Freitag, 18. März 2011

Weltpolitik im Taxi

Am letzten Samstag hatte ich drei junge [Ironie an] südländisch aussehende [Ironie aus] Männer, die sich in ihrer Heimatsprache unterhielten, im Taxi. Ich verstand kein Wort, nur zwischendurch schnappte ich immer wieder den Begriff „Gaddafi“ auf. Ich fragte mal, ob sie denn Libyer wären. In ganz passablem Deutsch ging nun die Unterhaltung weiter. Ja, das seien sie.

Es war erst einen Tag her, dass Merkel sich zur Flugverbotszone über Libyen geäußert hatte. Man müsse abwarten, meinte sie.

Es stellte sich heraus, dass einer der Fahrgäste am Vortag noch in Tripolis war und da eine ganz andere Meinung hatte:

"Warten, auf was will sie warten? Bis die Luftwaffe dieses Diktators alle dort massakriert hat?"

Hm, so eine richtig fundierte Meinung habe ich zu diesem Thema nicht. Und das habe ich auch versucht zu erklären.

Wenn Deutschland für diese Flugverbotszone plädiert, ist es ja nicht damit getan, ein oder zwei Flugzeuge dorthin zu entsenden, sondern faktisch bedeutet das eine Kriegserklärung an Libyen. Und ich bin nun mal ein absoluter Kriegsgegner.“

Sie hatten Verständnis für meine Position, aber:

„Wir wollen doch nur Freiheit und Demokratie. Wir wollen diesen Diktator los werden.“

Wir fuhren zu der Wohnung von einem der drei. Eigentlich fand ich die Diskussion äußerst interessant, aber leider war die Tour zu Ende und ich habe immer noch keine richtige Einstellung zu dem seit gestern vom UNO-Sicherheitsrat beschlossenen Militäreinsatz gegen Libyen.
Einerseits finde ich diese Freiheitsbewegungen in den arabischen Ländern unterstützenswert, andererseits will ich nicht, dass noch mehr deutsche Truppen in anderen Ländern der Erde unterwegs sind.

(Die Diskussion zwischen mir und meinen Fahrgästen habe ich auf die wesentlichen Aussagen reduziert. Es war eine durchaus längere Tour, bei der mehr geredet wurde, als oben zitiert.)

5 Kommentare:

  1. Urlaub in Israel, gemeinsame Sache mit libyschen Oppositionellen - ich an deiner Stelle würde vorerst nicht nach Tripolis reisen ;-)

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  2. Ich bin auch nicht unbedingt ein Befürworter von unnötigen Bundeswehreinsätzen im Ausland, aber in dem Fall finde ich das Vorgehen der EU und UN doch deutlich zu defensiv.
    Ich meine, da bombt einer sein Volk in Grund und Boden, da sollte man schon überlegen, ob da ein Verbot von Waffenimport und Jack Daniels reicht.

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  3. @Aro
    Liegt nicht auf meiner Route. :D

    @Nick
    Es ist bei mir tatsächlich ein innerer Konflikt zwischen deutschen Kriegseinsätzen und Solidarität mit dieser Freiheitsbewegung.

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  4. @Klaus
    Wie man aktuell sieht, reicht manchmal auch schon die Androhung eines militärischen Einsatzes.

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  5. Merkel & Westerwelle hätten in der UN sich nicht der Stimme enthalten dürfen. Hier sind klare Positionen gefragt. In letzter Konsequenz hätten wir dann eben ein "paar Tornados" los schicken müssen. Es geht ja nicht um Bodentruppen.

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