Überhaupt hat es so seine Zeit gedauert, bis ich mich in Berlin an diese Art der Begrüßung und Verabschiedung gewöhnt hatte. Ich kannte es aus Süddeutschland in dieser Häufigkeit überhaupt nicht. Bei meiner ersten richtigen Arbeitsstelle hier in der Stadt war es Usus, sich morgens per Handschlag zu begrüßen. Und das hieß dann schon mal 10 - 20 mal Pfötchen geben am frühen Morgen. Inzwischen, da ich es nicht mehr als Pflichtübung betrachte, empfinde ich es durchaus als angenehne Geste der Zufriedenheit mit meinem Service.
Es soll in der DDR weiter verbreitet gewesen sein als in "Westdeutschland". (So hießen für den Westberliner alle anderen Bewohner der Bundesrepublik.)
Interessanterweise gibt es hinsichtlich des Händeschüttelns auch regionale, letztlich historisch bedingte Unterschiede: In Ostdeutschland (...) schüttelt man sich häufiger die Hände als in Westdeutschland. www.mig-komm.eu/node/315
Auch Unterschiede zwischen den einzelnen gesellschaftlichen Schichten wurden schon ausgemacht.
In einigen Ländern wurden schichtenspezifische UnterschiedeUnd auf der gleichen Seite finden sich diese internationalen Verhaltensregeln:
hinsichtlich des Berührens festgestellt: So wurde beobachtet, dass in
traditionellen Arbeitermilieus westlicher Industriegesellschaften mehr
Körperkontakt stattfand als in der Mittel- und Oberschicht.
In anderen Regionen, vor allem in asiatischen Ländern, gilt ein starker
Händedruck hingegen als unhöflich grob. In islamisch geprägten
Ländern ist das Händeschütteln auf gleichgeschlechtliche Kontakte –
insbesondere unter Männern – beschränkt.
wdr5 (pdf)Aber mal zur Geschichte des Händeschüttelns.
Bereits im Neuen Testament wird im Brief des Paulus an die Galater (ca. 50 n. Chr. verfasst) erwähnt, dass Paulus beim Abschied in Jerusalem die „rechte Hand der Freundschaft“ gereicht wurde. Dies weist darauf hin, dass bereits in der griechisch-römischen Zeit die Tradition des Händeschüttelns bekannt war. WikipediaAndere wähnen den Ursprung dieses Brauchs mehr im Mittelalter verankert, als Zeichen friedfertiger Absicht. Das Zeigen der leeren (Waffen) Hand und das gleichzeitige Auf-Distanz-Halten in einer kriegerischen Zeit sollte wohl bedeuten: "Na schau'n wir mal."
Wie man es in der heutigen Zeit genau richtig macht liest sich hier
Und eine amüsante Darstellung des Ganzen kann man im Bestatterweblog lesen.
Die Person mit Schüttelabsicht, der sogenannte Schüttler, stellt sich dem zu Beschüttelnden in aufrechter Haltung gegenüber, wobei es sinnvoll ist daß auch der zu Beschüttelnde sich einer ebensolchen aufrechten Haltung befindet.
Mein Fazit : Wenn es eine Besonderheit von Kunden bleibt, freue ich mich darüber und auch als persönliche Begrüßung eines mir bekannten Kollegen an der Halte empfinde ich als angenehm. Aber jeden einzelnen Fahrgast mit Handschlag zu verabschieden, halte ich für übertrieben.
Und über Hygiene und Ansteckungsgefahr in Grippezeiten möchte ich mich eigentlich auch nicht weiter unterhalten, ich nehme ja auch ohne Zögern die Geldscheine der jeweiligen Kunden entgegen.
Ach so, beinahe hätte ich es vergessen. Ein mündliches Danke nach der Fahrt ist aber absolut üblich.
Ich für meinen Teil bedanke mich immer beim Taxifahrer, auch wenn es manchmal nicht angebracht wäre.
AntwortenLöschenSehr schön fand ich es in Schottland, da wird sich idR auch beim Busfahrer bedankt, wenn man aussteigt.
Händedruck gibt es bei besonders herausragenden Leistungen auch, mein Shuttlefahrer in Zürich war des Händedrückens sehr wert.
Und wenn die Leute das dann eher unangenehm finden, müssen sie trotzdem damit leben! ;)
Interessanter geschichtlicher Ausriss! Danke Klaus!
AntwortenLöschenAlso bei mir ist Händeschütteln mit Kollegen und Chefs üblich - also wenn man sich persönlich bekannt ist.
Bei den Fahrgästen ist es selten, da sind es dann eher die sehr nachtspezifischen Kunden, die sich einen Ast freuen, dass sie zuhause sind, oder dass ich ihnen auf Anfrage noch eine Kippe spendiert habe. Die eher lockeren, kumpelhaften Typen, und durchgehend junge Leute.
Also wir ehemaligen DDR-ler hatten in der ehemaligen DDR eine besondere ehemalige Beziehung zum ehemaligen Händeschütteln. Das sah damals nämlich so aus. Ansonsten werde ich auch schon mal mit Händedruck verabschiedet, aber sinnigerweise eben fast nie von jüngeren Menschen. Dies geschieht oftmals bei Personen, die durch irgendeine Erkenntnis positiv überrascht sind, sei es deswegen, weiles bei uns nicht nur Kommunisten gibt oder sei es auch deswegen, weil auch bei uns kleine Kinder eher im Kinderwagen liegen statt auf dem Teller. ;)
AntwortenLöschenHier in Hamburg ist es nicht üblich, mit Händeschütteln begrüsst oder verabschiedet zu werden. Da sind wir haneatisch-zurückhaltend. Finde ich auch gut so. Aber auch in München damals hätte ich mich gewundert, wenn ein Fahrgast sich mit Händedruck verabschiedet hätte.
AntwortenLöschenUnter Kollegen kommt es öfter vor, allerdings nur von denen älteren Jahrgangs und von einem iranischer Herkunft.
Ich bin eigentlich immer froh, wenn ich drum herum komme.
Ein ordentliches "Danke" gehört einfach dazu - ob es gleich mit Händedruck sein muss...?
AntwortenLöschenDie morgendliche Runde, bei Arbeitsbeginn jedem Kollegen die Hand zu geben, das fände ich auch etwas übertrieben. Wenn man sich nicht jeden (Arbeits-)Tag sieht, finde ich das durchaus in Ordnung.
@Nick
Was Du aus Schottland kennst, habe ich in Neuseeland auch erlebt. Da haben die Fahrgäste sogar von der hinteren Tür beim Aussteigen ein "Thank you, driver!" in die Richtung des Fahrers gerufen.
Na, da werd ich doch mal den Kreis der Sich-beim-Busfahrer-Bedankenden erweitern: In Irland ist es auch üblich.
AntwortenLöschen@alle
AntwortenLöschenDa bedank ich mal herzlichst bei allen für ihre Stellungnahme zum Thema.
Was mich interessieren würde:
Wie antworten denn die Busfahrer, bei denen sich bedankt wird?
@Klaus
AntwortenLöschenMit einem freundlichem Nicken und/oder einem Heben der Hand - und wenn man vorne, beim Busfahrer ausgestiegen ist, auch mit "Good day".