Irgendwann musste es ja so kommen. Jetzt habe ich zum ersten Mal in meiner Taxilaufbahn einen Fahrgast rausgeschmissen. Und das kam so:
Ich fuhr ganz früh morgens die Schlesische in Richtung Treptow. Am rechten Straßenrand winkte ein junger Mann, den ich einlud.
"Kreuzberg, Oranienstraße" war sein knapp formuliertes Wunschziel.
Okay, die Uhr eingeschaltet und gewendet. Als ich so mitten auf der Straße wie Pik-Sieben rumstand, brüllte er mich an: "Geradeaus weiter, da lang!" und zeigte Richtung Treptow. "Guter Mann, die Oranienstraße in Kreuzberg ist in der anderen Richtung."
Es entspann sich ein Disput, wo denn nun seine Straße liege. Wobei sich herausstellte, dass er keine Probleme mit der deutschen Sprache hatte und wohl ein eingeborener Deutscher war, aber auch völlig durch den Wind.
Nach meinem dritten Versuch, diesen offensichtlich völlig Verpeilten zu überzeugen, ihn in die Oranienstraße fahren zu dürfen, formulierte er in einer Art, gern von manchem überheblichen Deutschen in dem vermeintlichen Glauben, Ausländer könnten kein korrektes Deutsch verstehen, benutzten Sprache: "OO-R-AA-N-I-E-N-STRASSE, du verstehen?" Das war's dann mit meiner Geduld. Meine schwäbische Klangfärbung in der Stimme kann sogar für einen Hohlkopf wie ihn keinen Anlass gegeben haben in dieser diskriminierenden Weise zu reden.
"Du jetzt mein Taxi verlassen, capito."
Die 3,20 € muss ich jetzt mit Cheffe klären.
Ob es mal wieder an der sichtbar runden Form des Erdtrabanten lag?
Dienstag, 26. Oktober 2010
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Vollmond war übel dieses Mal :)
AntwortenLöschenObwohl es mich interessiert hätte, wo ihr rausgekommen wärt. An der Stelle fällt mir aber auch kein Umweg ein, der nur halb verhunzt wäre. Obwohl...
Schon mal an so Wege wie Cuvry-Görlitzer gedacht?
Aber wenn man sich nicht mal mehr vernünftig artikulieren kann... ist schon ok, würde ich sagen!
@Sash
AntwortenLöschenIch hatte ganz kurz überlegt, seinen Anweisungen zu folgen um dann, mit ziemlich viel Kohle auf der Kasse... Nee, so wie ich das einschätzte, hätte das nur noch mehr Ärger bedeutet. Und wenn ich was nicht haben kann, ist es Ärger um diese Uhrzeit. Was mir den Rest gegeben hat, war dieses ORANIENSTRASSE, als hätte er es mit einem Vollidioten zu tun.
War übrigens jenseits der Cuvry Richtung Treptow.
@Klaus:
AntwortenLöschenIch kann es verstehen, ehrlich. Insbesondere diese Idioten-Ansprache. So was ähnliches hatte ich auch schon, aber da ließ sich das noch im Dialog klären. Ich bin gespannt auf meinen ersten Rausschmiss...
Irgendwann ist immer das erste Mal, Glückwunsch!^^
AntwortenLöschen@waldnase
AntwortenLöschenEs gibt Dinge, die braucht man gar nie, deshalb auch nicht zum "ersten Mal". :-(
@ Klaus:
AntwortenLöschenWeder in die Situation zu kommen einen Rausschmiss zu erwägen, noch der Rausschmiss an sich machen Spaß, insofern würde ich Dir jetzt dazu auch nicht gratulieren.
Indes gratuliere ich Dir sehr wohl dazu, es getan zu haben!
Als erfahrener Taxifahrer gibt es so manche Situation, die man noch "entschärfen" kann, oder eine "mildere" Form der Beleidigung die man, da wohl nicht persönlich gemeint, überhört zu haben vorgibt.
Aber wenn bei einem selbst der Punkt gekommen ist wo man eine Zumutung als unzumutbar empfindet, gilt es schlichtweg zu handeln.
Das hast Du getan. Insofern: Bravo!
Nicht mein erster Rausschmiss, aber die erste Anzeige die ich in meinem Leben gestellt habe stand im Zusammenhang mit einem Business-Fahrgast mit Aktenkoffer, der mit mir vom Flughafen in die Stadt fuhr: Während der Fahrt telefonierte er hektisch mit dem Handy. Und nach etwa 15 Kilometern fiel ihm dann "plötzlich" auf, daß er mit der Innenraumtemperatur unzufrieden war. Er herrschte mich deswegen an, in einer Weise die für sich genommen bereits grenzwertig war.
Ich, "deeskalierend", sagte höflich, ich könne selbstverständlich die Temperatur ändern, wenn er mir denn nur sagen würde was er möchte, und ob es denn wärmer oder kälter sein soll?
Daraufhin er: "Soetwas wie Ihnen sollte man den Hals durchschneiden".
Am Ende wollte er dann nicht zahlen, drohte "sich zu beschweren" und versuchte abzuzischen.
Es stellte sich in der Folge heraus daß der Mann Träger des norwegischen Ehrenordens, und auch sonst "hochdekoriert" ist.
Meine Anzeige wurde "aus Mangel an öffentlichem Interesse" eingestellt. Indes von dem Konzern, in dessen Lohn und Brot er steht erhielt ich, nachdem er mich bei meinem Chef mit billigen Lügenmärchen zu verunglimpfen versucht hatte, dafür das Briefpapier seines Arbeitgebers verwendet hatte, weswegen ich denselben mal auf die Art und Weise wie dessen Personal in der Öffentlichkeit auftritt aufmerksam gemacht hatte, nicht nur den gesamten Fahrpreis (samt Trinkgeld!), sondern auch ein schönes Fresspaket mit Weihnachtsplätzchen! :D
Ich schätze dort sind gewisse "Eigenarten" dieser Person bereits hinlänglich bekannt.
Gruß, Christian
@Christian
AntwortenLöschenÜbel Deine Geschichte.
Ich habe zwar keine soo negativen Erfahrungen mit "Anzugsträgern", aber letzten Endes ist es ja auch egal, aus welcher Schicht ein Arschloch kommt.
Es gibt halt einfach Menschen die sind schon beim Einsteigen auf Stunk aus. Warum sie dann aber trotzdem taxifahren wollen, ist mir ein Rätsel. es gibt immer Alternativen.
v.a. @Christian
AntwortenLöschen...und versuchte abzuzischen. ...
was tut man/Mann denn, um rauszubekommen, wer der Typ ist? Hinterherlaufen und Ausweispapiere aus dem Sakko reißen geht ja wohl schlecht. *dummguck*
Andrea, fährt selten Taxi. Und wenn, dann als Gast.