Montag, 23. Dezember 2013

Große Aufregung

Das war ja eine große Aufregung am Wochenende rund um den Pariser Platz und das Hotel Adlon. Hat ja bestimmt jeder, und sei es nur am Rande, mitgekriegt, dass der Ex-Oligarch Михаил Борисович Ходорковский nach einer Amnestie von Putin aus dem Gefängnis entlassen wurde, nach Berlin geflogen ist und nun im Hotel Adlon wohnt. Ungefähr 200 Meter von der Russischen Botschaft entfernt.
Das wusste ich am Samstagmorgen schon, war aber trotzdem gespannt, was da an meiner Lieblingshalte so los sein würde. Wow, jede Menge Presse, Kameras und Stative.
Unmöglich, alle Stative auf ein Bild zu kriegen
Fotografen zu fotografieren mache ich gerne
Und wie immer, wenn Fotografen und Kameras vor einem Hotel gebündelt auftreten sind Schaulustige nicht weit.
Nein, George Clooney is NOT inside.
"Wissen Sie, wer da drin ist?"
"Nein." log ich einen der Gaffer an. "Aber Sie müssen doch wissen, warum Sie hier rumstehen."

Nö, wusste er nicht, blieb aber trotzdem stehen.

Dass der Fahrgast, der bei mir am Sonntag dann einstieg, irgendwas mit der Sache zu tun haben musste, wurde mir schnell klar, denn eine ganze Horde Kameramänner verfolgte ihn und filmte meine Abfahrt zu einem nahe gelegenen Hotel, in dem er wohnte. Also schon mal 5,40€ verdient an der Sache.
Aber eigentlich hätte ich seinen Sohn Pawel  (engl.) auch so erkannt, denn in den Nachrichten vom Vortag war er schon in den Medien. Er gab vor dem Hotel ein Statement ab, das auch in der Abendschau ausgestrahlt wurde.

Ein echter Sunny Boy und auch durchaus gesprächig.

Einen richtigen Verdienst hatte ich aber erst am Sonntagnachmittag. Ein englischer Journalist, der eigens für die PK von Chodorkowski (Presse kopfschüttel.) angereist war, hatte es sehr eilig zum Flughafen Schönefeld zu kommen. Was diesem schleppend verlaufenden Sonntag sehr gut tat.

Noch eine persönliche Bemerkung von mir. Einen Satz aus der TAZ klaue ich jetzt einfach mal: 
"Wer Chodorkowski sagt, muss auch Snowden sagen."
(Stimmt zwar nicht ganz, da es für Chodorkowski kein Auslieferungsgesuch gibt. Trotzdem sollte man wegkommen von diesem Kalten-Krieg-Denken: Amerika = Gut, Russland = Böse)




Sonntag, 22. Dezember 2013

Live

Live vor dem Adlon.

Donnerstag, 19. Dezember 2013

An Rande eines Arbeitstages (8)

Die Dame war sichtbar im Stress:

"Zum Kupferstichkabinett!" (ohne bitte)

"Meinen Sie das Kupferstichkabinett am Kulturforum?"

"Ich weiß nicht, wo das ist."

"Ich nehme an, Sie meinen das am Matthäikirchplatz/Kulturforum? Ein anderes ist mir nicht bekannt."

"Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur, dass ich da in 5 Minuten eine Führung machen muss. Wissen Sie nun, wo das ist, sonst fahre ich mit einem Ihrer Kollegen."

Und schwupps, öffnete sie die Tür und stieg wieder aus.

Man wird sich ja mal vergewissern dürfen, ob man mit dem Fahrzielwunsch seines Fahrgasts übereinstimmt.

Und ich dachte immer, jemand der Besucher durch ein Museum führt, sollte auch über die Bestände Bescheid wissen, ergo auch schon mal dort gewesen sein.

Im Rückspiegel beobachtete ich noch, wie sie die Schlange hinter mir abklapperte und beim ungefähr 5. Kollegen einstieg.


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Die Fahrt dauerte unter zwei Minuten. 4,80 Euro standen auf dem Taxameter. Er bezahlte mit einem 10er, ließ sich alles auf Euro und Cent rausgeben:

"And a receipt please."

Es ging mit mir durch, vermutlich saß ich doch etwas zu lange am Steuer.

Zum ersten Mal fügte ich auf einer Quittung einen persönlichen Kommentar hinzu:

4,80 Ausrufezeichen. Als ! natürlich


Montag, 16. Dezember 2013

Eher unwahrscheinlich

(Ich war ein paar Tage unterwegs und dieser Post ist noch vom vorletztem Wochenende liegengeblieben.)

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit einzustufen, morgens um Viertel vor 7, noch im Dunkeln und bei absolutem Scheisswetter (ekliger Nieselregen) auf der Rückfahrt einer schönen Tour vom Ostbahnhof zum Flughafen Schönefeld, in der Kiefholzstraße auf dem Häuser-, Menschen- und Autolosen Stück zwischen Dammweg und Elsenstraße einen Koffer rollenden Menschen einladen zu können, der zum Flughafen Tegel möchte?
Genau, schätzungsweise gegen Null.
Deshalb war mein Bremsweg auch etwas länger als gewöhnlich, als der Arm hochzuckte.
Aber cooler Arbeitsbeginn.

(Irgendwie stehe ich ja auf Schachtelsätze.)

Freitag, 13. Dezember 2013

Towerplatz (4)

Ja, ja, der Towerplatz und das Ausladen der Fahrgäste am Flughafen Tegel.

Am Terminal C herrscht seit geraumer Zeit Chaos. Morgens in der Zeit von 8 - 10 Uhr ist dort gar kein Durchkommen mehr. Das liegt liegt unter anderem an den Schwachmaten unter den Kollegen. Und an der unsäglichen Taxi-Service-Politik des Flughafenbetreibers. Ich will jetzt nicht ins Detail gehen, was die Situation vor Ort anbelangt, aber um zu den durchaus ausgewiesenen 5-6 Ausstiegsmöglichkeiten zu gelangen, muss man den gleichen Zufahrtsweg benutzen wie die Kollegen, die dort Fahrgäste abzuholen gedenken. Und wenn bei denen vorne keiner weg kommt, verstopfen sie ergo auch die Zufahrt zum Ausladeplatz. Unmöglich zu genannter Uhrzeit seine Fahrgäste zivilisiert auszuladen. Also muss man sich zu helfen wissen. Die Fahrgäste sind ja nicht mit uns dahin gefahren, um dieses unwürdige Schauspiel der Unfähigkeit des Berliner Flughafenbetreibers zu bewundern, sondern die wollen schlicht und einfach ihren Flug kriegen. Und dann dort Strafzettel zu verteilen, das bezeichne ich als pure und absichtliche Schikane des Ordnungsamts. Das ja sonst gar nicht so dienstbeflissen ist.

So empfand das auch ein Kollege, der wohl beim googeln auf meine bisherigen Beiträge zum Thema gestoßen ist. (1) (2) (3) Und er schickte mir seine Korrespondenz mit dem Ordnungsamt einschließlich der Veröffentlichungsgenehmigung per Mail.

Die Ordnungswidrigkeit
 Der Widerspruch
 Die Einstellung des Verfahrens
Ich betone jetzt explizit, dass das kein Aufruf zum zivilen Ungehorsam ist. Aber liebe Kollegen, macht was draus.

Mit Dank an elmy.

Montag, 9. Dezember 2013

Früh oder spät?

Schon gleich nach meiner Ankunft 1984 in Berlin faszinierte mich an der Stadt, dass hier auch andere Lebensentwürfe als ich sie bisher kannte, akzeptiert wurden.  Abseits der üblichen Nachtschichten und Schichtarbeiter gab es einen hohen Prozentsatz an Menschen, die sich ihr Geld jenseits der Arbeitszeit von 8 bis 17 Uhr verdienten. Zum Beispiel war mein erster Job in einer Kneipe in Schöneberg, und zwar in einer, die rund um die Uhr geöffnet hatte. Ich hatte da die Schicht von 3 bis 9 Uhr. Eine Zeit reich an Erfahrung für mich. Und interessante Menschen habe ich da kennengelernt.

Nu ja, inzwischen ist das ein bisschen anders: Nun beginne ich meine Schicht im Taxi morgens um 6 Uhr.
Meinem ersten Fahrgast am Sonntagmorgen erzählte ich, dass ich gerade erst angefangen habe. Er schaut mich irritiert an:

"Fängst du immer so spät an?" 

Man kann ja morgens um 6 Uhr was durcheinander bringen. Es sind erst 25% des Tages verstrichen und ich würde es inzwischen als früh bezeichnen. Das auch mal als Antwort auf die immer wiederkehrende Smalltalksfrage: "Und, wie lange musst du noch?" Trotzdem habe ich vollstes Verständnis für andere Tages- und Nachtrhythmen. Auch wenn es nicht mehr mein Ding ist.

Mittwoch, 4. Dezember 2013

Mein Geschenktipp

Kinder zu Hause? Schon alle Weihnachtsgeschenke eingekauft, um unter dem Weihnachtsbaum in diese strahlenden Augen blicken zu können? Hier mein Tipp: Wie wäre es mit mit ein paar LEGO-Bausteinen? Und einerAnleitung zur Herstellung eines Stop-Motion-Films?


Ein Meisterwerk von Bricktease. Fast besser als das Original. Na ja, fast.
via

Dienstag, 3. Dezember 2013

Concentration Camp



Ich muss gestehen, ich war noch nie dort. Weiß aber trotzdem wie man hinkommt.

Etwas kurios wie ich zu dieser Fahrt kam. Ich stand als Zweiter an der Halte am Pariser Platz. Beim Kollegen vor mir stiegen drei Personen ein. Und 1 Minute später wieder aus. Der Kollege trat zu mir ans Auto und erklärte mir, dass er keine Englisch verstünde und die gewünschte Zieladresse nicht verstanden hätte. Die Fahrgäste wendeten sich an das Personal des Hotels. Ich stand inzwischen auch neben dem Wagen und so sprach mich der Doorman des Hauses an, ob ich die Fahrgäste zur Gedenkstätte Sachsenhausen bringen könne. Ich schaute den Kollegen an, aber der hatte nur Fragezeichen im Gesicht. 

"Ich möchte, dass DU die Fahrgäste transportierst. Ich habe gerade einen Anruf von meinem Chef gekriegt, ich solle einen Fahrer aussuchen, den ich kenne und dem ich vertraue." 

Nun bestimmt so ein Doorman ja nicht, wer in welchem Taxi wohin fährt. Auch sein Chef nicht. Also habe ich den Vordermann noch mal angeschaut, ihm noch mal Konzentrationslager Sachsenhausen zugerufen, aber keine Reaktion seinerseits. Er stieg sogar wieder in sein Auto. Na gut, dann halt nicht. Irgendwie eine Schande für die Taxizunft in unserer Stadt, wie unwissend so manche Kollegen, was die Geschichte unserer Stadt und unseres Landes angeht, sind.

Die Konversation mit den spanischen Fahrgästen war nicht ganz so einfach. 
Das Ehepaar sprach ein sehr broken english und war auch etwas wortkarg. Besser in Englisch war der Sohnemann.  Auf meine Frage, wieso sie dieser Gedenkstätte einen Besuch abstatten möchten, kam die Antwort, ihr Sohn solle mal in ein paar Jahren in Deutschland studieren. Und sich vorher mit deutscher Geschichte beschäftigen. 

Natürlich spekuliert man bei solch einer langen Fahrt auch auf die Rücktour. So bin ich kurz mit reingegangen, um mich über die Länge ihrer Führung zu informieren. Ca. 3 Stunden hätte ich warten müssen. Hin und her gerissen (das Geld fahre ich auch in der Stadt ein. War auch so.) habe ich mich für einen Kurzdurchlauf mit ein paar Fotos entschieden. Was bleibt, sind die vielen Leerkilometer und das Wissen, mit welchem schwarzen Kapitel der deutschen Geschichte viele Menschen anderer Nationen Deutschland verbinden.

Montag, 2. Dezember 2013

Na geht doch, Berlin

Na also, geht doch. Muss man denn eigentlich immer erst auf den Putz hauen?

Der November ist zwar immer noch auf dem vorletzten Platz des Jahres gelandet, aber der Dezember fängt so richtig dolle an.
Und wieder einmal zeigte sich, kurze Fahrten sind kein Grund zum Jammern. Einen Fahrgast, der einen Laden im Gebäudekomplex des Adlons hat, zog es am Sonntagmorgen in die St. Hedwig-Kathedrale. Er bezahlte die 5,20 Euro Fahrt mit einem "Stimmt so" 10 Euroschein. Großzügig. Dass er sich das leisten kann, erklärte mir die Dame, die ich als Feierabendtour von genau seinem Laden nach Wannsee fuhr. Und diese 32 Euro Tour mit glatten 40 Euro beglich.

Nach der Fahrt zur St. Hedwig-Kathedrale hieß es für mich erstmal die üblichen verdächtigen Halten abklappern. Weit kam ich nicht, schon am Hotel Regent stand ein aufgeregt winkender Doorman mit zwei Kunden. Und zwei Koffern. Die Koffer wollten nach Schönefeld. Okay, deren Besitzer nahm ich auch noch mit.
Meine Frage, ob ich noch ein paar Sehenswürdigkeiten auf den Weg legen solle, wurde zweistimmig mit "Yes, Pleeaase." beantwortet.

Also vorbei am "Geburtsort" Berlins und seiner ältesten Kirche. Eigentlich hätten sie eine Busrundfahrt geplant, seien aber nicht mehr dazugekommen. Als "inconceivable" bezeichnete das norwegische Paar den ständigen Wechsel von Ost nach West-Berlin und wieder zurück, den man auf der Strecke entlang der East Side Gallery (Osten) über die Oberbaumbrücke nach Kreuzberg (Westen) weiter nach Treptow (Osten), über den Dammweg (Westen) und die Autobahn entlang des alten Grenzverlaufes (eigentlich Osten) nimmt, um am Flughafen Schönefeld endgültig in den tiefen Osten zu gelangen.

Und so wurde bei knapp 33 Euro Fahrpreis auf 40 aufgerundet.

"Da haben wir uns ja eine halbe Stadtrundfahrt gespart."

(Für diejenigen, die das Ding mit der Berliner Mauer auch 24 Jahre später noch nachvollziehen möchten, hier ein Link.)

Am Nachmittag herrschte dann endlich mal wieder der von uns so geliebte Taximangel am Sonntag. Schön für uns, nicht so schön für abreisende Gäste. Und noch weniger schön, diese vordrängelnden Taxikunden. Aber wie immer habe ich die Menschen, die mich schon auf den Zufahrtswegen zu den Halten abzufangen versuchten, ignoriert. Fackel aus und gut iss, ihr Assis.

Die zweithöchsten Umsatzzahlen des Jahres. Und das sogar mit einem ungewöhnlich frühen Feierabend. Weiter so Dezember!