Donnerstag, 31. Januar 2013

Zeuge (2)

Es war einer dieser trüben Tage, die ihm das Taxifahren manchmal so quälend machen. Der Taxifahrer K. drehte seine Runden durch Berlin-Mitte und alle seine üblichen Halten waren knüppeldicke voll. Am Hilton standen sie schon bis weit in die Mohrenstraße hinein in zweiter Spur, am Gendarmenmarkt war gar kein Platz und auch an Charlotten/Behren standen unverhältnismäßig viele Kollegen dumm in der Gegend rum.

Letzter Versuch: Rum um die Ecke und beim Grand-Hotel vorbeigeschaut. Dort stellt er sich nur ganz selten an, da diese Halte Freiwild für Menschen ohne Kenntnisse der Straßenverkehrsordnung zu sein scheint und die regelmäßig von Privat-PKWs zugeparkt ist.

Das ist immer wieder ärgerlich und sein Arzt hatte ihm geraten, auf seinen Blutdruck zu achten. Aber diesmal standen dort immerhin nur vier Kollegen und nur ein Falschparker, vor den er sich noch drücken konnte.
Gesagt, getan. Beim auf die Halte quetschen konnte er noch erkennen, dass in diesem PKW eine Gruppe von Menschen saß – und seelenruhig Pizza oder Döner aß. Er stieg aus und ging auf die Truppe zu und fragte den soeben aus dem Auto aussteigenden Beifahrer:

„Na, schmeckt es denn? Sie wissen aber wohl, dass das hier eine Taxihalte ist.?“
und zeigte auf das deutlich sichtbare Verkehrsschild, das für alle, ausser Taxis, ein absolutes Halteverbot bedeutet.


„Ja schmeckt. Und ich darf das. Ich bin Polizist.“

Äh, das hatte er doch schon mal erlebt. Unbeeindruckt von diesem Outing wollte K. noch etwas erwidern, aber da hatte sich der Kollege, der vor ihm stand schon aus seinem Fahrzeug begeben und mischte sich ein. Der Kollege, anscheinend ein Stammfahrer an dieser Halte, hatte einen etwas ruppigeren Tonfall am Leibe, als K., der ja auf seinen Blutdruck achten soll.
Sein Kollege diskutierte nun etwas erregt und zückte sein Mobiltelefon, um mit einem Anruf beim Ordnungsamt zu drohen.

Jetzt wiederholte der Beifahrer seine Aussage: „Ich bin Polizist.“ Und zückte dieses Mal aber seinen unter dem Sweat-Shirt verborgenen Dienstausweis.

Dann fiel der für den Kollegen verhängnisvolle Satz. In diesem Satz kam das Wort "blöde" vor. Im Zusammenhang mit dem sich soeben ausweisenden Beamten. Blöd dumm verhalten von seinem Kollegen, anders kann man das nicht sagen.


K. wunderte sich darüber, dass der Kollege den Ernst der Lage nicht verstand. K. drehte nun der Szenerie den Rücken und das Unheil nahm seinen Lauf.

Das Wörtchen "blöde" war zu viel für den Zivilbeamten. Er forderte den Kollegen auf, seinen Personalausweis zu zeigen, da dies eine Beleidigung sei und er nun gedenke ihm eine Anzeige zu verpassen. Nun drehte der Kollege sich um und ging zu seinem Wagen. Der Beamte ging ihm hinterher und hielt ihn am Arm fest. „Ihren Ausweis, bitte!“

Es entspann sich eine Diskussion, in dessen Verlauf von Seiten des Zivilbeamten immer wieder das Wort Personalausweis und auch das Wort Handschellen fiel.

Inzwischen hatte der Zivilbeamte wohl Unterstützung angefordert.

Wie samstags üblich, fand gerade in Mitte eine Demonstration statt und innerhalb von wenigen Minuten war die Taxihalte von drei Mannschaftswagen eingekeilt und der ohnehin durch die demonstrationsbedingten Umleitungen stark beeinträchtigte Verkehr brach an dieser Stelle komplett zusammen. Es entstand ein gewisses Durcheinander von Zivilbeamten, uniformierten Polizisten und Taxifahrern.
K. saß inzwischen wieder in seinem Auto und bestaunte kopfschüttelnd die Auswirkungen dieses kleinen bösen Wörtchens.

K. als Zeuge und sein Kollege mit der Beleidigung wurden nun zum Warten auf die reguläre Streife, die man anscheinend bestellt hatte, verdammt.

Die kam jedoch nicht so schnell und einer der Mannschaftswagen blieb bis zum Eintreffen der Streife vor Ort.

Als die Streife K.s Personalien aufnahm, fragte K. nach:

„Was macht denn ein Undercover Agent Pizza essend auf einer Taxihalte. Ihm muss doch bewusst sein, dass er damit den Arbeitsplatz von Taxifahrern blockiert. Was würden sie sagen, wenn sich jemand einfach in ihren Mannschaftswagen setzen würde, um seinen Döner zu essen?“

Der Streifenpolizist war ein durchaus umgänglicher Zeitgenosse und beantwortete K.s provokante Frage tatsächlich:

„Es kann durchaus sein, dass im Rahmen eines Dienstauftrages so eine Maßnahme gerechtfertigt ist. Ich selber habe ähnliches schon bei Undercover Einsätzen in Neukölln auch getan.“

Die ganze Aktion dauerte ca. 20 Minuten und da es so und so gerade keine andere sinnvolle Beschäftigung für K. zu geben schien, blieb er einfach an der Halte stehen.

Die Gedankenspielereien, welchen Auftrag der Zivilbeamte denn gehabt haben könnte, ließen ihm die weitere Viertelstunde wie im Flug vergehen. NEIN, einen Auftrag Taxifahrer zu Beleidigungen zu provozieren, den kann es nicht gegeben haben. So einen blöden Auftrag würde die Polizei nie geben. Nein, nein und nochmals nein. Solche Gedanken gehören in das Reich der Verschwörungstheorien. Sein Auftrag MUSS mit der Demonstration zusammenhängen. Und dann haben die einfach Hunger gekriegt.
Und was mit absoluter Sicherheit feststeht, er wird es nie erfahren.


K.s Ausharren aber wurde belohnt. Das Hotel gegenüber hatte ihm eine Fahrt nach TXL zu bieten, wonach er, immer noch mit einem "wtf, was war da denn los?", Feierabend machen konnte.

Und immerhin hatte sich heute sein Grundsatz, niemals irgendwelche Menschen zu bepöbeln bestätigt. Aber dass der Ausdruck „blöde“ schon zu den Beleidigungen gehört, das war ihm neu.

Dienstag, 29. Januar 2013

Zeuge

Wenn heute Abend in der Tagesschau von einer größeren Explosion in Berlin-Kreuzberg die Rede sein wird, dann... dann hat es mich zerrissen.

Ich bin seit Samstag Zeuge in einem laufenden Verfahren wegen Beamtenbeleidigung eines Kollegen gegen einen Zivilbeamten der Polizei. Wieviel ich über diese Begebenheit hier öffentlich machen darf, weiß ich nicht genau.
Vielleicht, wenn man es in einer fiktiven Form erzählt?
Zum Beispiel so:

Wäre es theoretisch denkbar, dass es einen Dienstauftrag für einen Undercover-Beamten gibt, der beeinhaltet, sich mit zwei jungen Frauen in einem Privatfahrzeug auf eine Taxihalte zu stellen und Pizza  oder Döner zu essen und dadurch den kompletten Verkehrsfluß zu behindern, da die Kollegen den Halteplatz nicht mehr anfahren können?

 Hat jemand einen Tipp für mich, was zulässig an Veröffentlichung ist und was nicht?

(Fotos, die das ganze dokumentieren gibt es natürlich auch.)


Dienstag, 22. Januar 2013

Waren Sie schon mal dort?

Ich fahre eine Dame im besten Alter zum Flughafen nach Tegel. Wir unterhalten uns ausgezeichnet und ich kann ihr eine Menge für sie Neues über Berlin erzählen. Beim Aussteigen direkt an ihrem Gate - sie steht schon neben dem Wagen:

"Eines müssen Sie mir aber noch erklären. Was hat Sie als Schwabe nach Berlin verschlagen?" (Ja, dieses Idiom kriege ich einfach nicht los.)


"Waren Sie schon mal dort?"

"ICH BIN GEBORENE SCHWÄBIN"

"Und warum fragen Sie dann?"

Ihr Unterkiefer klappte herunter, sie riss die Augen weit auf - sie rang nach einer schlagfertigen Antwort. Sie hob den Zeigefinger und nickte vor sich hin:

"So eine gute Antwort habe ich jetzt nicht erwartet." 

Drehte sich um und ging zum Gate.

Ihr Flieger ging übrigens nach München.


(Auf das Thierse-Weckle-Schwaben-Free-Schwabylon-Spätzle-Kollwitz-Attentat Drama und seine Folgen gehe ich bewusst nicht ein. Ist mir zu albern.)

Montag, 21. Januar 2013

Anstrengend, aber erfolgreich

Mal anders rum - Fahrgäste stehen Schlange für ein Taxi. 

Gesehen letzte Woche in der Luckenwalder Straße während der Modemesse "Premium".

Es war anstrengend, aber jetzt im Rückblick ist es ein gutes Gefühl und es hat sich gelohnt.
Vor allem die täglichen Touren zur in Schönefeld liegenden "Panorama Modemesse" hatten es mir angetan.
Ich habe mir jedesmal überlegt, dort auf eine Rücktour zu warten. Aber das Berlin ExpoCenter Airport, in dem die Messe stattfand, liegt nun mal auf dem Hoheitsgebiet des Landkreises Dahme-Spreewald. Und die dort sind nicht gut auf Berliner Taxifahrer zu sprechen. (Gerüchteweise hat auch das Ordnungsamt von LDS die Berliner Kollegen wieder verjagt.)

Die nächsten Highlights finden dann Anfang Februar statt. Zeitgleich die Fruit Logistica und der Beginn der Berlinale.


Sonntag, 13. Januar 2013

Gute Aussichten

Der Himmel über dem Tempelhofer Feld
 Okay, ich gebe es zu. Ich habe da an ein paar Reglern rumgespielt. In Wirklichkeit sah es eher so aus, auf dem Tempelhofer Feld. Nach wie vor einer meiner Lieblingsplätze in Berlin.
Im Hintergrund an den Hangars sieht man ungewohnte Aktivitäten. Das sind die Vorbereitungen zur besten Messe für Taxifahrer, die es in Berlin gibt. Die Bread and Butter startet am Dienstag.
Nachdem ich mir die ersten beiden Januarwochen frei genommen habe, arbeite ich ab Dienstag 6 Tage hintereinander. Und anscheinend hat man in Berlin dazugelernt. Früher fand die Bread and Butter (und natürlich auch die Premium) von Mittwoch bis Freitag statt. Am Freitag aber begann schon die Grüne Woche. Nicht ganz so taxiintensiv, aber doch auch schon was los. Am Freitag war dann in ganz Berlin so gut wie kein Taxi zu kriegen. Da die beiden Modemessen nun schon am Donnerstag enden, könnte es etwas entspannter zugehen. Gut so. Jetzt gibt es einen Tag mehr, an dem man problemlos gute Umsätze einfahren kann. 

Donnerstag, 3. Januar 2013

El Vocho

Die Älteren unter uns kennen ihn noch, den Buckel Porsche.
In Deutschland müssen Taxis aber vier Türen haben. 

Dieser Türschließer ist schon genial.
Ich habe mehrere dieser deutschen Wunderautos gefahren. Besonders im Winter ein Vergnügen (abgesehen von der miesen Heizung). Besonders bei Glätte an Steigungen, die dicken Daimler im Rückspiegel immer kleiner werden lassen. ;-) 
Hätte ich mal diesen Käfer mit Faltschiebedach behalten und restauriert - die eine oder andere Schicht könnte ich mir heute nach einem Verkauf wohl sparen.

Spiegel-Artikel noch von 2008
Und noch einmal Spiegel 
Schön die Fotogalerie bei volkswagen-classic.de