Dienstag, 22. Januar 2013

Waren Sie schon mal dort?

Ich fahre eine Dame im besten Alter zum Flughafen nach Tegel. Wir unterhalten uns ausgezeichnet und ich kann ihr eine Menge für sie Neues über Berlin erzählen. Beim Aussteigen direkt an ihrem Gate - sie steht schon neben dem Wagen:

"Eines müssen Sie mir aber noch erklären. Was hat Sie als Schwabe nach Berlin verschlagen?" (Ja, dieses Idiom kriege ich einfach nicht los.)


"Waren Sie schon mal dort?"

"ICH BIN GEBORENE SCHWÄBIN"

"Und warum fragen Sie dann?"

Ihr Unterkiefer klappte herunter, sie riss die Augen weit auf - sie rang nach einer schlagfertigen Antwort. Sie hob den Zeigefinger und nickte vor sich hin:

"So eine gute Antwort habe ich jetzt nicht erwartet." 

Drehte sich um und ging zum Gate.

Ihr Flieger ging übrigens nach München.


(Auf das Thierse-Weckle-Schwaben-Free-Schwabylon-Spätzle-Kollwitz-Attentat Drama und seine Folgen gehe ich bewusst nicht ein. Ist mir zu albern.)

9 Kommentare:

  1. In den zwanziger Jahren und/oder früher sollen die ganzen "echten" Berliner alle aus Schlesien gekommen sein. Insofern wäre Thierse so etwas wie ein Fossil ;-)
    Im übrigen finde ich es (aus der Ferne) bemerkenswert mit welchem Ernst diese kindische Diskussion geführt wird.

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  2. Deine Antwort war in der Tat schlagfertig - und nachvollziehbar ;-)

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  3. Schöne Antwort. Kannste ja froh sein. dass sie Dir nicht gleich einen Teller Spätzle über'm Kopf ausgeleert hat!

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    1. Ich habe es immer noch vor Augen, wie sie da steht. Mit erhobenem Zeigefinger, Mund offen, leicht vor sich hin nickend. ;-D

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  4. Hast du es herausgehört, dass sie Schwäbin war? Und naja, wenn sie schlagfertig gewesen wäre, hätte sie sagen können, dass sie halt deine Beweggründe hätte erfahren wollen.

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    1. Ehrlich gesagt, angehört hat man es ihr nicht. Was für mich umso frustrierender ist, weil es beweist, dass es möglich ist, trotz des Makels der regional sprachlichen Benachteiligung gutes Deutsch zu reden.
      Meine Antwort "Waren sie schon mal da?" IST mein Beweggrund.
      DU scheinst noch nicht dagewesen zu sein. ;-)

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    2. Gutes Deutsch geht doch auch mit mehr oder weniger deutlichem "dialektalem Akzent" und ist nicht gleichbedeutend mit akzentfreiem Hochdeutsch. Wenn ich von deinem Schreibstil auf das gesprochene Wort schliesse, kann es nicht so schlimm sein.

      Gestern hörte ich ein Interview mit dem Leiter des Londoner Victoria-und-Albert-Museums. Und der konnte seine schwäbische Herkunft so wenig verleugnen wie z.B. Schäuble.
      http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/fazit/1987673/

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    3. @Bernd
      Ich habe in meinem Leben erst einmal meine eigene Stimme (extern) gehört. Und das war soo schlimm, dass ich mir vorgenommen habe, nie, nie wieder. Die Reaktionen fremder Menschen ist sehr unterschiedlich. Von: "Aha, ein Schwabe" nach meinen ersten Wörtern, bis: "Das hört man ihnen gar nicht an" ist schon alles dagewesen.
      Aber natürlich heißt das auch bei mir im mündlichen: "Das ist" und nicht: "Dees isch". :-(
      Ja, der Herr Roth hat ein deutliches Idiom. :-)
      Den Herrn Löw ertrage ich aber nicht!

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