Montag, 16. Januar 2012

Duseltag

Dass der Januar der lausigste Monat für das Taxigewerbe ist, ist ein alter Hut. Deshalb habe ich mir auch die erste Woche des Jahres frei genommen. Die Weihnachtsfeiertage waren schon schleppend verlaufen und auch das vorige WE, mein erstes WE im Januar, war nicht gerade von Euphorie geprägt. Was würde wohl dieses WE bringen?

Ich weiß nicht, ob man sich als Aussenstehender so richtig in die Gefühlslage eines Taxlers hineinversetzen kann. Frühmorgens aus dem Bett gequält. Unmotiviert, ob der trüben Aussicht auf einen umsatzarmen, quälend zähen Tag. Saudummes Rumstehen mit null Aussicht auf eine Fahrt in der nächsten Stunde, wenn man überhaupt noch einen Platz auf einer der völlig überfüllten Halten gefunden hat.
Der Reader ist schon am Vormittag leer gelesen und das Buch, das man sich vorgenommen hat zu lesen, natürlich wieder zu Hause gelassen.

Dass ich am Samstag dann doch noch glimpflich davon kam. ist alleine mehreren Duselfahrten zu verdanken. 5 oder 6 Mal wurde ich schon von der Rücke weggepflückt.

Das erste Mal bereits am frühen Morgen am Ostbahnhof. Ein Türsteher, den ich schon zweimal gefahren habe, erkannte mich und stieg ein. Nicht unbedingt weit will er immer, aber immerhin doch nach Neukölln.
Dass man auch in anderen Jobs so seine Probleme haben kann, offenbarte er mir im Gespräch. Er wolle sich beruflich nun etwas umorientieren. So langsam werde er zu alt für den Job. Und obwohl er meinte, dass er in seinem Berufsleben ja noch Glück gehabt hätte, mit seinen nur 3 Nasenbeinbrüchen und einer gebrochenen Hand, müsse man es ja nicht drauf anlegen.

Auch am Hilton und am Adlon kam ich relativ schnell wieder weg, ohne mich bis nach vorne durchkämpfen zu müssen. Am Hilton sogar mehrfach. Und hier hatte ich dann die alles entscheidende Tour.

Ein älteres Paar, mit null Deutsch- oder Englischkenntnissen ausgestattet, mit nur jeweils einer Tüte des direkt an der Halte liegenden Schokoladens bewaffnet, verlangte: "Aäroport... Moskau!" Eine etwas unscharfe Angabe, da von beiden Berliner Flughäfen nach Moskau geflogen werden kann. Da meine Russisch-Kenntnisse in etwa dem Niveau ihrer Deutschkenntnisse entsprechen, mussten wir mittels Zeichensprache und dem einzigen russischen Wort, das mir zu Verfügung steht, das genaue Fahrziel eruieren. "Aeroflot?" Das "да" hat in seiner Aussprache durchaus Ähnlichkeit mit unserem JA und als sie endlich auch das Ticket rauskramten, auf dem das Zauberkürzel SXF zu erkennen war, war alles klar. Was 'n Dusel. 

Nur - was mir meine langjährige Erfahrung zeigt: Auf solch einen Duseltag folgt fast immer der Pechtag. Das ist so. Jenseits jeglichen Aberglaubens und himmlischer Verschwörungstheorien. So habe ich am Sonntag lieber blau gemacht, schone mich und freue mich auf nächste Woche. Da geht dann wieder alles von ganz alleine.

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