Dienstag, 29. Oktober 2013

Ordnung, oder was?

Da hab ich mich doch letzte Woche noch über das erfolgreiche Abschneiden, was Umsatz und Trinkgeld anbelangt, ausgelassen. Es war absehbar, das würde nicht so bleiben.
Schon früh am Samstag ging es los mit dem Schlamassel.

Eigentlich gut fing es an. Meine Lieblingshalte für Samstagmorgen, die Grandhotelhalte, war mit nur zwei Taxen besetzt.

Und es ging Schlag auf Schlag. Es dauerte gerade mal 3-4 Minuten und ich war Erster. Der vor mir stehende stand noch vor dem Hotel und wartete auf seine Fahrgäste, als das Taxirufblinklicht am Hotel schon wieder anging. Klasse, das hat ja gut geklappt. Also rüber.
Der dort noch Wartende erhielt seine Fahrgäste und machte sich auf den Weg. Im Hotel Totenruhe. Nichts bewegte sich, kein Mensch interessierte sich für das extra gerufene Taxi.

Ich bin dann rein und habe nachgefragt.
An der Rezeption stand eine einzelne Dame verlassen in der Gegend rum und schaute mich neugierig an:

"Was kann ich für sie tun?"

"Sie haben ein Taxi geordert."

"Ich habe kein Taxi gerufen."

"Ach, ist ihnen wieder die Kaffetasse auf den Rufknopf gefallen?"

"Hier hat niemand ein Taxi bestellt."

"Ach, wie das immer so passiert. Wie von Zauberhand."

Auf jeden Fall, die Lobby war leer und Kundschaft nicht in Sicht.

Und nun? Ich behaupte mal, 98% aller Kollegen wären einfach stehen geblieben. Irgendwann wird schon einer kommen. Das bringt aber immer Chaos mit sich. Die Dödel im Hotel drücken natürlich so bald ein Gast ein Taxi möchte auf den Rufknopf. Und der Kollege in der Schlange setzt sich in Gang, ich nehme die Gäste auf und er steht dumm rum. Eine Endlosschleife. Oft genug erlebt.

Also bin ich abgehauen und habe mich hinten wieder angestellt. Die Warteschlange war aber in Zwischenzeit ziemlich angewachsen und so fiel mir der Falschparker an der Halte doch sehr unangenehm auf.
Hinter mir schon Chaos
Aber wie bestellt, das Ordnungsamt war schon unterwegs und verteilte auf anderen Straßenseite mächtig Knöllchen. Der Ordnungsbeamte schickte sich an, den Falschparker auf der Taxihalte zu ignorieren. Bis ein Kollege aus den vorderen Wagen ihn lautstark darauf aufmerksam machte.

Er ganz überrascht:

"Ach ja, der steht ja auch doof rum."

Das brachte mich ins Spiel:

"Ja, so doof, da könnte man doch sogar den Abschleppwagen kommen lassen."

"Nein, das MÜSSEN wir nicht mehr machen. Da müssen sie schon selber anrufen." 
und heftete lediglich einen Strafzettel an die Windschutzscheibe.

"Ich dachte ja nur. Auf ihrer Jacke steht doch Ordnungsamt. Aber was sie nicht MÜSSEN, das MACHEN sie auch nicht?"

So manchmal verstehe ich die Welt nicht mehr. Wozu sind die überhaupt da, wenn sie nicht für Ordnung sorgen MÜSSEN, was ihre Namensgebung  durchaus beeinhaltet. Ich soll also deren Job auch noch machen, oder was?

(Das klingt jetzt so,als wäre ich der Law and Order Typ vor dem Herrn. Bin ich aber nicht. Im Gegenteil, ich finde schon, dass man fünfe mal gerade sein lassen kann. Aber warum werden Vergehen VON Taxifahrern anders bewertet als Vergehen AN Taxifahrern? Dieser PKW behinderte den regulären Taxibetrieb dort noch bis zum Nachmittag.) 

Kurz danach der nächste Ärger fiel nicht weiter ins Gewicht: Die Amex-Kreditkarte des Amerikaners, der gesteigerten Wert auf ein Fahrzeug mit Cab-Charge-Gerät gelegt hatte, wurde vom Gerät nicht erkannt, da ohne Chip. Die Alternative, das seitliche Durchziehfach, funktionierte auch nicht, da dann die PIN benötigt wird und die hatte er vergessen. Nach einiger Meckerei über das völlig "veraltete europäische Chipsystem" - ist wohl eher so, dass die das in den USA noch nicht haben :) - zog er aus der Hosentasche ein großes Bündel Geldscheine mit Hunderten, Fünfzigern und Zwanzigern. Verstehe einer die Amis.

8 Kommentare:

  1. Da muss ich mich ja nicht wundern, dass für mich keine Scheine mehr übrig sind. Wenn die alle mit Russen oder Amis per Taxi durch die Stadt fahren. :-(
    Hab ich wohl was falsch gemacht, irgendwann.

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  2. Das Bündel der Russen war aber wesentlich dicker.

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  3. Aber wehe, du stehst aufgrund der Behinderung in der zweiten Reihe...
    Ich habe beim Ritz Carlton neulich die Polizei angerufen, weil mal wieder alles zugeparkt war. Und die haben dann tatsächlich fast alle abschleppen lassen, außer die Diplomatenautos.

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    1. Was mir an der Geschichte so auf den Keks geht:
      Ich soll die Polizei anrufen, obwohl einer vom Ordnungsamt neben mir steht. WTF.

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  4. Ordnungsamt: Haben wohl die eindeutige Ansage erhalten, nur das zu tun, was schnell Geld in den Haushalt bringt. Alles andere ist zu unterlassen, weil es nur Zeit kostet und die Ordnungsamtsmitarbeiter davon abhält, Knöllchen zu verteilen (und evtl. noch weitere Schreibarbeit mit sich bringt). Das durch solche Vorgehensweise der normale Bürger immer mehr den Sinn und Nutzen solcher Ordnungskräfte, und damit auch ihre Autorität in Zweifel zieht, scheint bei den Verantwortlichen in den Rathäusern und dem Finanzsenator noch nicht angekommen zu sein.

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    1. Stimmt. Ich sehe mich hiermit als "normaler Bürger" und ziehe die Autorität der Ordnungskräfte in Zweifel. Ohne Scheiss jetzt!

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  5. Ich hab mir mal den Spass gemacht und die Definition von Autorität bei Wiki angesehen. Mag sich jeder selber seine Gedanken dazu und zum konkreten Fall machen.
    "Autorität ist im weitesten Sinne eine soziale Positionierung, die einer Institution oder Person zugeschrieben wird und dazu führt, dass sich andere Menschen in ihrem Denken und Handeln nach ihr richten. Sie entsteht (durch Vereinbarungen oder Herrschaftsbeziehungen) in gesellschaftlichen Prozessen (Lehrer/Schüler, Vorgesetzter/Mitarbeiter) oder durch vorausgehende Erfahrungen (von Entschlusskraft, Kompetenz, Tradition, Charisma oder Offenbarung). Der Begriff hat seine Wurzeln im römischen Recht (auctoritas)."

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    1. Der Verlauf der Diskussion gefällt mir immer besser. ;-)

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