Montag, 10. Mai 2010

Ja, wo laufen sie denn?

Sie laufen und laufen und laufen. Am Sonntag war mal wieder eine größere Laufveranstaltung in Berlin. Nein nicht der Halbmarathon auch nicht der richtige Marathon, nein diesmal der 25 Kilometer-Lauf. (Strecke, ansehen!) Start um 10:00 Uhr am Olympischen Platz,. Der Verlauf der Strecke ging über Kaiserdamm, Straße des 17. Juni über den Pariser Platz zur Friedrichstr und über die Leipziger und Ku'damm wieder zurück zum Olympiastadion. Rest siehe vorigen Link. Das war mir bekannt und den genauen Verlauf der Strecke hatte ich mir wie immer ausgedruckt und lag neben mir auf dem Beifahrersitz.
(Kleine Nebenbemerkung: Taxi-Funkzentrale morgens um 9 Uhr: "Weiß einer der Kollegen was von einer Laufveranstaltung heute in Berlin?")
Um 9:15 Uhr schaute ich nochmal am Pariser Platz vorbei, wohlwissend, dass der ja die nächsten Stunden für den gesamten Verkehr gesperrt werden würde. Es sah gut aus. Nur vier Taxen standen da und einer war gerade am Adlon beim Laden. Das müsste eigentlich reichen.
Es ging aber nur schleppend vorwärts und als ich um 9:45 Uhr endlich Zweiter wurde, trat ein Ordner in grell-gelber Jacke an's Auto und informierte mich und die Kollegen über die Sperrung, die ab 10:00 Uhr sein wird. Es wurde fünf vor Zehn und ich hatte endlich die Pole-Position. Ein Stoßgebet nach dem anderen schickte ich gen oben, denn ein Weg-gejagt-werden jetzt und hier, das hätte mich sehr, sehr verärgert. Meine Erlösung kam direkt aus dem Adlon in Gestalt eines jungen Mannes, sportlich, schlank, gut gekleidet (obwohl die Kleidung wohl etwas gelitten hatte). Sein Fahrziel: "Hans-Braun-Str. bitte."
Äh, ich hatte noch nie von dieser Straße gehört und habe im Navi gescrollt. Kein Ergebnis. "Diese Straße habe ich nicht im Navi, wo soll das denn sein?" (Okay, wäre ich ein richtiger Hertha-Fan hätte ich es natürlich gewusst.)
"Das ist die Hertha BSC Geschäftsstelle am Olympiastadion."
"Oh, da gibt es ein größeres Problem. Da findet gerade eine Laufveranstaltung statt. Ich weiß nicht genau, wieweit wir da kommen."
"Ich muss da aber unbedingt um 10:30 Uhr sein. Ich bin ein Hertha Spieler."
Das hat mich veranlasst, mal den Kopf zu drehen und genauer hinzuschauen. Ja, den hast'e schon mal gesehen. Es war [ein Stammspieler in der Defensive, seinen Namen möchte ich aber trotz Autorisierung nicht nennen].
Ich habe ihm erstmal mein Beileid zum Abstieg ausgesprochen, was er mit einem müden Nicken zur Kenntnis nahm. Überhaupt war er in keiner guten körperlichen und geistigen Verfassung. Wir haben uns also auf den Weg gemacht, mal sehen wie weit wir kommen.
Die Strecke verläuft ja ganz genau auf der Route der Läufer und und ich hatte keine große Hoffnung, ohne Behinderungen dorthin zu gelangen. Aber wir hatten Glück, die Läufer liefen immer auf der gegenüber liegenden Fahrspur. Mein Fahrgast schlief immer wieder ein - der musste sich am Vorabend richtig die Kante gegeben haben. Wir kamen fast bis zur Olympischen Straße, in die wir hätten einbiegen müssen, aber die war nun total gesperrt. Ich fand eine Lücke in den Polizeiabsperrungen (Oldenburgallee) und den Rest des Weges hat er mich dann gelotst. Fünf vor halb hatten wir es geschafft.


Ich hatte noch ein kurzes Gespräch mit dem  kontrollierenden Ordner am Eingang und der meinte: "Ja, dem hat man es schon vor ein paar Wochen angemerkt, das geht ihm richtig nahe." Den Eindruck hatte ich auch und glaube inzwischen, dass hinter diesen Millionen-Spielern nicht nur irgendwelche Geldzählmaschinen stecken, sondern auch Menschen, die mit so einem Abstieg nur schwer umgehen können.

Und bei dieser Gelegenheit möchte ich auch mal mein großes Bedauern darüber zum Ausdruck bringen, nun in der einzigen Hauptstadt Europas zu leben, die keinen Erstligafußballclub hat. Und das soll nicht heißen, dass ich nach München umzuziehen gedenke.
Auf ein baldiges Wiedersehen in der 1. Bundesliga. Und wenn ihr das ganz schnell wieder schafft, verspreche ich euch, dass ihr einen neuen Fan habt. Weil eine Bundesliga ohne Hertha, das ist schon hart. Das merke ich jetzt.

[Und ja, ich weiß, dass man über den Spandauer Damm und die Rominter Allee da auch hätte hinkommen können. Aber es hat ja auch so geklappt.]

Weiß denn jemand, warum die Hans-Braun-Straße in keinem Straßen-Verzeichnis zu finden ist? Ist das eine Privatstraße von Hertha?

Nachtrag: 11:30 Uhr
Ist mir ja jetzt richtig peinlich, aber B-like-Berlin hat mich in Kommentaren darauf hingewiesen, dass das Hanns-Braun-Str. heißt.
Anfangs hat er mir allerdings nur den Straßennamen genannt, welcher mir unbekannt war und das Navi hat logischerweise nichts ausgespuckt. Nach der Erklärung mit Hertha BSC und so, war dann schon klar, wo er hinwollte.
Trotzdem peinlich.

7 Kommentare:

  1. Vielleicht weil es nur die "Hanns-Braun-Straße" gibt?

    AntwortenLöschen
  2. @B-like-Berlin
    Uuuups, wie peinlich. :-(

    AntwortenLöschen
  3. @Klaus
    Das muss dir nicht peinlich sein. Der Hanns mit dem Doppel-N ist so selten, da kommt man nicht unbedingt drauf. Ein Navi könnte allerdings so programmiert sein, dass es solche Möglichkeiten berücksichtigt.

    AntwortenLöschen
  4. @Klaus:
    In solchen Fällen suche ich bei mir im Navi einfach nach "Braun". Wenn es nichts findet, geb ich einfach den Teil des Namens ein, die ich sicher buchstabieren kann. Damit kann man die Auswahl meist gut genug eingrenzen.

    AntwortenLöschen
  5. @Sash
    War ja alles nicht nötig. der Zusatz Hertha hat ja schon gereicht. Und, "Sternchen" Suche kann mein Navi nicht. Nur alphabetisch. Und mit H A N kommt man in Berlin nicht weit. :-)

    AntwortenLöschen
  6. @Klaus:
    Weit schon... weit rum eben :)

    AntwortenLöschen
  7. A prospos:
    Ich hatte das Problem am Anfang mit der Hanns-Eiseler auch. Da sogar noch schlimmer: Hanns mit Doppel-N und hinten eben Eiseler und nicht Eisler.

    AntwortenLöschen