Samstag, 22. August 2009

Ostbahnhof-Fahrer

Ich bin außer mir! Ich bin stocksauer!
Der Samstag war eigentlich ein ganz guter Tag. Durch den Marathon der Leichtathletik-WM waren einige wichtige Straßen gesperrt, aber nicht so wie beim normalen Berlin-Marathon. Es gab immer eine Möglichkeit, die Laufstrecke zu umgehen und wenns sein musste über den Tiergartentunnel. Als ich dann mal so langsam Richtung Feierabend dödelte, habe ich noch eine Winkerin aufgegabelt. Kleine Frau mit großen Rucksack, Reichenberger/Ohlauer. Wie schon vermutet, wollte sie zum Ostbahnhof. Okay, kein großes Ding, das kriegen wir noch hin. Aber auf dem Weg kam uns an der Schillingbrücke die Fuckparade entgegen. Und meine Winkerin hatte es höllisch eilig. Also über die nächste Brücke (Michaelkirchbrücke) und über die Lichtenberger Str. und die Singerstr. zum Bahnhof. War kein Problem und sie hat ihren Zug wohl noch gekriegt. Aber mein Ablöseplatz war nun nicht mehr auf direktem Weg zu erreichen. Da ich noch ein bisschen Zeit hatte, habe ich mich am Ostbahnhof eingereiht - mal sehen was noch passiert.
Vorgeschichte Ostbahnhof:
Ganz zu Anfang meiner Taxifahrerei habe ich mich der Einfachheit halber meistens nur an den Ostbahnhof gestellt und festgestellt, dass ich da nicht der Einzige bin. Es gibt eine Menge Fahrer die nur dorthin fahren. Und die kennen sich auch alle untereinander. So kam es, dass ich auch mit diesen Stammfahrern ins Gespräch kam. Das hat sich dann aber schnell erledigt. Die meisten von denen haben eine solch reaktionäre (es fallen mir da auch noch andere Bezeichnungen ein) Gesinnung, dass ich nach einem halben Jahr das Weite gesucht habe. Ich konnte die Gesichter einfach nicht mehr sehen.
Ende Vorgeschichte.
Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, der direkte Weg nach Kreuzberg war versperrt. Ich wurde ziemlich schnell Vierter in der Reihe und beobachtete, wie einer dieser "Kollegen" wild gestikulierend neben einer Dame stand und versuchte, ihr klar zu machen, dass man da nicht rüber könnte. Schließlich kam er zu mir, fragte ob ich Englisch könne, was ich bejahte. Ich solle der Dame klar machen, um was es geht. Die Dame wollte nach Neukölln in die Mainzer Str. Ich erklärte ihm den Weg, den ich gekommen war. Damit könne er ja zur Mainzer Str. fahren. Großes Kopfgeschütteln. "Da ist doch alles zu". "Die laufen doch auch über den Kottbusser Damm." Ich habe versucht, ihm zu erklären, dass die nicht über den Kottbusser Damm laufen, aber innerhalb von 2 Minuten standen 3 oder 4 dieser Fahrer um mich herum, und ich musste mir solche Sachen anhören wie: "Klugscheisser. Dann fahr die doch, wenn du alles besser weißt". Die Dame fragte mich dann noch: "What can I do?" und sah dabei ziemlich hilflos aus. Also habe ich ihr erklärt, dass ich sie fahren kann, es aber ein bisschen teurer wird als normalerweise. Damit war sie einverstanden. Und so habe ich sie mit einem kleinen Umweg und zwei, drei Schlenkern in die Mainzer Str. gefahren. War gar kein großes Problem.
Und ich frage mich jetzt: Hatte die Ablehnung der anderen Fahrer was damit zu tun, dass ihre Hautfarbe schwarz war?

12 Kommentare:

  1. Interessante Erfahrung, sie denckt sich mit einige von mir, allerdings sie die schon über 10 Jahre her. Ich hatte da mit einigen Exens zu tun, ihr Auftreten war noch immer genauso herrenunmenschlich. Widerlich.
    Aber wenigstens hattet Ihr beide was davon. Du brauchtest nicht so lange zu warten und sie ist nicht bei nem Rassisten eingestiegen. Alles fügt sich :-)

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  2. Kaum mach ich mal frei...

    Aber ehrlich: Ich bin ja nun auch oft am Ostbahnhof, und weder ist mir fremd, was du schreibst, noch trifft es wohl die allgemeine Gesinnung dort. Ich habe tatsächlich auch schnell gemerkt, dass es da ein zwei Cliquen gibt, die nicht nur nach außen hin ziemlich unnahbar scheinen, sondern dass auch einige von denen durchaus zu solchem Schwachsinn in der Lage wären. Ich erspare mir die spontan in meinen Kopf purzelnden Kennzeichen und Konzessionsnummern von Kollegen mit fragwürdigem Verhalten hier zu posten...

    Ich muss auf der anderen Seite aber auch sagen, dass ich inzwischen einige Kollegen kenne, die da auch regelmäßig stehen, bei denen sowas nie passieren würde. Und noch hab ich die Hoffnung, dass die anderen zuerst aussterben ;)

    Aber wenn die besagten wissen, dass was nicht geht, dann geht das eben nicht... woher willst DU das denn wissen? Bist wahrscheinlich auch noch Wessi...

    Ich hatte schon einige Kundengespräche über die Fahrer am Ostbahnhof, und das war meistens nicht schön. Ein Grund mehr, da zu bleiben! Wär ja noch schöner, wenn man den Kunden empfehlen müsste, künftig woanders auszusteigen...

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  3. Noch heftiger ist es an den Bahnhöfen Lichtenberg und Pankow. Dort hatte ich fast immer das Gefühl, weggebissen werden zu sollen.
    Einen der Kollegen, die immer in Lichtenberg stehen, kenne ich noch von 1988. Ich war damals mit seiner Tochter befreundet, was ihm als Hauptamtlichen natürlich nicht passte. Ich habe ihn bis heute in Verdacht, für mein Einreiseverbot verantwortlich zu sein. Als ich ihn Ende der 90er am Bahnhof entdeckte, stellte ich ihn zur Rede und sofort kamen mehrere andere Kutscher dazu und bedrängten mich, bis hin zu "unabsichtlichen" Tritten. Mehrere dieser Gesicher kenne ich heute noch und sehe sie dort noch immer. Und "meinen" Spezie auch schon im Gespräch mit Kollegen am Ostbahnhof, das letzte Mal allerdings vor etwa zwei Jahren.
    Er hetzte schon in den 80ern gegen "die Neger", als eigentlich Internationalismus vorgeschrieben war. Aber offensichtlich war das auch bei der Stasi nie ernstgemeint mit der Völkerfreundschaft. Jedenfalls musste ich bei Klaus' Artikel gleich an diesen Menschen denken.

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  4. In München gibt es auch so einen verschrienen Bahnhof, den Pasinger Bahnhof, wo sich speziell auch tagsüber immer eine gewiße Clique trifft. Angeblich sollen da unerwünschte Taxikollegen auch mal über die Rufsäule verschickt werden, kenn ich aber nur vom Hören-Sagen.

    Über diese „Kollegen“ am Obhf würd ich mich nicht zu sehr ärgern. Die sind sicher nicht besonders darauf aus, Umsatz zu machen oder Fahrgästen weiterzuhelfen. Das hat auch nix mit der Hautfarbe zu tun, denk ich. Die wollen in Ruhe ihren Kaffee trinken. Gibt's überall, solche „Taxler“.
    Und Du bist so zu einem guten Feierabendstich gekommen. „Wer nicht will, der hat schon.“ ;)

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  5. @alle
    Ich wollte eigentlich die Rassismus-Keule nicht derartig schwingen. Ich habe diesen Post gestern direkt nach dem Feierabend, noch unter Eindruck dieser Fahrt geschrieben. Vielleicht war der Kollege einfach nur faul und ignorant? Vielleicht hat er sich auch durch seine nicht vorhandenen Englisch Kenntnisse überfordert gefühlt? Trotzdem finde ich das Verhalten inakzeptabel. Wenn es immer nur um gesperrte Straßen ginge, würden an so manchen Wochenendtagen gar keine Taxen mehr in Berlin fahren.

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  6. @Aro
    Was meinst Du jetzt mit "Exen"?
    Und wenn wir mal fair bleiben, ich wollte auch nicht jede politische Einstellung der Fahrer am Bahnhof Spandau hinterfragen. Es ist nur so, dass ich am Wochenende ab und zu mal am Ostbahnhof anstehe und zu meinen Anfangszeiten da so meine Erfahrungen gemacht habe, die ich hier jetzt auch gar nicht detailiert schildern möchte.

    @Sash
    Das Ost-West-Fass möchte ich hier jetzt nicht auch noch aufmachen. ;-)
    Und was die Nachtfahrer dort anbelangt... da kann ich keine Aussagen machen.

    @Trixi
    Klar, Idioten gibt es überall, aber in Berlin mit seiner Ost-West Geschichte gibt es durchaus noch ein paar Nuancen mehr.
    Ja, manchmal habe ich den Eindruck, die fahren nur Taxi, um sich zu treffen und in Ruhe einen Kaffe zu trinken. Und wehe ein Fahrgast stört dabei. Ich habe schon öfter erlebt, dass Fahrgäste die Seite gewechselt haben, weil sie das Gefühl hatten zu stören.

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  7. ihr habt ein großes glück in einer sache:

    eure städte, Berlin, München, sind groß genug, wenn ihr bestimmte gesichter und verhalten aus welchen gründen auch immer nicht mehr ertragen könnt, dass ihr andere örtlichkeiten anfahren könnt in euren städten.

    ich bin raus bei uns erstmal. kein taxi mehr.
    ich war nicht selbst betroffen, von fahrer-dissen, jedoch mein bester freund, es wurde unerträglich.

    bei uns ist so klein, das du einfach keine ausweichmöglichkeit hast. entweder du bist so abgestumpft inzwischen das du gar nichts mehr mitbekommst, oder du hälst einfach den mund, und schaust zu, oder du hängst dich rein und beziehst position, oder du beziehst stillschweigender aber deutlich position und bleibst am rand, das habe ich gemacht, aber es ist so verdammt anstrengend mitzubekommen wenn eine art flame entbrannt ist, ständig irgendwelche bedrohungen schweben, und normalerweise soziale und liebenswerte mitmenschen auf ihre rudimentäresten abwehrverhalten zurückgreifen müssen, um nicht abzusaufen.

    ich finde, wenns so eng ist, muss man sehr achtgeben, von dem milieu nicht selbst angesteckt und runtergezogen zu werden.
    damit meine ich, sein eigenes niveau nicht dauerhaft nach unten zu nivelieren.

    mir hats komplett die freude an der arbeit versaut, und das will was heißen, taxi war bisher der einzige und langjährige job in dem ich dauerhaft verweilen konnte oder nach anderen experimenten wieder zurückkam. es war schon einen leidenschaft zu nennen, fürs fahren an sich, das cruisen nach fahrgästen, die vielen schönen erlebnisse mit fahrgästen, die kruden geschichten, der kick ist der umsatz bärenstark, einfach alles, ach was schreib ich, das wisst ihr ja.

    so, damit ist es raus, ich bin nicht mehr im club. ob ich in kleine nachbarstadt wo ich jetzt lebe die ortskunde ablege und fahre weiß ich noch nicht. derzeit hab ich bei dem gedanken nur gänsehaut.

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  8. Ich meinte auch nicht nur die politische Einstellung, sondern auch den Korpsgeist. Stimmt, Bahnhof Spandau ist auch so ein Treffpunkt.
    Exen wurden in den 90er Jahren Ex-Stasileute genannt. Von denen landete ein Teil beim VEB Taxi (der später Spreefunk wurde und heute Bärchen).

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  9. @Aro
    Und dann Würfel aufgekauft hat...
    "Exen" den Ausdruck kannte ich nicht. Sind wir jetzt komplett unterwandert? :-) Bloß ein kleines Dorf...Ich brauche meinen Zaubertrank.
    @Ly
    Stimmt schon, Berlin ist groß genug. Aber man hat so seine Lieblingsjagdreviere. Und ich lass mich da auch bestimmt nicht vertreiben.

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  10. Stimmt, SIE sind überall! SIE sind sogar schon Bundeskanzlerin. Sowas hät'ts früher nicht gegeben...

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  11. Die Taxifahrer vom Bahnhof Pasing sind zu 80% Vollidioten. Entweder unfreundliche Türken die strohdämlich im Hirn sind oder andere Unterbelichtete "zugereiste"

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  12. Genau! Und die Fremden sind auch alle gar nicht von hier!

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