Montag, 17. Oktober 2011

The right side of the street

Ich bin ja nun seit Jahrzehnten als Berufskraftfahrer unterwegs und habe, was weiß ich wie viele ('ne Million?) Kilometer auf dem Buckel.

Was ich mir aber nicht zutraue ist, in einem Land mit Linksverkehr selber Auto zu fahren. Ganz einfach, weil ein großer Teil des Fahrens bei mir völlig automatisiert ist. Die Schaltung ist rechts neben mir, der Blinker links am Lenkrad u.s.w.

So wird mein Traum, mal nach Australien (oder auch Südafrika) zu reisen wahrscheinlich unerfüllt bleiben.
Dass nicht nur ich, sondern auch andere Menschen mit links und rechts (fahren) Probleme haben, zeigte sich mir vor kurzem:

Ich befördete ein australisches Paar zum Flughafen. Nachdem ich den sehr kommunikativen Herrn gebeten hatte, etwas langsamer und vor allem deutlicher zu sprechen, konnten wir uns ausführlich über ihre Reisepläne unterhalten. Ihre erste Station in Europa sei England gewesen (da ist die Welt für einen Australier ja noch in Ordnung). Von Berlin würden sie jetzt nach Athen weiter fliegen, um die Mutter seiner Frau zu besuchen. Sie sei nämlich gebürtige Griechin.
Danach sollte es weiter gehen nach Los Angeles. Dort wollen sie sich ein Auto mieten um über den Highway No 1 nach San Francisco zu fahren.

Da ich diese Fahrt schon mal gemacht habe, erhob ich Einspruch:

"Es wäre aber besser gewesen, wenn Sie das umgekehrt geplant hätten. Wenn Sie von San Francisco nach Los Angeles fahren, haben Sie das Meer auf der rechten (in Fahrtrichtung) Seite. Das ist schöner und angenehmer." *


Wie gesagt, der Herr war äusserst kommunikativ und quasselte am laufenden Band, aber jetzt war erst mal Ruhe.

"But I thought about that." ....

Man konnte "hören" wie es in seinem Kopf arbeitete.

Ich konnte ihn davon überzeugen, dass der Flug besser nach San Francisco hätte gehen sollen, um die Tour von Norden nach Süden zu machen. Aber das kann ja mal vorkommen.

Und als seine Frau noch erzählte, dass eines ihrer ersten Erlebnisse in Australien gewesen sei, dass sie beim Überqueren der Straße zuerst auf die falsche Straßenseite geschaut hätte, was nach einer Kollision mit einem Pkw einen komplizierten Knöchelbruch nach sich zog, wusste ich, ich bin nicht allein auf der Welt mit meinem Problem. Ich habe mich in Zypern auf einer Landstraße auch mal auf die falsche Straßenseite gestellt und auf den Bus gewartet.

Einen Spruch konnte ich mir dann doch nicht verkneifen:

"Look, that can happen, when you are not driving on the RIGHT side of the street."


*(Ideal wäre in solch einem Fall die Variante rechtsgelenktes Fahrzeug im Rechtsverkehr.)


4 Kommentare:

  1. Ja,
    das erzähle ich meinem australischen Chatfreund auch immer wieder, dass die halt nicht auf der richtigen Seite fahren können ;)

    Und Rechtslenker im Rechtsverkehr als Taxi wäre ja völlig mies ;)

    Und ich gebe dir recht - den Automatismus, der sich im Laufe der Jahre einschleicht, den sollte man nicht unterschätzen. Ich hätte in England nur beim Rausfahren aus einer Hofeinfahrt, sitzend auf dem Beifahrersitz eines Rechtslenkers fast mal eine Herzinfarkt bekommen. Für Sekundenbruchteile dachte ich, wir seinen auf der falschen Seite und der Gegenverkehr würde uns glatt reinrauschen ...

    AntwortenLöschen
  2. @ednong
    Ja, dieses Beinahe-Herzinfarkterlebnis hatte ich in Zypern mal.
    Nach einem nervigen Flug, der erst bei Dunkelheit in Larnaka ankam, bin ich im Taxi zu unserem Reiseziel kurz eingenickt. Beim Aufwachen raste dieser Taxifahrer auf der "falschen" Spur auf den Gegenverkehr zu. ;-(

    AntwortenLöschen
  3. Als Nicht-Berufsfahrer kann ich Dir jedenfalls sagen, daß es ziemlich unproblematisch ist, sofern Du ein "örtliches" Mietfahrzeug fährst. Es ist jedenfalls einfacher, ein "passendes", also rechtsgelenktes, Fahrzeug zu fahren als zu Fuß zu gehen -- das Auto erinnert einen ständig daran, was wohin gehört. :-) Ganz selten kommt es mal vor, daß man von einem Parkplatz auf eine völlig leere Landstraße auf die falsche Seite abbiegen will. Aber dafür hat man ja eine Beifahrerin.

    AntwortenLöschen
  4. @maribert
    Ich glaube auch, dass Fahrer ohne Routine da echt im Vorteil sind.

    P.S.
    Glückwunsch zur umsichtigen Beifahrerin. :-)

    AntwortenLöschen