Wenn ich morgens ins Taxi einsteige, schalte ich als erstes das Funkgerät ein. Bei unserem altmodischen, aber für mich ganz praktikablen Sprachfunk werden zu jeder Viertelstunde die Vorbestellungen vorgelesen, ja so richtig gelesen und gesprochen.
Vielleicht ist ja was für mich dabei. So war es diesmal auch: Vorbestellung am Schlesischen Tor zu 6 Uhr. Das schaffe ich locker. Natürlich stand am Schlesischen schon einer. Okay, erstmal abwarten. Vielleicht tut sich ja noch was. Wenn ich jetzt abhauen würde und in 5 Minuten die Vorbestellung über den Äther geht und das Schlesische wäre "ohne" - mein Hinterteil würde ganz schön schmerzen, weil ich so heftig in dasselbe gebissen hätte.
Und tatsächlich, zwei Fahrgäste näherten sich der Halte. Natürlich sprachen sie zunächst den ersten Kollegen an. Und eigentlich hätte der sie auch tranportieren
müssen, immerhin gilt auch für solche Fälle die Beförderungspflicht.
Tat er aber nicht. Er verwies die zwei an mich.
Sie stiegen ein und ich war schon neugierig, welche Ausrede er sich hatte einfallen lassen:
"Was hat denn der Kollege gesagt?"
"Er hätte eine Vorbestellung."
Da musste ich schon lachen. Die hätte ich dann ja gehabt. Aber was soll's, sollte ich jetzt mit dem Kollegen einen Streit anfangen? Nee, ich nehme es wie es kommt.
Die Tour brachte 11 Euro und ich war eher erfreut über den zügigen Start als irgendwie verärgert über solch einen Umsatzgeier. Ich cruiste anschließend wieder in Richtung Partyzone und bekam noch eine Kurzstrecke. Etwa eine halbe Stunde später kam ich Ostbahnhof vorbei. Mal schauen, ob sich dort während meines Urlaubs etwas getan hat mit der
Riesenbaustelle.
Und wer stand da an zweiter Position? Der gierige Kollege von vorhin. Seine so wichtige Vorbestellung ging nur zum Bahnhof. Eine Tour von maximal 7 Euro.
Bin ich ein böser Mensch, wenn ich in
solchen Momenten immer etwas Schadenfreude empfinde?