Montag, 9. Juli 2012

Trinkgeld kann betroffen machen

Es war wie ein Schlag in die Magengrube und ich hoffe inständig, dass ich es missverstanden habe oder es ein sprachliches Problem war.

Eine, von meiner Warte aus gesehen junge Dame, so Mitte Dreissig, wohl aus einem osteuropäischem Land und mit holprigen Englisch-Kentnissen wollte von mir in ein Krankenhaus in Wilmersdorf gefahren werden.

Die Fahrt verlief schweigend und am Ende standen 14 Euro zu Buche. Sie gab mir einen Fuffi und als ich nach dem Geldbeutel griff, um ihr das Wechselgeld rauszugeben, winkte sie ab:

"No, that's fine."
(Ich übersetze den Rest jetzt gleich mal.)

"Aber das ist doch viel zu viel"  und zeigte auf den Taxameter. "VierZEHN Euro."

Sie stieg einfach aus und ich hinterher, um ihr ihre Taschen aus dem Kofferraum zu holen. Den Fuffi behielt ich in der Hand, noch einmal darauf hinweisend, dass dieses Trinkgeld viel zu hoch sei.
Dann sagte sie den Satz, der mich fassungslos machte:

"Ich komme hier wahrscheinlich sowieso nicht mehr raus."

drehte sich um und ging Richtung Eingang. Da stand ich nun mit dem Fuffi und schaute ihr bestürzt hinterher.

Puh... nichts gegen ein gutes Trinkgeld, aber nicht unter solchen Umständen. Es ging mir wirklich an die Nieren.

9 Kommentare:

  1. Solche Erlebnisse machen einem die eigene Vergänglichkeit bewusst. Und dass man die verbleibende Zeit bewusst leben sollte.

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  2. Übel. Ja, da wird einem die eigene Vergänglichkeit bewußt gemacht.

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  3. Uff! Hätte nie gedacht, dass ich zu einem Trinkgeld mal mein Beileid ausdrücken würde, aber hier scheint es mir angemessen zu sein. Ich verstehe, dass einen das belastet. :(

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  4. Bin gerade von Sash hier rüber gerutscht...heftig!
    Ich geh in ähnlichen Situationen (Geld bekommen, das man aus ähnlichen Gründen gar nicht unbedingt haben will) manchmal dazu über, zumindest einen Teil des selbigen für irgendeinen guten Zweck zu verwenden... und wenn es im konkreten Fall die Kaffeekasse des Krankenhauspersonals oder das Spielzimmer für kleine Patienten ist. Da sind 20 € auch schon eine tolle Geste.

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    1. Ja, 30€ dieses unverdienten Trinkgeldes wird an die Ärzte ohne Grenzen gehen.
      Trotzdem, dieses Bild, ich mit dem Fuffi in der Hand, fassungslos der Fahrgästin hinterher schauend, wird bleiben.

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  5. In diesem Fall hat die Frau ja nicht allzuviel gesagt und man könnte seine eigene zarte Seele damit trösten, daß auch alles gut werden kann. Wenn man dann aber mal die Krankengeschichte der letzten Tage oder Wochen erzählt bekommt und die Erfahrung sagt einem: "Ja das war´s wohl!", dann steckt einem echt der Kloß im Hals. Man weiß dann meist auch nicht mehr, was man sagen soll und will eigentlich nur schnell weg!

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  6. Ich bekomme auch öfters Trinkgeld und egal, ob es das letzte war oder nicht, es kommt von Herzen, das sollte dir im Hinterkopf bleiben.

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  7. finde deine Einstellung das zu spenden gut.
    geschieht selten genug, das das Geld so verwendet wird. Insbesondere wenn es aus der Richtung kommt.

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  8. puh...
    aber eine schöne geste, zu spenden.

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