2010

Ein unmoralisches Angebot

Der in der Thronfolge des Vereinigten Königreiches von Großbritannien und Nordirland an 3. Stelle stehende Prinz Harry hat sich am Sonntag die Ehre gegeben, zusammen mit dem Botschafter eben dieses Landes, durch das Brandenburger Tor zu flanieren. Soweit so gut. Ich stand genau zu dieser Zeit als Erster vorm Hotel Adlon und beobachtete beeindruckt den Fahrzeugkonvoi beim Verlassen des Pariser Platzes.
Diesem Tross folgten im Schweinsgalopp zwei Personen, die in mein Taxi hechteten: eine männliche mit umgehängter Kamera und eine weibliche.

"Jetzt zeigen Sie mal, was Sie können. Wie schnell können Sie in der Bernauer Str. sein?"

"Sie wollen wohl bei der nächsten Station von Harry mit dabei sein?"

"Ja, wir sind sogar akkreditiert, aber die haben uns nicht mitgenommen. Der Bus sei nur für englische Journalisten."

"I will do my best."

"Wenn Sie es schaffen, vor dem Prinzen da zu sein..."

"Was dann?"

"Dann bekommen Sie... die goldene... Ehrennadel."

Unterwegs fragte ich dann um Erlaubnis, diese Story eventuell in meinem Blog veröffentlichen zu dürfen.
Darauf die bis dahin wortkarge Beifahrerin:

"Sie haben einen Blog? Um was geht es da?"

"So rund ums Taxifahren und auch einiges über Berlin. Und was mich sonst so umtreibt."

"Das hört sich ja spannend an. Wie ist der Name des Blogs?"

Ich sagte es ihr und ziemlich schnell hatte sie es über ihr Smartphone gefunden.

"Mensch, daraus könnte man doch eine Story machen. Haben Sie daran Interesse. So mit Interview und so?"  fragte sie mich während ich eine taxigelbe Ampel überfuhr.

Habe ich eigentlich gar nicht, dachte ich, schwieg aber erstmal.
Und was soll ich sagen, wir erreichten die Mauergedenkstätte in der Bernauer Str. noch kurz vor dem königlichen Tross.
Der mit der Kamera verliess ganz schnell das Fahrzeug ("Du zahlst"), aber sie blieb noch kurz sitzen und überreichte mir ihre Visitenkarte. Und auf der stand oben rechts das Logo dieser einen bekannten Zeitung mit den VIER Buchstaben.

"Wenn Sie Lust haben, melden Sie sich doch einfach mal."

"Von der VIER?" sagte ich und gab ihr die Karte zurück. "Nein, das wird nichts."

"Warum nicht, ist doch nur die Regionalausgabe?"

"Nee, nee. Mit Euch will ich nichts zu tun haben."

"Schade dass Sie so viele Vorurteile haben gegen die Menschen dahinter." 
meinte sie beleidigt und stieg aus.

Jungs und Mädels von der VIER, Eure Leser wollen in meinem Blog bestimmt nicht lesen.

(Auf die goldene Ehrennadel warte ich auch noch. Da kann man mal sehen...)

15 Kommentare:

  1. Was willst Du eine Ehrennadel, warst Du damals noch nicht dabei, als Axel Springer allen Berliner Taxifahrern eine goldene Uhr geschenkt hat? :)

    Du hättest ihr sagen können, dieses Taxi ist der echte Boden der Tatsachen.

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  2. @B-like-Berlin
    Ich glaube, damals hatte ich noch nicht mal einen Führerschein.
    P.S.
    Ich finde gerade keine Quellen.

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  3. Tja, die BLÖD-Zeitung ist überall! Viele Stars mögen die Zeitung nicht aber sind trotzdem auf sie angewiesen, halt eine HassLiebe!

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  4. @waldnase
    Mit Star meinst Du aber jetzt nicht mich? ;-)
    Aber es gibt durchaus einige, die sich der Springerpresse komplett verweigern. Z.B. Stefan Raab und Lena.

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  5. Vorurteile?
    Vorurteile?
    Aber klar, nur weil man in knappen Klamotten an der Straßenecke steht und Sex gegen Geld verkauft, prostituiert man sich noch lange nicht.
    So kann man sich seinen Job auch schönreden...

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  6. @Sash
    Über die Vorurteile wollte ich noch diskutieren, aber da kam der Konvoi und ich habe das Weite gesucht.

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  7. Das hast du richtig gemacht, Klaus! Wir sind als Blogger alle ein klein wenig Medienstar, da muß man sich nicht mit jedem Schmuddelkind abgeben.
    Bei dem Titel "Unmoralisches Angebot" dachte ich ja erst, sie will mit dir in´s Bett. Das wäre ja noch nichts Verwerfliches, aber Hilfestellung für ihre Zeitung?!

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  8. Ich kann mir genau vorstellen, wie das abgelaufen ist:
    (Am Journalistenbus)
    'Von welcher Zeitung sind Sie?'
    'BILD'
    'Ähm... jaa... ähhh... der Bus ist nur für englische Journalisten'
    'Aber da sitzen doch zwei Kollegen vom Spiegel drin'
    'Äähhhh... jaaa... ähm.. Schauen sie mal da! Hitlers Ufos!'
    'Wo? Wo? wo?'
    vrummmmm....

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  9. @Klaus:
    Oh ja, das wäre eine interessante Diskussion geworden. Aber ich freue mich für dich, dass du dir das ersparen konntest ;)

    @Nick:
    Diese Interpretation mit den "englischen Journalisten" ist mir auch in den Sinn gekommen.

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  10. meine rede seit immer: am adlon stehen bringt´s nich...!

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  11. @mime
    Genau, da steigen nur so merkwürdige Typen ein. Prinzen und BILD-Leute, die Kritik an der Zeitung gleich persönlich nehmen.

    Warum hast Du sie nicht gefahren? In die Bernauer Straße nach Tegel :-D

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  12. hihi kann dich verstehen Klaus
    hatte in letzter Zeit die Freude mit verschiedenen Berliner und überregionalen Zeitungen und die Zeitung mit den vier Buchstaben kam dabei am schlechtesten weg. Abgesehen davon das Bilder nicht zu ihren Bildunterschriften passten, war der Bericht grausam.
    Aber wie einige schon sagten, ohne die Boulewardpresse gehts nicht.. die puschen hoch, und lassen fallen. :-(

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  13. @Bernd
    "Moral"begriffe ändern sich im Laufe der Zeit. ;-)
    @Nick
    Ganz genau so. :-D
    @mime
    Du verrätst mir ja nicht, wo's was bringt! ;-)
    @Aro
    Ich wollte doch die goldene.
    @maltejs
    Ich komme gut ohne klar. :-)
    @alle
    Inzwischen bereue ich es, dass ich ihr so spontan (angewidert) ihre Karte wieder zurückgegeben habe. Wahrscheinlich stand ja ein Mailkontakt mit drauf. Dann hätte ich ihr diesen Post zukommen lassen können. Damit sie sieht, wieviel Menschen so "vorurteilbehaftet" sind.

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  14. Ich danke dir für das Verständnis. :-)

    BildZeitung nein danke... Nicht für zweifelhaften Ruhm.

    mfg

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  15. @NargilemPoker
    Nicht für gar nichts auf der Welt!

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