Mittwoch, 23. September 2009

Hamburg - Berlin

Gleich vorweg, ich bin wirklich der Aller-Allerletzte, der mit Ressentiments und platten Verallgemeinerungen irgendwelchen regionalen Grabenkämpfen das Wort reden will. Sowas läuft bei mir unter Lokal-Chauvinismus. Aber aus aktuellem Anlass, möchte ich hier jetzt mal ausführlich auf meine Äussserung, die Hamburger und die Berliner seien sich nicht grün, eingehen.

Dass es eine Rivalität zwischen diesen beiden deutschen Großstädten gibt, war mir vor meiner Zeit als Taxifahrer völlig unbekannt! Im Gegenteil. Ich war zwar erst einmal zuvor in Hamburg,  war aber völlig fasziniert vom Hamburger Hafen, auch weil mich Schiffe schon seit meiner Kindheit interessiert haben. Auch den Hamburger Fischmarkt, auf dem ich einen ausführlichen Kneipenbummel am frühen Morgen mit einem Heringsbrötchen beendet hatte, empfand ich als einzigartig.

Während meiner Zeit als Taxifahrer hatte ich dann aber ein paar, sagen wir mal seltsame Hamburger Fahrgäste.

Zum Beispiel die Fotografin im letzten Post.

Da war der ältere Fahrgast, der unbedingt von seinem Hotel zu einem Restaurant im Hamburger Bahnhof wollte, weil er sich da ein bisschen zu Hause fühlen konnte (Das war ernst gemeint. Seine ihn begleitende Tochter saß kopfschüttelnd daneben).

Da waren die ungefähr Mitt-Dreissiger, die mich so was von oben herab behandelt haben, wie ich es vorher und nachher nicht mehr erlebt habe.

Ausserdem fiel mir vielfach auf, dass bei Fahrten mit Hamburger Fahrgästen, die ich auf bestimmte Sehenswürdigkeiten in der Stadt aufmerksam machte, mit 90%iger Wahrscheinlichkeit ein: "Das haben wir in Hamburg auch" kam. Ständig waren sie dabei, ihre Stadt mit Berlin zu vergleichen. Sehr häufig musste ich mir Geschichten von Hamburger Sehenswürdigkeiten anhören, obwohl wir ja gerade durch Berlin fuhren. Wirklich, damals war ich noch nicht selektiv in meiner Wahrnehmung, was ich zugegebener Maßen heute etwas bin.

Ein Fahrgast (HH) mit zwei Begleitern, die ich zum Auswärtigen Amt fuhr, war nur am Ablästern, obwohl ihn seine zwei Begleiter von den Vorteilen Berlins zu überzeugen versuchten. Er meinte ständig, dass Berlin dieses noch müsste, jenes weniger müsste, dort noch was unternehmen sollte, so dass ich ihn ansprach, ob er denn aus Hamburg komme (zu dem Zeitpunkt war ich schon etwas sensibilisiert). Daraufhin war erstmal Ruhe.

Ein weiterer Fahrgast, Vorstandsberater eines großen Konzerns, den ich mehrfach fuhr, bat mich immer darum, nicht über Kreuzberg zum Hauptbahnhof zu fahren: "Berlin ist ja schlimm, aber Kreuzberg ist das allerletzte. Diese Menschen hier."

Ich sprach dann mal einen, mir sehr vernünftig erscheinenden HHler auf dieses Phänomen an. Das war der besagte Vattenfall-Fahrgast (wohl ein höheres Tier). Der hat mir das sehr ausführlich erklärt. Auch er sei früher auf Konfrontation mit Berlin gewesen. Erst durch den ständigen Aufenthalt beruflicher Natur, sei er zu einer anderen Einstellung zu Berlin gekommen. Er habe irgendwann seiner Familie vorgeschlagen, ihn für ein paar Tage in Berlin zu besuchen, was diese zuerst strikt abgelehnt hätte (wie wird man da behandelt). Sie ließen sich aber doch überreden. Und fanden dann Berlin nicht mehr sooo schlimm. Auf meinen Einwurf, dass aber der Hamburger Hafen auf mich sehr faszinierend gewirkt habe, entgegnete er: "Aber kulturell kann doch Hamburg Berlin nicht das Wasser reichen."
Er sei jetzt zu dem Schluss gekommen, dass es beiden Städten gut gehen muss.

Ganz meine Meinung!

Eine private Analyse dieser Rivalität möchte ich nicht machen, Und ganz so schlimm finde ich es auch nicht. Frage mal einen Kölner nach Düsseldorf. :-)

Umzug von Berlin nach Hamburg.

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