Da stand ich vor dem Magnet und hatte noch einen Kollegen vor mir. Eine Gruppe junger Menschen kam aus dem Club und schaute irritiert in die Morgensonne. So langsam näherten sie sich der Taxischlange, aber es war nicht erkennbar, ob sie auch gedachten, ein solches in Anspruch zu nehmen. Eine hübsche, sehr nett und symphatisch wirkende junge Frau löste sich aus der Gruppe und öffnete die Beifahrertür des vor mir stehenden Taxis. Wobei sie ständig auf einen schwer torkelnden Begleiter einredete. Dieser schien aber infolge übermäßigen Alkohlgenusses nicht in der Lage zu sein, einen vernünftigen Dialog mit ihr zu führen und torkelte quer über den Bürgersteig. Noch immer versuchte, die nicht besonders alkolgeschädigt wirkende Begleiterin und ganz sicher niemand, den man von irgendeiner Kante schubsen wollte/sollte, ihn zu irgendwas überreden zu wollen. Was ihn aber nicht zu überzeugen schien. Er hielt sich an seiner Bierflasche fest und steuerte wankenden Schrittes auf meine Taxe zu. Oh nee, dachte ich, nicht schon wieder so ein Kotz-Kandidat. Doch, er setzte sich neben mich auf den Beifahrersitz und meinte noch zu seiner, ich kann es nur wiederholen, sehr nett wirkenden Begleiterin: "Mach dir keine Sorgen."
Okay, hatte ich mal wieder so einen. Er sagte mir eine Adresse in Friedrichshain, gar nicht so weit entfernt. Schon nach ein paar Metern Fahrt fragte ich ihn, ob er was dagegen hätte, wenn ich seine Seitenscheibe öffne.
"Nein, das ist okay. Aber ich bin nicht betrunken, wenn Sie das meinen. Ich habe den ganzen Abend nur Wasser getrunken."
Und da sah ich dann, ja, die Bierflasche in seiner Hand war tatsächlich mit Wasser gefüllt. Auf einmal saß er auch aufrecht und hatte keinen lallenden Zungenschlag mehr. Kurzum, er wirkte auf einen Schlag stocknüchtern. Kurze Fahrt, vernünftige Konversation, unkompliziertes Bezahlen.
Und ein ratloser Taxifahrer. Was ist bloß mit der Jugend los, zu meiner Zeit hätte es sowas nicht gegeben, diese nette Freundin an einem Sonntagmorgen alleine nach Hause fahren zu lassen.
Na ja, vielleicht war es auch nur seine kleine Schwester. Aber dafür müsste er ja nicht den Volltrunkenen spielen.
So manchmal würden mich schon die Hintergründe interessieren.
Dienstag, 17. August 2010
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Vielleicht kannte er sie schon?
AntwortenLöschenEs gibt doch bestimmt Filme, die würdest du dir auch kein zweites Mal antun wollen.
@B-like-Berlin
AntwortenLöschenIch musste noch nie zur Vermeidung der Wiederholung eines schlechten Films betrunken und lallend morgens auf der Straße rumtorkeln. ;-)
Ein einfaches "Nein" genügte da immer.
@Klaus
AntwortenLöschenVielleicht fehlte ihm der Mut zur klaren Ansage - wäre ja möglich. Außerdem nimmt nicht jede Frau ein "Nein" einfach so hin. Das ist dann nur der Beginn der Diskussion.
Manchmal ähneln sich ja Wasser und Wodka!
AntwortenLöschenVielleicht war es ja auch ein Schauspielschüler, der "im echten Leben" eine Rolle probiert hat. Das gehört zur Ausbildung - wurde aber meist gern in der Gruppe in der U-Bahn gemacht. Wurde! Ist heute sicher auch anders.... und dann passiert die SO ETWAS....*orakel*
AntwortenLöschenbeim nächsten mal fragst du einfach, dann müssen wir nich rätseln :>
AntwortenLöschen@alle
AntwortenLöschenDanke für die Anregungen zu weiteren Spekulationen. Wir werden es wohl nie erfahren.
@waldnase
Soviel ich weiß, ähneln sich Wodka und Wasser immer
@Anonym
Dafür bin zu schüchtern. ;-)